Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Corona bremst Gründerinnen
Zwei Geschäftsfrauen erzählen, wie es ihnen in der Krise ergeht.
SIGMARINGEN - Auch wenn es nicht ganz zu sehen ist – unter der Schutzmaske wird gelächelt. Graziella Ensabella und Tanja Guilbaut, die erst vor Kurzem den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben, standen im März plötzlich vor der vorübergehenden Schließung ihrer Geschäfte. Und doch haben sie die sechs Wochen gemeistert, blicken fast demütig und dankbar zurück und optimistisch nach vorn.
Tanja Guilbaut hat ihren kleinen Friseursalon in Laiz im Sommer letzten Jahres eröffnet. Keine leichte Entscheidung für die alleinerziehende Mutter. Aber die Auftragsbücher waren von Anfang an gut gefüllt, es lief super.
Bis zu ihrem Geburtstag Ende März diesen Jahres. „Als ich abends von der Arbeit nach Hause kam, gratulierte mir eine Freundin und erzählte mir gleichzeitig von der Schließung“, erzählt Tanja Guilbaut.
„Es war ein Gefühl wie ein Nervenzusammenbruch, ich habe das ganze Wochenende nur geweint.“Am meisten hätte sie die Ungewissheit belastet, nicht zu wissen, wann sie wieder öffnen kann.
Letztendlich hat sie dann die Zeit genutzt, um ein paar kleine Restarbeiten im Geschäft zu erledigen und ganz viel Zeit mit ihren drei Söhnen zu verbringen. Finanziell kam sie irgendwie über die Runden, klagen will sie keinesfalls.
„Ich habe Soforthilfe beantragt, aber nur für die Miete und die Krankenkassenbeiträge“, erzählt Guilbaut. Und binnen drei Tagen hatte sie das Geld auf dem Konto, „das lief total unkompliziert, dafür bin ich echt dankbar“.
Dann sozusagen der Re-Start Anfang Mai. „Ich hatte allein online so viel Terminanfragen, dass die nächsten zwei Wochen sofort ausgebucht waren.“Der Zuspruch der Kunden sei für sie ein „überwältigendes Gefühl“gewesen, erklärt sie strahlend.
Die hygienischen Auflagen, die jetzt noch stärker als eh schon zu beachten sind, sieht die Friseurmeisterin gelassen. Der Mundschutz pieke ein wenig, das Desinfizieren nehme Zeit in Anspruch und die Einwegumhänge seien „umwelttechnisch eine Katastrophe“.
Rückblickend sei die CoronaZwangspause für sie eine sehr emotionale Zeit gewesen. „Und jetzt bin ich super glücklich, wieder durchstarten zu können – egal, wie viel Stress ich habe.“Glück bringen soll ihr dabei das goldene CoronaSchwein auf ihrer Bedientheke, das natürlich ebenfalls Schnauzenschutz trägt.
Einen denkbar schlechten Start hatte Mitte März Graziella Ensabella. Die gebürtige Italienerin hatte zum 16. März das Modegeschäft Eghò Donna in Sigmaringen als neue Geschäftsführerin
übernommen, zwei Tage später stand die Schließung aufgrund der Corona-Pandemie an.
Auch Warenlieferungen aus Italien blieben aus. „Es war schon belastend, aber ich habe die Zeit daheim genutzt, Großputz gemacht und viel Zeit mit meiner Familie verbracht, was ich ja sonst nicht habe“, blickt Ensabella zurück. Auch sie zeigt sich dankbar für die schnelle Soforthilfe.
Die Bilder aus Italien hätten sie jeden Tag zum Weinen bringen können, dagegen sei die Krise hier in Deutschland bisher sehr glimpflich verlaufen.
„Ich bin so froh, dass meine Familie gesund geblieben ist und ich wieder arbeiten gehen kann“, sagt Ensabella. Einige Stammkunden hätten schon bei ihr vorbeigeschaut, auch wenn alles noch sehr ruhig ist. Noch in dieser Woche komme neue Ware und dann hofft die junge Geschäftsfrau „von ganzem Herzen, dass es weitergeht.“