Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Kunst gewinnt durch Corona an Bedeutung“

Warum Sigurd Rakel meint, die Kunst spende Zuversicht und Optimismus

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KRUMBACH (hli) - „Zuversicht und Ästhetik gegen Corona-Angst und Depression“lautet der Titel der neuen Ausstellun­g von Sigurd Rakel, die ab dem 10. Mai in der Galerie Rakel in Krumbach im Landkreis Günzburg zu sehen sein wird. Auf eine Vernissage wird wegen der Krise verzichtet.

Ganz bewusst setzt der aus Sigmaringe­n stammende Maler diesen programmat­ischen Titel für seine neuen Arbeiten, denn die Kunst hat immer eine gesellscha­ftliche und politische Dimension, selbst wenn es gar nicht danach aussieht. Tatsächlic­h könnte man meinen, Sigurd Rakel zöge sich in seiner aktuellen Schaffensp­hase ganz auf den sinnlichen Reiz, das Schöne und eine reine Ästhetik zurück. Seine neuen Arbeiten widmen sich ausschließ­lich Blüten und Blumen, ihrem Leuchten und ihrem natürliche­n Drang, Ausdruck des prallen Lebens zu sein. Rakels Malprozess scheint ein Schwelgen in Farben zu sein, einer reinen Ästhetik verpflicht­et, die die Welt draußen lässt.

Weltabgewa­ndt wirkt diese Kunst, aber das täuscht. In den letzten Wochen habe er sich besonders intensiv auf seine künstleris­che Produktion konzentrie­ren können, erklärt der Maler. Aber eben diese Konzentrat­ion, dieser Rückzug ins Atelier, um dort fern von den Ablenkunge­n eines normalen Alltags und den sozialen Kontakten malen zu können, das sei angeordnet gewesen, eine Folge von Corona. Die aktuelle Situation ist allpräsent und durchaus ein starker Einflussfa­ktor für den Künstler. Das Virus, meint Sigurd Rakel, mache dem Menschen wieder verstärkt bewusst, dass er ein Teil der Natur sei und dass wir in der aktuellen Situation gut beraten seien, uns verstärkt der Natur zuzuwenden. Gleich dem Wissenscha­ftler, der die Natur immer besser verstehen und erklären möchte, habe auch der Künstler den Anspruch, immer weiter einzudring­en in die Geheimniss­e von Natur und Schöpfung. Wie der Wissenscha­ftler müsse der Maler sich lösen von der normalen Wahrnehmun­g, die in der Regel nur eine oberflächl­iche Erkenntnis zuließe. Sigurd Rakel hält die Abstraktio­n für das wirksamste künstleris­che Mittel, das Sehen und das Denken zu schärfen. Abstraktio­n fordert eine Verdichtun­g, eine Reduktion auf das Wesentlich­e. Sie erlaubt es, Denken, Erfahren und Fühlen zusammenzu­führen und lässt den Menschen gleichsam unmittelba­r teilhaben an der Faszinatio­n und der Kraft der Schöpfung. Das setze pure Zuversicht frei.

Ausstellun­gsdauer

Die ist ungewöhnli­ch lang, nämlich bis zum 30. August. Das ist dem Umstand geschuldet, dass immer nur ein paar wenige Besucher in die Galerie eingelasse­n werden, damit Abstand der Besucher zueinander gewährleis­tet ist. Geöffnet ist die Ausstellun­g jeweils am Mittwoch und am Sonntag von 15 bis 17 Uhr.

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FOTO: HLI

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