Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Hier entscheiden die Pferde selbst
Gisa Barthel setzt sich für eine artgerechte Haltung nach Kriterien des Tierwohls ein
WALD - Aktuell gibt es viele Fragen zum Thema Tierschutz und artgerechter Haltung von Tieren, vor allem nach den Enthüllungen von Verstößen bei Höfen im Allgäu oder bei Privatpersonen, wie zuletzt der Fall auf einem Schweinehof bei Mengen gezeigt hat. Mit einer artgerechten Haltung von Tieren hat sich auch Gisa Barthel beschäftigt – und will diese mit ihrem Konzept der Offenstallhaltung für Pferde in Allmannshofen bei Wald umsetzen.
Mittlerweile führt Barthel ihren Reiterhof sehr erfolgreich, der zugleich Schulbetrieb und Pferdezucht beinhaltet. Die gelernte Industriekauffrau und Landwirtin hat sich seit ihrer Kindheit Gedanken darüber gemacht, wie es Pferden gut gehen kann und was sie dazu benötigen. Aus ihrer Sicht ist es dabei vor allem wichtig, dass keine Vermenschlichung der Tiere stattfindet. Oftmals werden Tiere aus vermeintlich gutgemeinter „Liebe“gehegt, gepflegt, gemästet und oftmals dadurch auch gequält. Auch seien Pferde widerstandsfähiger als mancher glauben mag, sagt Gisa Barthel. Bei ihr können die Vierbeiner jedoch selbst entscheiden, was sie für sich gut finden.
Bei schlechtem Wetter können sie sich beispielsweise in eine geschützte Liegehalle zurückziehen und bei Sonnenschein draußen stehen und die Wärme genießen. Meistens entscheiden sie sich jedoch auch bei Regen dafür, draußen zu bleiben.
In sogenannten Fressständern können sie in Ruhe ihr Futter zu sich nehmen und haben damit auch gleichzeitig einen Rückzugsort. Meistens nutzen sie diesen allerdings nur zum Fressen und suchen danach wieder den Kontakt zu ihren Artgenossen. Die Wohlfühl-Außentemperatur liegt bei Pferden zwischen null und fünf Grad – was immer wieder zu Diskussionen in Bezug auf die Pferdedecke bei Pferdebesitzern führt.
Dabei ist es der Stallbetreiberin wichtig, ihre Ideen immer wieder zu überprüfen, um festzustellen, ob es tatsächlich das Beste für die Tiere ist. So hat sie die Planung für ihren Stall eins zu eins mit Professor Dr. Zeh, einem Spezialisten für Haltungsformen, abgesprochen. Dennoch stellt sich für den Laien die Frage, woran er erkennen kann, dass es einem Tier, in diesem Fall dem Pferd, gut geht. Aus Sicht der angehenden Pferdewirtin sind Verstöße gegen das Tierwohl immer dort zu finden, wo eine massive Einschränkung der ureigenen Bedürfnisse und Eigenschaften des Tieres stattfinde.
Barthel ist es zudem ein Anliegen, den Untergrund möglichst trocken zu halten. Schwierig werden kann es für die Huftiere nämlich dann, wenn sie für zu lange Zeit oder dauerhaft auf feuchtem Untergrund stehen. So können Bakterien und Keime in die Hufe eindringen, die nur fest und undurchlässig bleiben, wenn sie vorwiegend trocken stehen und nur ab und an Feuchtigkeit bekommen, durch kurze Aufenthalte in Pfützen oder in Form von Schlamm.
Bewegung, frische Luft und genügend zu fressen – das alles scheint bei ihrem Hof eine selbstverständliche Grundlage zu sein.
Weitere Informationen gibt es bei Gisa Barthel unter der Telefonnummer 0172/171 47 91.