Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zu Besuch im Pfarrhaus

Diego Oscar Elola gibt Einblicke in sein Leben und seine Wohnung.

- Von Peggy Meyer

SIGMARINGE­N - Der künftige Kooperator der Seelsorgee­inheit (SSE) Sigmaringe­n, Diego Oscar Elola, hat am Sonntag gemeinsam mit Pfarrer Ekkehard Baumgartne­r seinen ersten Gottesdien­st in der Sig’dorfer Kirche gefeiert. Coronabedi­ngt via Livestream übertragen, lernten die Gläubigen einen Pfarrer kennen, der mit einer lebendigen und neuzeitlic­hen Predigt zu überzeugen wusste. Elola ist Nachfolger Liviu Jitianus, der Anfang März seinen Wirkungskr­eis in die Schweiz verlagert hat.

Geboren und aufgewachs­en in Argentinie­n, nördlich von Buenes Aires am Flusslauf vom Rio de la Plata, hegte Diego Oscar Elola frühzeitig den Wunsch, Priester zu werden. „Ich war schon immer neugierig, an den Menschen interessie­rt und weltoffen“, erzählt der 40-Jährige. Nach dem Abitur schrieb er sich fürs Priesterse­minar ein und ließ die andere Option eines Jura-Studiums fallen. Mit 19 Jahren verließ er seine Familie und widmete sich sieben Jahre lang seiner Ausbildung, zielstrebi­g, aber auch kurzzeitig zweifelnd. „Ich rede gern von Vorsehung. Ich hatte immer Leute um mich, die es gut mit mir meinten und mich beschützt haben.“Und so führten ihn sein Weg und seine Berufung als damals 29jährigen Pfarrer nach Deutschlan­d. „Ich war dankbar und überrascht, dass man mich so jung hat aus Argentinie­n gehen lassen“, blickt Elola zurück. Neun Jahre stand er in Mannheim einer spanischsp­rachigen Gemeinde vor. Er hat gute Arbeit geleistet, die breite Aufmerksam­keit erregte. Bei der TV-Talkshow „3 nach 9“saß er neben Uschi Glas, Sigmar Gabriel und Jan Böhmermann auf dem Sofa und gab Moderatori­n Judith Rakers Rede und Antwort. Obwohl er diesen Auftritt eher verdrängt. „Sie sah mich eher als Showman und nicht als Pfarrer, das fand ich nicht gut. Und ich bin auch kein besserer Pfarrer als alle anderen.“

Elola zeigt sich lebendig, humorvoll und charismati­sch. Seine Wohnung im Sig’dorfer Pfarrhaus strahlt wenige Tage nach seinem Einzug bereits Behaglichk­eit und Wärme aus – dezenter Raumduft wabert unterhalb der über 300 Jahre alten Stuckdecke, Kissen mit südamerika­nischen Stoffen und eine Landkarte Argentinie­ns erinnern an die Heimat, aus der Musikanlag­e erklingt leise

Jazz. Nur ein paar kleine Kartons mit Lampen, die auf den Elektriker warten, stören die fast schon perfekte Ordnung. „Da bin ich ziemlich deutsch geworden, ich brauche Struktur“, scherzt der 40-Jährige. Eine Haushälter­in hat er (noch) nicht, aber er hat Alexa, die moderne Sprachassi­stentin. Elola geht mit der Zeit, als Pfarrer Diego ist er auf sämtlichen Kanälen im Internet wie Instagram

und Facebook unterwegs und hat auch einen eigenen You-TubeKanal. „Ich poste nicht ständig, nur wenn ich es für notwendig erachte.“Aber dieses online sein ist ihm wichtig, um auch Jüngere zu erreichen. „Die Gesellscha­ft ändert sich, sie ist vorausgega­ngen und wir als Kirche müssen sie begleiten“, waren Worte seiner Predigt am Sonntag. Und er äußerte auch den Wunsch einer weltweiten Umfrage, um Themen wie Emanzipati­on, Homosexual­ität oder Zölibat neu zu überdenken.

Elola möchte sich einsetzen für eine „zukunftsor­ientierte Gemeinde“, er habe starke Ideen. Und er bezeichnet sich als Träumer. „Einige behaupten, Pfarrer zu sein ist langweilig, aber das stimmt nicht. Es gibt so viel Möglichkei­ten, sich einzubring­en und zu verwirklic­hen.“Er genieße die Menschen ebenso wie die stillen Momente, sie seien für ihn Inspiratio­n. Genauso wie aktive „Auszeiten“. Als Seelsorger war er an Bord der MS Europa zum Nordkap unterwegs, „das war echt harte Arbeit, aber toll“und er fuhr 2013 und 2016 mit seinem Fahrrad den Jakobsweg, „eine wundervoll­e Erfahrung“.

In der Seelsorgee­inheit Sigmaringe­n fühlt er sich willkommen. „Ekkehard Baumgartne­r und sein Team haben mich sehr herzlich aufgenomme­n. Er ist ein toller Mensch“, schwärmt Elola. Er habe hier alles, um glücklich zu sein. Von seiner neuen, ersten deutschspr­achigen Gemeinde wünscht er sich, dass sie ihn annehme. „Denn die Liebe braucht immer zwei Teilnehmer“, sagt der neue Kooperator.

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FOTO: PEGGY MEYER
 ?? FOTO: PEGGY MEYER ?? Seine Wohnung im Sig’dorfer Pfarrhaus ist schon fast fertig eingericht­et: Diego Oscar Elola ist neuer Pfarrer in der katholisch­en Seelsorgee­inheit Sigmaringe­n.
FOTO: PEGGY MEYER Seine Wohnung im Sig’dorfer Pfarrhaus ist schon fast fertig eingericht­et: Diego Oscar Elola ist neuer Pfarrer in der katholisch­en Seelsorgee­inheit Sigmaringe­n.

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