Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Holger Jerg fordert mehr Kontrollen im Laucherttal
Gammertinger Bürgermeister sieht rücksichtslose Motorradfahrer als Problem – Neue Daten könnten helfen
GAMMERTINGEN - Nach einem Bericht der „Schwäbischen Zeitung“über Motorradlärm im Donautal fordert Gammertingens Bürgermeister Holger Jerg auch verstärkte Kontrollen im Laucherttal. Ziel müsse es sein, zusammen mit Landratsamt und Polizei eine gemeinsame Strategie zu verfolgen, sagt er. Doch während das Landratsamt seine Unterstützung zusagt, sieht die Polizei den Schwerpunkt ihrer Arbeit weiterhin im Donautal – und beruft sich dabei auf Erfahrungen aus den vergangenen Wochen.
Dass die Strecken in den „malerischen Seitentälern“der Schwäbischen Alb auf Motorradfahrer einen besonderen Reiz ausübten, findet Holger Jerg absolut nachvollziehbar. Es gehe auch nicht darum, Motorradfahrer grundsätzlich von diesen Strecken zu verbannen, sagt er. Aber: „In den vergangenen Wochen sind der ohrenbetäubende Lärm und das rücksichtslose Fahren vieler – nicht aller, aber vieler – Biker bei uns im Laucherttal zum noch ungelösten Problem geworden.“Vor allem an den Wochenenden beklagten sich auch viele Bürger über die zahlreichen Motorradfahrer, „die mit waghalsigen Geschwindigkeiten zwischen Mariaberg, Bronnen und Gammertingen und dann wieder südlich von Gammertingen in Richtung Sigmaringen mit Beschleunigungsvorgängen der ohrenbetäubenden Art unterwegs sind“.
Um das Problem einigermaßen in den Griff zu bekommen, fordert der Bürgermeister verstärkte Kontrollen durch die Polizei und das Landratsamt. Messungen des Verkehrs müssten zudem Daten dazu liefern, zu welchen Zeiten besonders viele Motorradfahrer im Laucherttal unterwegs sind. Am Ortsausgang in Richtung Süden seien auch schon einmal Daten erfasst worden. „Bei uns im Rathaus ist aber niemandem etwas über die Ergebnisse bekannt.“
Im Donautal verstärkt zu kontrollieren, im Laucherttal aber nicht – das hält der Bürgermeister für den falschen Weg. „Durch eine punktuelle Lösung verlagert sich lediglich das Problem“, sagt er. Deshalb müsse eine gemeinsame Strategie her. Zum Landratsamt und zur Polizei habe er bereits Kontakt aufgenommen. Wegen der Herausforderungen durch die Corona-Krise habe er mit seinem Anliegen aber leider nur wenig Gehör gefunden.
Dennoch sichert das Landratsamt seine Unterstützung zu. „Selbstverständlich ist unsere Herangehensweise im Laucherttal dieselbe wie im Donautal“, teilt Anja Schäfer, Leiterin des Fachbereichs Recht und Ordnung, auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit. Der Landkreis werde seine mobilen Geschwindigkeitsmessungen
an den Wochenenden verstärken. „Und wer jetzt mit überhöhter Geschwindigkeit erwischt wird, muss aufgrund der neuen Bußgeldregelungen mit empfindlichen Strafen rechnen.“
Die Polizei hingegen schätzt die Lage im Laucherttal anders ein. „An Ostern und in der Zeit danach ist der Motorradverkehr in und um Gammertingen dreimal kontrolliert worden“, sagt Christine Hut, Sprecherin des Polizeipräsidiums Ravensburg. Sowohl das Motorradaufkommen selbst als auch die Anzahl der Verstöße habe sich dabei als gering erwiesen. Lediglich ein Motorradfahrer sei zu schnell unterwegs gewesen. Dabei habe die Polizei zum Beispiel auch die Verkehrstauglichkeit der
Fahrzeuge überprüft. „Wir passen unsere Kontrollen immer an die aktuelle Lage an“, sagt Hut. „Wir müssen uns aber auch genau überlegen, wie wir mit dem Personal, das uns zur Verfügung steht, die stark frequentierten Strecken abdecken können.“Folge die Polizei der Einschätzung ihrer Beamten vor Ort, sei das Problem mit dem Motorradlärm im Donautal größer als im Laucherttal.
Bleibt dem Bürgermeister noch die Hoffnung auf neue Daten und Fakten, die sein Anliegen untermauern. „Hinsichtlich der Erhebung stehen wir in engem Kontakt mit der Stadt Gammertingen“, teilt Anja Schäfer mit. Geprüft werde die Anschaffung eines Motorradlärm-Displays, das zudem umfangreiche Verkehrsdaten
erfasst. Diese könnten gegebenenfalls als Grundlage für weitere Maßnahmen dienen. „Sollte sich die Stadt zum Kauf eines geeigneten Displays entschließen und als Pilot-Anwender fungieren, würde sicherlich der ganze Landkreis von den Erfahrungswerten profitieren.“
Holger Jerg will nun prüfen, ob sich die Anschaffung lohnt. „Zwar gibt es einen Landeszuschuss in Höhe von 4000 Euro“, sagt er. „Allerdings würde ein solches Modul auch bis zu 13 000 Euro kosten.“Zudem bleibe auch nach der Anschaffung die Frage offen, ob weitere Maßnahmen folgen werden. „Da wären mir kontrollierte Tempolimits und Schwerpunktkontrollen durch die Polizei lieber.“