Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Krise als Katalysator
Regierungspräsident bemerkt einen „Digitalisierungsschub“– Schulleiter mit Problemen beim Onlineunterricht
SIGMARINGEN/ALBSTADT - Es geht voran an den Schulen im Land. Das ist unter anderem der Eindruck von Regierungspräsident Klaus Tappeser. „Durch die Corona-Krise ist ein Digitalisierungsschub eindeutig festzustellen“, erklärt der 62-Jährige am Mittwochmorgen im Staatlichen Schulamt in Albstadt. Laut ihm „geht nun das, was vor wenigen Wochen noch unvorstellbar war. Und das ist erstaunlich“.
Auch wenn seit Montag einige Schüler wieder unter strengen Maßnahmen in Klassenzimmern sitzen, das Vermitteln von Lerninhalten über das Internet wird auch in den kommenden Monaten Thema in Klassenräumen und Kinderzimmern sein. Einer, der sich mit diesem Thema schon längere Zeit beschäftigt, ist Hardy Fredrich. Der Sigmaringer Realschulrektor und geschäftsführende Schulleiter sagt: „Wir unterrichten über unterschiedliche Lernplattformen und stoßen dabei immer wieder an Grenzen.“So gebe es immer wieder Verständigungsschwierigkeiten zwischen den verschiedenen Geräten und Betriebssystemen, manche Schüler seien nicht erreichbar, die Stabilität der Netze lasse teilweise zu wünschen übrig und auch bei Liveschalten tue man sich schwer.
Ein ähnliches Bild zeichnet auch Bärbel Göttling-Lebherz. Sie ist Rektorin der Schalksburgschule in Albstadt-Ebingen und sagt, dass beim Onlineunterricht der persönliche Kontakt fehle und es in Haushalten auch an der technischen Ausstattung fehle. Dennoch habe man bereits auch positive Rückmeldungen auf das Onlineangebot der Grundschule erhalten. Auch wenn die Zeit und die Maßnahmen außergewöhnlich sind, sagt Göttling-Lebherz: „Die Offenheit und Bereitschaft für neue Medien und Formen des digitalen Lernens sind vorhanden“.
Und nach der Krise dann wieder zurück zum Ausgangspunkt? Nein, da ist sich Tappeser sicher: „Die Erfahrungen, die wir jetzt machen, werden in den Unterricht der Zukunft einfließen. Digitale Inhalte müssen zukünftig in den Unterricht hineinkomponiert werden.“Dabei darf „es kein entweder oder geben. Das muss alles organisch angepasst sein“. Denn Lesen, Schreiben und Rechnen solle man schließlich auch zukünftig noch im Klassenzimmer lernen. Und nicht digital. Ebenso wie eine schöne Handschrift, so der Regierungspräsident.
Damit der digitale Unterricht weiterhin funktioniert oder sich sogar verbessert, ist es laut Hartmut Nill notwendig, dass Lehrer schnell in die Thematik eingearbeitet werden. Nill ist Regierungsschuldirektor und erklärt, dass das Lehrpersonal nicht ins kalte Wasser geworfen werde, sondern dass es auch schon vor der Krise Fortbildungsprogramme hinsichtlich des Onlineunterrichts gegeben habe.
Wann wieder alle Schüler wie gewohnt an ihren Plätzen im Klassenzimmer sitzen können, das ist auch am Mittwochmorgen in Albstadt ungewiss. Am Nachmittag heißt es dann aus dem Landtag, dass nach den Pfingstferien Mitte Juni alle Schüler im Südwesten zumindest zeitweise wieder zur Schule gehen sollen. Bis jetzt dürfen nur die an die Schulen zurück, die kurz vor einem Abschluss stehen oder in Notbetreuung sind.
„Digitale Inhalte müssen zukünftig in den Unterricht hineinkomponiert werden“, sagt Regierungspräsident Klaus Tappeser.