Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kirche öffnet Türen für Gläubige
Die ersten katholischen Gottesdienste werden ab dem Wochenende gefeiert
SIGMARINGEN - Die katholische Seelsorgeeinheit Sigmaringen feiert ab dem Wochenende wieder Gottesdienste, zu denen Gläubige zugelassen sind: Sonntags läuten die Glocken immer um 9.30 Uhr in St. Johann, in Bingen und Laucherthal abwechselnd um 10.30 Uhr. Wichtig: Zutritt wird sonntags nur nach vorheriger Anmeldung gewährt. „Wir dürfen da keine Ausnahmen machen, das ist schlicht verboten“, sagt Pfarrer Ekkehard Baumgartner. Unter der Woche soll es vier Messen geben, an denen eine Teilnahme ohne Anmeldung möglich ist.
Eine gute Woche ging ins Land bis das Konzept stand, deshalb beschränkte sich die Seelsorgeeinheit am vergangenen Wochenende noch auf den Streaming-Gottesdienst, der seit Ausbruch der Pandemie aus St. Johann im Internet übertragen wird. Das Streaming möchte die Kirche fortsetzen. „Wir haben einen Antrag auf finanzielle Unterstützung gestellt“, sagt der Pfarrer, denn die technische Umsetzung koste eine ordentliche Summe Geld. Wenn Freiburg den Zuschuss gibt, werde bis Ende Juni gestreamt.
Parallel dazu werden die Kirchentüren für Gläubige ab Freitag wieder geöffnet: Den Auftakt bildet eine Abendmesse in Gorheim um 18 Uhr. Da der Andrang unter der Woche überschaubar ist, sind zu den Werktagsgottesdiensten keine Anmeldungen erforderlich. Die Termine: dienstags, St. Fidelis; mittwochs Laucherthal; donnerstags Bingen; freitags Gorheim, jeweils um 18 Uhr.
Unter den Katholiken im Raum Sigmaringen gebe es eine große Bandbreite von Meinungen zur Wiederöffnung der Kirchen: Die einen kritisieren, dass sich die Gemeinden zu viel Zeit gelassen haben, die anderen finden es unverantwortlich, nun wieder Gottesdienste anzubieten, beschreibt Gemeindereferentin Maritta Lieb die Stimmung. „Vor allem unter Gläubigen, die die Gottesdienste an Werktagen besuchen, spüren wir eine große Sehnsucht.“Der Pfarrer möchte den Gemeindemitgliedern die Entscheidung überlassen: „Wenn jemand sich für den Besuch des Gottesdiensts entscheidet, möchte ich dies akzeptieren“, so Baumgartner.
Da die Sonntags-Messen nur nach Voranmeldung besucht werden dürfen, hat sich die Kirchenleitung dieses Prozedere überlegt: Bis Donnerstag müssen die Anmeldungen erfolgen. In Sigmaringen ist dies im Mittendrin möglich, in Bingen in der Kirche selbst, in Sig’dorf im Pfarrbüro. Die Gläubigen müssen einen Zettel mit ihren persönlichen Daten ausfüllen und in eine Urne werfen. Von Kirchenmitarbeitern werden Listen erstellt und den Gläubigen Plätze zugewiesen.
Ordner unterstützen sie beim Betreten der Kirche. Pro Bank dürfen lediglich drei Kirchenbesucher Platz nehmen. Außerdem bleibt jede zweite Reihe leer. So stehen in Bingen, Laucherthal und St. Johann jeweils rund 70 Plätze zur Verfügung. Die Kirchenleitung geht davon aus, dass dieser Platz ausreicht. Wenn nicht, werde man reagieren.
Auf Gesänge wird verzichtet, die Eucharistie – zentraler Bestandteil der katholischen Liturgie - werde in allen Gottesdiensten gefeiert. Im Gegensatz zu anderen Gemeinden verzichten die Sigmaringer auf eine Austeilung der Kommunion über Pinzetten und Servietten. Pfarrer Baumgartner findet dies „absurd“, er findet die „professionelle Desinfektion“von Händen vor der Kommunion ausreichend. Außerdem werde er während der Kommunion Mundschutz tragen und auf die Formel „Der Leib Christi“verzichten.
Bis Normalität in den Gotteshäusern einkehrt, wird es wohl noch länger dauern. „Bei mir ist die Sehnsucht nach normalen Gottesdiensten groß“, sagt Maritta Lieb, sie habe aber großen Respekt vor Menschen, die sich jetzt schon einen Besuch wünschten.