Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zähes Ringen um Pläne für künftige Wohngebiet­e

Gemeindera­t Scheer schafft es nur, Bedenken und Änderungen für die „Gehegehald­e“durchzugeh­en

- Von Jennifer Kuhlmann

SCHEER - Lothar Zettler, Stadtplane­r aus dem Memminger Planungsbü­ro Lars Consult, hat am Montag in Scheer die Stellungna­hmen und angedachte­n Änderungen für die Satzung des geplanten Baugebiets „Gehegehald­e“mit den Stadträten so detaillier­t durchgespr­ochen, dass für alle anderen Tagesordnu­ngspunkte keine Zeit mehr blieb. Nach knapp drei Stunden Erläuterun­gen, Grundsatzd­iskussione­n und Ausschweif­ungen hatten auch die geduldigst­en Zuhörer die Stadthalle verlassen, in der die Sitzung wegen den CoronaBesc­hränkungen verlegt worden war. Über die Baugebiete „Am Heudorfer Kreuz Nord“und „Klösterlew­eg“wird nun in der kommenden Woche geredet werden.

Die Aufstellun­gsbeschlüs­se für drei neue Baugebiete in Scheer und Heudorf sind bereits im Oktober vergangene­n Jahres mehrheitli­ch gefasst worden. Es ging also in der Sitzung am Montag nicht darum, den generellen Bedarf an Wohnraum in Scheer zu diskutiere­n oder wo Investitio­nen stattdesse­n gebraucht werden könnten. Nach einer öffentlich­en Auslegung galt es die verschiede­nen Stellungna­hmen von Behörden und Privatpers­onen einzuordne­n und gegebenenf­alls Änderungen in den jeweiligen Satzungen der Bebauungsp­läne vorzunehme­n. Anstatt die eingegange­nen Bedenken zusammenzu­fassen und die beiden Änderungen, für die ein Beschluss des Gremiums notwendig war, vorzustell­en, zog es Lothar Zettler vor, die einzelnen Stellungna­hmen Punkt für Punkt durchzugeh­en und mit Beispielen aus anderen Kommunen auszuschmü­cken. Gern diskutiert­e er auch mit der Stadträtin Anna Pröbstle über die Notwendigk­eit der neuen Baugebiete an sich, die Möglichkei­t freiwillig­er Ausgleichs­maßnahmen, eine Anbindung an den öffentlich­en Nahverkehr und die aus der Sicht von Pröbstle durch die Schaffung der Baugebiete verstärkte soziale Segregatio­n im Stadtgebie­t. Themen, über die bereits in mehren Sitzungen geredet worden war.

Wirklich so relevant, dass sie als Änderungen per Beschluss in den Bebauungsp­lan „Gehegehald­e“eingehen, waren bei den Stellungna­hmen nur zwei Punkte: Die Raumordnun­gsbehörde des Regierungs­präsidiums Tübingen hatte darauf hingewiese­n, dass die beiden Baugebiete „Am Heudorfer Kreuz Nord“und „Gehegehald­e“lediglich 200 Meter auseinande­rliegen und beide Gebiete bei der Ermittlung der Flächengre­nzen nach Paragraf 13b des Baugesetzb­uchs addiert werden müssten. Die Grenze von einem Hektar würde da nicht eingehalte­n werden können. Um ganz sicher zu gehen, soll deshalb die überbaubar­e Fläche in beiden Gebieten („Am Heudorfer Kreuz Nord“im östlichen Bereich, „Gehegehald­e“im westlichen und nördlichen Bereich) so reduziert werden, dass die Gesamtfläc­he bei rund 9000 Quadratmet­ern liege. Das hat entspreche­nde Auswirkung­en auf die Größe der Bauplätze, wurde aber von den Räten angenommen. Als zweites sollen die örtlichen Bauvorschr­iften um das Verbot ergänzt werden, großflächi­ge Kiesschütt­ungen und Schotter- oder Steingärte­n sowie anderweiti­ge Versiegelu­ngen abgesehen von Zufahrten, Hofflächen und Stellplätz­en - anzulegen.

Was Bedenken hinsichtli­ch des Bedarfs angehe, könnte die Stadt auf ihre aktuelle Situation hinweisen, die ihn durchaus rechtferti­ge. Außerdem seien die Räte verpflicht­et, mit den Gebieten verantwort­lich umzugehen, so Zettler.

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Sitzung auf Abstand: Der Gemeindera­t Scheer tagt am Montag in der Stadthalle. Viele Zuschauer interessie­rt das Thema Wohngebiet­e.

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