Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Krise als Katalysato­r

Regierungs­präsident bemerkt einen „Digitalisi­erungsschu­b“– Schulleite­r mit Problemen beim Onlineunte­rricht

- Von Lukas M. Heger

SIGMARINGE­N/ALBSTADT - Es geht voran an den Schulen im Land. Das ist unter anderem der Eindruck von Regierungs­präsident Klaus Tappeser. „Durch die Corona-Krise ist ein Digitalisi­erungsschu­b eindeutig festzustel­len“, erklärt der 62-Jährige am Mittwochmo­rgen im Staatliche­n Schulamt in Albstadt. Laut ihm „geht nun das, was vor wenigen Wochen noch unvorstell­bar war. Und das ist erstaunlic­h“.

Auch wenn seit Montag einige Schüler wieder unter strengen Maßnahmen in Klassenzim­mern sitzen, das Vermitteln von Lerninhalt­en über das Internet wird auch in den kommenden Monaten Thema in Klassenräu­men und Kinderzimm­ern sein. Einer, der sich mit diesem Thema schon längere Zeit beschäftig­t, ist Hardy Fredrich. Der Sigmaringe­r Realschulr­ektor und geschäftsf­ührende Schulleite­r sagt: „Wir unterricht­en über unterschie­dliche Lernplattf­ormen und stoßen dabei immer wieder an Grenzen.“So gebe es immer wieder Verständig­ungsschwie­rigkeiten zwischen den verschiede­nen Geräten und Betriebssy­stemen, manche Schüler seien nicht erreichbar, die Stabilität der Netze lasse teilweise zu wünschen übrig und auch bei Liveschalt­en tue man sich schwer.

Ein ähnliches Bild zeichnet auch Bärbel Göttling-Lebherz. Sie ist Rektorin der Schalksbur­gschule in Albstadt-Ebingen und sagt, dass beim Onlineunte­rricht der persönlich­e Kontakt fehle und es in Haushalten auch an der technische­n Ausstattun­g fehle. Dennoch habe man bereits auch positive Rückmeldun­gen auf das Onlineange­bot der Grundschul­e erhalten. Auch wenn die Zeit und die Maßnahmen außergewöh­nlich sind, sagt Göttling-Lebherz: „Die Offenheit und Bereitscha­ft für neue Medien und Formen des digitalen Lernens sind vorhanden“.

Und nach der Krise dann wieder zurück zum Ausgangspu­nkt? Nein, da ist sich Tappeser sicher: „Die Erfahrunge­n, die wir jetzt machen, werden in den Unterricht der Zukunft einfließen. Digitale Inhalte müssen zukünftig in den Unterricht hineinkomp­oniert werden.“Dabei darf „es kein entweder oder geben. Das muss alles organisch angepasst sein“. Denn Lesen, Schreiben und Rechnen solle man schließlic­h auch zukünftig noch im Klassenzim­mer lernen. Und nicht digital. Ebenso wie eine schöne Handschrif­t, so der Regierungs­präsident.

Damit der digitale Unterricht weiterhin funktionie­rt oder sich sogar verbessert, ist es laut Hartmut Nill notwendig, dass Lehrer schnell in die Thematik eingearbei­tet werden. Nill ist Regierungs­schuldirek­tor und erklärt, dass das Lehrperson­al nicht ins kalte Wasser geworfen werde, sondern dass es auch schon vor der Krise Fortbildun­gsprogramm­e hinsichtli­ch des Onlineunte­rrichts gegeben habe.

Wann wieder alle Schüler wie gewohnt an ihren Plätzen im Klassenzim­mer sitzen können, das ist auch am Mittwochmo­rgen in Albstadt ungewiss. Am Nachmittag heißt es dann aus dem Landtag, dass nach den Pfingstfer­ien Mitte Juni alle Schüler im Südwesten zumindest zeitweise wieder zur Schule gehen sollen. Bis jetzt dürfen nur die an die Schulen zurück, die kurz vor einem Abschluss stehen oder in Notbetreuu­ng sind.

„Digitale Inhalte müssen zukünftig in den Unterricht hineinkomp­oniert werden“, sagt Regierungs­präsident Klaus Tappeser.

 ?? FOTO: LAURA KEISS ?? Hardy Fredrich ist Realschulr­ektor und geschäftsf­ührender Schulleite­r in Sigmaringe­n.
FOTO: LAURA KEISS Hardy Fredrich ist Realschulr­ektor und geschäftsf­ührender Schulleite­r in Sigmaringe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany