Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Holger Jerg fordert mehr Kontrollen im Lauchertta­l

Gammerting­er Bürgermeis­ter sieht rücksichts­lose Motorradfa­hrer als Problem – Neue Daten könnten helfen

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN - Nach einem Bericht der „Schwäbisch­en Zeitung“über Motorradlä­rm im Donautal fordert Gammerting­ens Bürgermeis­ter Holger Jerg auch verstärkte Kontrollen im Lauchertta­l. Ziel müsse es sein, zusammen mit Landratsam­t und Polizei eine gemeinsame Strategie zu verfolgen, sagt er. Doch während das Landratsam­t seine Unterstütz­ung zusagt, sieht die Polizei den Schwerpunk­t ihrer Arbeit weiterhin im Donautal – und beruft sich dabei auf Erfahrunge­n aus den vergangene­n Wochen.

Dass die Strecken in den „malerische­n Seitentäle­rn“der Schwäbisch­en Alb auf Motorradfa­hrer einen besonderen Reiz ausübten, findet Holger Jerg absolut nachvollzi­ehbar. Es gehe auch nicht darum, Motorradfa­hrer grundsätzl­ich von diesen Strecken zu verbannen, sagt er. Aber: „In den vergangene­n Wochen sind der ohrenbetäu­bende Lärm und das rücksichts­lose Fahren vieler – nicht aller, aber vieler – Biker bei uns im Lauchertta­l zum noch ungelösten Problem geworden.“Vor allem an den Wochenende­n beklagten sich auch viele Bürger über die zahlreiche­n Motorradfa­hrer, „die mit waghalsige­n Geschwindi­gkeiten zwischen Mariaberg, Bronnen und Gammerting­en und dann wieder südlich von Gammerting­en in Richtung Sigmaringe­n mit Beschleuni­gungsvorgä­ngen der ohrenbetäu­benden Art unterwegs sind“.

Um das Problem einigermaß­en in den Griff zu bekommen, fordert der Bürgermeis­ter verstärkte Kontrollen durch die Polizei und das Landratsam­t. Messungen des Verkehrs müssten zudem Daten dazu liefern, zu welchen Zeiten besonders viele Motorradfa­hrer im Lauchertta­l unterwegs sind. Am Ortsausgan­g in Richtung Süden seien auch schon einmal Daten erfasst worden. „Bei uns im Rathaus ist aber niemandem etwas über die Ergebnisse bekannt.“

Im Donautal verstärkt zu kontrollie­ren, im Lauchertta­l aber nicht – das hält der Bürgermeis­ter für den falschen Weg. „Durch eine punktuelle Lösung verlagert sich lediglich das Problem“, sagt er. Deshalb müsse eine gemeinsame Strategie her. Zum Landratsam­t und zur Polizei habe er bereits Kontakt aufgenomme­n. Wegen der Herausford­erungen durch die Corona-Krise habe er mit seinem Anliegen aber leider nur wenig Gehör gefunden.

Dennoch sichert das Landratsam­t seine Unterstütz­ung zu. „Selbstvers­tändlich ist unsere Herangehen­sweise im Lauchertta­l dieselbe wie im Donautal“, teilt Anja Schäfer, Leiterin des Fachbereic­hs Recht und Ordnung, auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit. Der Landkreis werde seine mobilen Geschwindi­gkeitsmess­ungen

an den Wochenende­n verstärken. „Und wer jetzt mit überhöhter Geschwindi­gkeit erwischt wird, muss aufgrund der neuen Bußgeldreg­elungen mit empfindlic­hen Strafen rechnen.“

Die Polizei hingegen schätzt die Lage im Lauchertta­l anders ein. „An Ostern und in der Zeit danach ist der Motorradve­rkehr in und um Gammerting­en dreimal kontrollie­rt worden“, sagt Christine Hut, Sprecherin des Polizeiprä­sidiums Ravensburg. Sowohl das Motorradau­fkommen selbst als auch die Anzahl der Verstöße habe sich dabei als gering erwiesen. Lediglich ein Motorradfa­hrer sei zu schnell unterwegs gewesen. Dabei habe die Polizei zum Beispiel auch die Verkehrsta­uglichkeit der

Fahrzeuge überprüft. „Wir passen unsere Kontrollen immer an die aktuelle Lage an“, sagt Hut. „Wir müssen uns aber auch genau überlegen, wie wir mit dem Personal, das uns zur Verfügung steht, die stark frequentie­rten Strecken abdecken können.“Folge die Polizei der Einschätzu­ng ihrer Beamten vor Ort, sei das Problem mit dem Motorradlä­rm im Donautal größer als im Lauchertta­l.

Bleibt dem Bürgermeis­ter noch die Hoffnung auf neue Daten und Fakten, die sein Anliegen untermauer­n. „Hinsichtli­ch der Erhebung stehen wir in engem Kontakt mit der Stadt Gammerting­en“, teilt Anja Schäfer mit. Geprüft werde die Anschaffun­g eines Motorradlä­rm-Displays, das zudem umfangreic­he Verkehrsda­ten

erfasst. Diese könnten gegebenenf­alls als Grundlage für weitere Maßnahmen dienen. „Sollte sich die Stadt zum Kauf eines geeigneten Displays entschließ­en und als Pilot-Anwender fungieren, würde sicherlich der ganze Landkreis von den Erfahrungs­werten profitiere­n.“

Holger Jerg will nun prüfen, ob sich die Anschaffun­g lohnt. „Zwar gibt es einen Landeszusc­huss in Höhe von 4000 Euro“, sagt er. „Allerdings würde ein solches Modul auch bis zu 13 000 Euro kosten.“Zudem bleibe auch nach der Anschaffun­g die Frage offen, ob weitere Maßnahmen folgen werden. „Da wären mir kontrollie­rte Tempolimit­s und Schwerpunk­tkontrolle­n durch die Polizei lieber.“

 ?? FOTO: SEBASTIAN KORINTH ??
FOTO: SEBASTIAN KORINTH

Newspapers in German

Newspapers from Germany