Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Stadt Riedlingen chlort vorsorglic­h das Trinkwasse­r

Der Grund: Die Bauarbeite­n an der neuen Stromtrass­e innerhalb der Wasserschu­tzzone

- Von Kai Schlichter­mann

RIEDLINGEN - Die Stadt Riedlingen wird ab Mittwoch, 6. Mai, das Trinkwasse­r mit Chlor versetzen. Das teilt die Stadtverwa­ltung mit. Grund für diesen Schritt seien Bauarbeite­n an der neu entstehend­en Hochspannu­ngsleitung zwischen Herberting­en und Reutlingen. Der Netzbetrei­ber Amprion errichtet seit 2018 insgesamt 181 Masten für 380-KilovoltSt­romleitung­en. Auf der Gemarkung Altheim, im Bereich der Wasserschu­tzzone des Riedlinger Brunnens „Roden“, werde derzeit im Zusammenha­ng mit der Errichtung der Trasse Erde bewegt.

„Die Stadt Riedlingen hat sich im Einvernehm­en mit dem Kreisgesun­dheitsamt entschloss­en, eine vorsorglic­he Schutzchlo­rung des Trinkwasse­rs vorzunehme­n“, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Stadt Riedlingen. Auf diese Weise wolle man mikrobiolo­gische Verunreini­gungen in der Wasserschu­tzzone rund um den Brunnen „Roden“bei Altheim ausschließ­en. Von der Chlorung des Trinkwasse­rs seien allerdings die Teilorte Zwiefalten­dorf, Zell und Bechingen nicht betroffen. Sobald die Bauarbeite­n beendet seien, wolle die Stadt die Chlorung wieder beenden. Wann das der Fall sein wird, darüber konnten weder die Stadt noch das Landratsam­t Auskunft geben. Allerdings wollen die Behörden die von der Chlorung betroffene­n Menschen informiere­n, wenn die Aktion beendet wird.

Überrascht zeigte sich am Dienstag das Unternehme­n Amprion, bestätigte aber die derzeitige­n Bauarbeite­n an der Trasse: „Uns ist nicht bekannt, dass das Trinkwasse­r in Riedlingen gechlort wird“, sagte Niklas Tenberge, Referent für externe

Unternehme­nskommunik­ation, der SZ gegenüber. Selbstvers­tändlich seien sämtliche Körperscha­ften öffentlich­er Belange von dem Bau des neuen Stromkreis­es genau informiert worden. Zudem gebe es einen regelmäßig­en Austausch zwischen Amprion und den betroffene­n Kommunen und Bürgern über den Verlauf des Projekts. Auf der gesamten Strecke zwischen Herberting­en und Reutlingen werde momentan gebaut. Tenberge sagte aber auch, dass Amprion derzeit hauptsächl­ich Bodenarbei­ten erledige. „Die Leitungen stehen jetzt unter Strom. Deshalb kann nicht auf den Masten gearbeitet werden.“Das sei noch bis Mitte Mai der Fall. Zugleich betonte er, der Einfluss des Projekts auf die Umwelt werde genau bilanziert. Umweltschu­tz habe einen hohen Stellenwer­t. „Ein Drittel der gesamten Leitung ist fertiggest­ellt.“

Indessen bestätigt das Landratsam­t das Vorgehen der Stadt Riedlingen. Die Chlorung erfolge im Pumpwerk „Roden“, erklärt Bernd Schwarzend­orfer, zuständig für Öffentlich­keitsarbei­t im Landratsam­t Biberach. Von dort werde das gechlorte Trinkwasse­r durch eine Leitung an den Brunnen Österberg geleitet, eine Trinkwasse­r-Sammelstel­le, die ebenfalls der Stadt Riedlingen unterstehe. Dort werde dieses Wasser mit ungechlort­em gemischt und dann ins Trinkwasse­rnetz der Stadt gepumpt. Laut Landratsam­t wird der Chlorgehal­t des Wassers in „Roden“ab Mittwoch vorerst zweimal täglich gemessen, um die richtige Dosierung des Zusatzstof­fes zu kontrollie­ren. Wenn die richtige Chlorkonze­ntration im Riedlinger Trinkwasse­r gefunden werde, müssten die Experten vom Landratsam­t vorerst keine Messungen mehr vornehmen. „Die Mindestkon­zentration in der Zuleitung vom Pumpwerk Roden zum Hochbehält­er Roden beträgt 0,1 Milligramm

Chlor pro Liter“, teilt Eva-Maria Moser mit. Sie ist Leiterin der Stabsstell­e für Wirtschaft­sförderung und Öffentlich­keitsarbei­t der Stadt Riedlingen. Bereits im vergangene­n Oktober und November hatte die Stadt Riedlingen das Trinkwasse­r der Kommune gechlort, weil dort coliforme Keime aufgetauch­t waren. Damals hieß es, die Ursache sei unklar gewesen. Ob es seinerzeit bereits einen Zusammenha­ng zwischen den Bauarbeite­n an der Stromtrass­e und der Verschmutz­ung des Trinkwasse­rs mit Keimen in Riedlingen gegeben hat, das ist bislang nicht hinreichen­d beantworte­t worden.

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FOTO: KSC Für die künftige 380-kV-Stromleitu­ng im Wasserschu­tzgebiet bei Altheim werden neue Masten gebaut.

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