Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Wer wieder in den Kindergarten darf
Gammertingen bietet ab nächster Woche wieder mehr Betreuungsplätze an.
GAMMERTINGEN - Zusätzlich zu den Mädchen und Jungen, die sich derzeit in der Notbetreuung befinden, will die Stadt Gammertingen ihre Kindergärten im Laufe der kommenden Woche auch wieder für die Vorschüler öffnen. Vorerst keine konkrete Perspektive gibt es für jüngere Kinder. Eltern dürften mit Spannung die Gemeinderatssitzung im Juni erwarten: Dann fällt vermutlich die Entscheidung, ob sie die ausgesetzten Kindergartengebühren doch noch bezahlen müssen oder nicht.
Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, waren Kindergärten und Schulen am 17. März landesweit geschlossen worden – vor allem für berufstätige Eltern ein echtes Problem. Sie müssen Arbeit und Kinderbetreuung seitdem parallel stemmen. Ausnahmen gibt es höchstens für Mütter und Väter, die in systemrelevanten Berufen tätig sind oder nicht von zu Hause aus arbeiten können. Sie können unter bestimmten Bedingungen eine Notbetreuung in Anspruch nehmen.
Inzwischen hat Kultusministerin Susanne Eisenmann einen „Fahrplan“bekannt gegeben, wie die Betreuung wieder ausgebaut werden soll. Demnach erlaubt das Land, ab dem 18. Mai maximal die Hälfte der Plätze wieder zu belegen. Die Details überlässt die Ministerin allerdings den Städten und Gemeinden.
„Nach dem Austausch mit unseren Kindergartenleiterinnen und ihren Teams haben wir uns dazu entschlossen, zunächst wieder die Vorschüler in die Kindergärten zu holen“, sagt Bürgermeister Holger Jerg. Ihnen solle ein möglichst reibungsloser Übergang in die Schulzeit ermöglicht werden. Außerdem könnten sie eher die geltenden Abstandsund Hygiene-Maßnahmen einhalten als jüngere Kinder.
Die Verantwortlichen haben sich dazu entschlossen, die Kindergärten für die Vorschüler im Laufe der kommenden Woche wieder komplett zu öffnen – und nicht für einzelne Tage.
„Die Kinder brauchen Verlässlichkeit“, sagt Holger Jerg. Voraussetzung dafür, diesen Plan in die Tat umsetzen zu können, sei allerdings die Einhaltung der vom Land vorgegebenen Kapazitäten.
Bisher zumindest gibt es dabei noch Luft nach oben: Nach Auskunft von Hauptamtsleiter Martin Fiedler können im Familienzentrum St. Martin maximal 56, im Kindergarten St. Michael maximal 39 und im Kindergarten Feldhausen maximal 19 Plätze belegt werden. Die Notbetreuung wird bisher von 20 (St. Martin), 7 (St. Michael) beziehungsweise 5 (Feldhausen) Kindern in Anspruch genommen. Im Durchschnitt liegt die Auslastung damit bei 28 Prozent.
Noch immer keine Perspektive gibt es für Eltern, deren Kinder auch nach den neuen Regeln nicht zum Zug kommen. „Für sie müssen wir die weiteren Schritte des Landes abwarten“, sagt Holger Jerg. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir noch immer mitten in der Krise stecken. Es ist noch nicht an der Zeit, wieder in den Regelbetrieb überzugehen.“
Vorerst offen bleibt die Frage, ob Eltern trotz geschlossener Kindergärten Gebühren bezahlen müssen. Diese zieht die Stadt Gammertingen immer am Ende des jeweiligen Monats ein. Im März hatte sie die Abbuchung allerdings gestoppt. „Auch im Mai werden wir eher keine Gebühren einziehen“, sagt Holger Jerg. Ob die Beiträge den Eltern aber auch tatsächlich erlassen werden, müsse der Gemeinderat entscheiden – voraussichtlich im Juni. Die Verwaltung werde dem Gremium vermutlich den Vorschlag unterbreiten, dass nur diejenigen Mütter und Väter bezahlen müssen, die auch eine Betreuung in Anspruch genommen haben. „In jedem Fall gehe ich davon aus, dass der
Gemeinderat eine Entscheidung im Sinne der Eltern treffen wird“, sagt Jerg.
Bereits am kommenden Montag werden die Viertklässler an die Laucherttalschule und an die Grundschule Feldhausen zurückkehren. „Die rund 50 Kinder, die wir normalerweise in zwei Klassen unterrichten, werden auf vier Gruppen aufgeteilt“, sagt Klaus Minsch, Leiter der Laucherttalschule. Das sei nötig, um die vorgegebenen Abstandsregeln einhalten zu können. Die Lehrer werden auch darauf achten, dass die Kinder beispielsweise nur einzeln auf Toilette gehen, keine Gruppen bilden und auf dem Schulgelände – wenn auch nicht im Unterricht – einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Einhaltung dieser Regeln sei auch für Zehnjährige wichtig, sagt Minsch. „Wir können und dürfen da nicht nachsichtig sein.“