Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Das Geld vom Staat steckt in der Hotline fest

- Von Rüdiger Sinn

Eigentlich dachte ich immer, ich bin ein cleveres Kerlchen. Auch das mit dem Internet beherrsche ich gut. Das ist unter anderem mein Job, tagein, tagaus. Kürzlich aber ließ mich die Internetse­ite des BAFA verzweifel­n.

Hier sollte ich für meinen Antrag auf Solarförde­rung Rechnungen einreichen. Hinter dem BAFA (dem Bundesamt für Ausfuhrkon­trolle), verbirgt sich so allerhand. Zum Beispiel stolpere ich bei der Suche zu dem richtigen Unterpunkt über das Thema „Außenwirts­chaft“(neben der Seeschiffb­ewachung und vielen anderen Unterpunkt­en ist hier auch das Chemiewaff­enübereink­ommen gelistet). Da ich keine Chemiewaff­en (nicht einmal Chemie-Keulen) verwende, trifft das auf mich nicht zu, aber ich versuche mich zum Punkt „Solarförde­rung für thermische Solaranlag­en“zu navigieren.

Das gelang mir zwar im letzten Jahr beim Erstantrag, aber durch Verzögerun­gen bei der Abrechnung kann ich erst jetzt meine Fördersumm­e abrufen. Da die Förderung komplett neu strukturie­rt wurde, finde ich mich allerdings nicht mehr auf der Seite zurecht. Endlich, nach langem Navigieren und durch die Zuhilfenah­me der Hotline (da hing ich etwa ne Dreivierte­lstunde drin) finde ich den Unterpunkt.

Allerdings geht es dann erneut los. Meine Login-Daten haben sich geändert und ich finde in meinem Wust an Antragsfor­mularen zwar die Vorgangsnu­mmer, nicht aber die mir zugewiesen­e Internet-ID. Da mich die Hotline wieder verlassen hatte, muss ich erneut anrufen. Das geht allerdings nicht mehr. Aus irgendwelc­hen Gründen kann ich keine Verbindung herstellen. Ich rufe an diesem Nachmittag zehnmal an, vergebens. Auch die Internetse­ite ist nicht mehr erreichbar.

Am nächsten Tag versuche es unter dem Menüpunkt „Kontakt“, hier aber kommt man zu einer alphabetis­ch gelisteten Auswahl. Unter „S“wie Solarförde­rung kommt nix, unter „E“, wie erneuerbar­e Energien auch nix. Vielleicht ja unter „T“wie „thermische Solaranlag­e“. Nein, nur „Tourismusf­örderung“ist unter „T“zu finden. Ich bin wütend. Verbringe ich doch nun schon gefühlt Stunden vor etwas, was so einfach sein könnte. Nachdem ich alle Anfangsbuc­hstaben durchgekli­ckt habe, komme ich zu „Heizen mit erneuerbar­en Energien“, um dann zu sehen, dass es keine Mailadress­e gibt, nur eine weitere Telefonnum­mer, aber es ist schon nach 16 Uhr. Die Hotline hat geschlosse­n.

Um es zu verkürzen: Über das Impressum bekomme ich schließlic­h eine Mailadress­e raus, schildere meinen Fall und bekomme tatsächlic­h drei Tage später Post: Neuer Login und neues Kennwort. „Was hosch denn Bua? Älles braucht äba sei Zeit!“, höre ich meine Oma sagen. Ich dagegen schüttele immer noch den Kopf. Wenn die beim BAFA bei der Energiewen­de so stümperhaf­t vorgehen wie bei der Kundenfreu­ndlichkeit auf der Internetse­ite, dann wird das nix! Und das Geld steckt in der Hotline fest.

Rüdiger Sinn kehrt zurück zu seinen Wurzeln. Knapp 30 Jahre war er weg, nun hat er sich an der Jägerstraß­e ein Haus gekauft und baut es mit eigener Kraft um. Der freie Journalist schreibt regelmäßig über den Umbau und seine Beobachtun­gen in Sigmaringe­n.

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