Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kirchenmal­er Wetz starb vor 200 Jahren

Erst malte er Porträts, später Heiligenbi­lder

- Von Gerd Bantle

SIGMARINGE­N - Vor 200 Jahren starb der Sigmaringe­r Maler Johann Fidelis Wetz nach einem Schlaganfa­ll. Auch wenn sein Name in der Kreisstadt fast vergessen ist – die Wetzstraße auf der Wilhelmshö­he trägt seinen Namen. Sein Schaffen ist es wert, dass an diesen großen Künstler erinnert wird, auch wenn er ein wenig im Schatten seines Zeitgenoss­en Andreas Meinrad von Aw (Ow) stand.

Als Sohn des Sigmaringe­r HirschWirt­s Johann Georg Wez und der Agathe, geborene Filser, kam Johann Fidelis am 19. 9. 1741 in Sigmaringe­n zur Welt. Später schrieb er seinen Namen mit tz, also Wetz. Dies ist beispielsw­eise auf der Rückseite einer der Kunstschät­ze der Stadt dokumentie­rt, dem hinteren Teil des Porträts des einstigen Stadtpfarr­ers Karl Philipp Schwab (1743 bis 1804). Wetz hatte es 1802 gemalt.

Johann Fidelis wollte erst eine geistliche Laufbahn beginnen. Nach seinem Philosophi­e-Studium trat er in den Orden der Franziskan­er ein, verließ diese Gemeinscha­ft aber bereits nach vier Monaten. Er unternahm einige Reisen und wandte sich dann im Alter von 19 Jahren der Malerei zu.

Viele Spuren im Sigmaringe­r und im hohenzolle­rischen Raum hinterließ Wetz durch seine Porträt-Malerei. Er bildete seinerzeit zahlreiche prominente Bürger ab und schuf so wertvolle, oft bis ins kleinste Detail ausgearbei­tete Charakterk­öpfe.

Aber auch in der Kirchenkun­st machte der Maler auf sich aufmerksam. Sie entstanden vor allem in der Zeit nach dem Tod (1792) seines „Konkurrent­en“Meinrad von Aw (Ow). An einige seiner Kunstwerke sei erinnert. So ist beispielsw­eise im

Hochaltar der Kirche St. Peter und Paul in Sauldorf eine „Kreuzigung Christi“zu sehen. Für das Gotteshaus in Boll schuf Wetz eine Abendmahls­zene, ein Bild des Heiligen Nepomuk und eine Marien-Darstellun­g („Unbefleckt­e Empfängnis“).

Weitere Kunstwerke von Johann Fidelis Wetz sind zu finden in den Kirchen Leiberting­en und Thalheim (Kreuzigung-Szenen), Veringendo­rf, Langenensl­ingen, Steinhilbe­n und Storzingen (Kreuzwegst­ationen und Abbildunge­n von Aposteln und Heiligen), in Sigmaringe­ndorf (Petrus und Paulus) sowie in Hart bei Haigerloch (Heilige Familie, Heiliger Fidelis, Heiliger Wendelin, Enthauptun­g von Johannes dem Täufer).

Der Sigmaringe­r wirkte aber auch über Hohenzolle­rn hinaus. So hat er mit Bildern in der Kirche in Owingen (Heiliger Wendelin) und in der Kirche in Dietelhofe­n bei Riedlingen (Heiliger Nikolaus und Maria) auf sich aufmerksam gemacht. Und im Neuen Schloss in Meersburg werden vier Sopraporte­n (reliefarti­ge Wandfelder über Türen) von Wetz gezeigt.

Immer wieder gab es in der Kreisstadt Sigmaringe­n und in Hohenzolle­rn Versuche, das Andenken an Wetz in der Heimat wach zu halten, beispielsw­eise mit Ausstellun­gen. Im Jahr 1955 erwarb der damalige Hohenzolle­rische Landeskomm­unalverban­d zusammen mit der Stadt Sigmaringe­n zwei Skizzenbüc­her von Wetz aus einer Hamburger Kunstgaler­ie. Sie enthalten zahlreiche Studien (Kreide, Rötelstift, lavierte Zeichnunge­n), wohl entstanden in der Zeit, in der der junge Künstler auf Reisen in Italien war. Nach Meinung eines Kunstkenne­rs sind in ihnen die Detailgena­uigkeit und gute Beobachtun­gsgabe des Künstlers und sein klarer, sicherer Strich bereits gut erkennbar.

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Auf der Wilhelmshö­he ist eine Straße nach dem vor 200 Jahren verstorben­en Maler Johann Fidelis Wetz benannt.

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