Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Das Warten geht weiter
Entscheidung verschoben – WFV trifft noch keine Aussage zum Spielbetrieb
STUTTGART - Nun also erst in der kommenden Woche. Der Württembergische Fußball-Verband (WFV) vertröstet die Vereine weiter. Trotz der Lockerungen, die am Mittwoch von Seiten des Bundes und des Landes kommuniziert wurden, setzt der WFV weiter auf den Faktor Zeit. Anders als zuletzt geäußert wird nun frühestens am Dienstag (12. Mai) eine Entscheidung fallen. Dann wird es zumindest eine Video-Pressekonferenz mit den drei Präsidenten Ronny Zimmermann (Badischer FußballVerband), Thomas Schmidt (Südbadischer Fußball-Verband) und Matthias Schöck (Württembergischer Fußball-Verband) geben. Dazu hat der WFV die Presse am Donnerstagabend eingeladen.
Seit 12. März ruht der Spielbetrieb aufgrund der Corona-Krise. Seit diesem Tage wurden viele Entscheidungen getroffen. Von verschiedenen National- und Landesverbänden gibt es diese beispielsweise bereits. Dort ist klar, ob und wie die Saison fortgesetzt oder vielleicht sogar abgebrochen wird.
Ein Verband, der zu diesem Thema wacker schweigt, ist unter anderem der WFV. „Auch vor dem Hintergrund ständig neuer Wasserstandsmeldungen hinsichtlich der Fortführung der Saison sind wir gut beraten, einen kühlen Kopf zu bewahren und alle möglichen Alternativen auf die wichtigen Kriterien hin intensiv zu prüfen“, äußert sich der WFV-Präsident Matthias Schöck weiter nur auf der Homepage des Verbandes und fügt an: „Uns allen ist bewusst, dass der Fußball eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft spielt, aber im Moment angesichts der gesundheitlichen Herausforderungen in den Hintergrund treten muss.“Diese Aussage gilt natürlich nur für den Amateurbereich, denn der Profifußball in der 1. und 2. Bundesliga hat die Erlaubnis von höchsten Weihen am Mittwoch erhalten und startet am 16. Mai in die restliche Spielzeit.
Für die Hinausschiebung einer Entscheidung im Amateurbereich von beispielsweise der Oberliga abwärts bis zu den Kreisligen gibt es deutliche Kritik. Nachdem der benachbarte bayerische Fußballverband (BFV) seine Entscheidung gemeinsam mit den Vereinen gefällt hat (Spielbetrieb wird vermutlich im September wieder aufgenommen), hat der WFV seine Vereine zuletzt auf Anfang Mai vertröstet und nun noch einmal nachgelegt. Denn an diesem Donnerstag gab es die nächste Wasserstandsmeldung. Darin erklärt der Verband die Entscheidung über den Spielbetrieb in die kommenden Woche zu verschieben. Angepeilt ist der 12. Mai (Dienstag).
Gemeinsam mit dem Badischen und dem Südbadischen Verband strebt der WFV demnach eine gemeinsam Lösung an. Geprüft wurde dazu in einem Rechtsgutachten wohl 13 (!) Szenarien darunter auch Abbruch, Annullierung oder Saisonaussetzung bis September. Viele Vereine plädieren für einen Abbruch, einige sogar für eine Annullierung, wie verschiedene Umfragen dieser Zeitung in den vergangenen Wochen gezeigt haben. Die, die weiterspielen wollen, scheinen in der Minderheit zu sein.
Als Gründe für die neuerliche Aufschiebung nennt der WFV auf seiner Homepage beispielsweise die erforderliche detaillierte Abstimmung über das weitere Vorgehen mit den Trägern der übergeordneten Ligen. Auch dort gibt es noch keine Entscheidungen über den weiteren Saisonverlauf. Auch eine Entscheidung über die Aussetzung des Spielbetriebs bis 15. August oder 1. September 2020 wäre zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht. Denn eine belastbare Einschätzung, ob unter den neuen Voraussetzungen für das öffentliche Sporttreiben wieder gespielt werden kann, ist derzeit noch nicht möglich.
Nach der aktuellen Spielordnung dauert das Spieljahr bis 30. Juni 2020. „Es erscheint rechtlich problematisch, bereits jetzt unwiderruflich darüber zu entscheiden, bis dahin auch dann nicht mehr zu spielen, sollte es rechtlich wieder möglich werden. Mit einer kompletten Aussetzung des Spielbetriebs und dem pauschalen Ausschluss von Alternativen wie bspw. Geisterspielen, würden wir zudem unsere Möglichkeiten, einen Landespokal-Sieger 2019/20 und damit den Teilnehmer am DFB-Pokal 2020/21 zu ermitteln, ohne zwingende Gründe erheblich einschränken. Dies wollen wir vermeiden“, vermeldet der WFV auf seiner Homepage.
Eine gute Nachricht gab es am Donnerstag für die Fußballerseele dann doch noch: Auch Freizeit-Fußballer dürfen in Baden-Württemberg im Zuge der Lockerungen für den Breitensport mit strengen Auflagen wieder auf den Rasen zurückkehren. In Kleingruppen werde etwa ein Zirkeltraining oder Torschusstraining erlaubt, kündigte das Kultusministerium am Donnerstag an. Spielsituationen mit Körperkontakt sind aufgrund der Coronavirus-Krise weiter untersagt. Die Lockerungen unter strengen Hygiene- und Abstandsauflagen für den Breitensport im Freien sollen voraussichtlich am Montag in Kraft treten. Zu den Vorgaben zählen neben anderen ein Abstand von 1,5 Metern, geschlossene Umkleidekabinen und Coronavirus-Beauftragte. Zudem müssen Teilnehmer dokumentiert werden, um mögliche Infektionsketten nachvollziehen zu können. Trainingsgruppen dürfen maximal fünf Teilnehmer haben.