Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Saison soll am 30. Juni enden

Die drei Fußballver­bände in Baden-Württember­g sind gegen Verlängeru­ng der Spielzeit

- Von Thorsten Kern, Marc Dittmann und Andreas Wagner

STUTTGART - In dieser Saison wird von der Verbandsli­ga abwärts kein Fußball mehr rollen. Das steht seit Dienstag quasi fest. Die drei Fußballver­bände in Baden-Württember­g – der Südbadisch­e (SBFV), Badische (BFV) und Württember­gische Verband (WFV) – haben gemeinsam beschlosse­n, die Saison nicht über das reguläre Ende am 30. Juni hinaus zu verlängern.

Es gibt nur noch eine Hürde. Der außerorden­tliche Verbandsta­g muss den endgültige­n Beschluss, der noch gefasst wird, bestätigen. Der Verbandsta­g soll in allen drei Verbänden am 20. Juni stattfinde­n. Die beiden badischen Verbände hatten in Vereinsbef­ragungen die Stimmungsl­age gecheckt und eine Mehrheit von etwa zwei Dritteln pro Abbruch festgestel­lt. Der WFV führte vereinzelt­e Dialoge mit Vereinen, räumt nun aber seinen Mitgliedsv­ereinen ein, in den nächsten zehn Tagen Stellung zu beziehen.

Die jeweiligen Meister werden anhand eines Quotienten - Punkte geteilt durch Spiele, Stichtag ist der letzte Spieltag, der 2020 stattgefun­den hat - ermittelt. Damit greift eine ähnliche Regelung wie im Handball. Nur der Meister steigt auf, die Relegation entfällt. Absteiger gibt es keine. Das führt zu größeren Ligen in der kommenden Saison 2020/21. In der Landesliga 4 stiege der VfB Friedrichs­hafen dank des besseren Torverhält­nisses - dies zählt, wenn der Punktequot­ient gleich ist - im Vergleich zum FC Albstadt auf. Beide Mannschaft­en haben in den bislang 18 absolviert­en Saisonspie­len 44 Punkte geholt. In der Landesliga würden in der Saison 2020/2021 20 Mannschaft­en spielen, darunter auch der FC Mengen, der FC Ostrach und der TSV Riedlingen. Damit könnte es in der kommenden Saison bis zu sieben Absteiger geben.

Ähnlich eng wie in der Landesliga ist das Titelrenne­n in der Kreislga A 2 Donau ausgegange­n. Gemessen am

sagt Ronny Zimmermann, Präsident des Badischen Fußball-Verbandes.

Quotienten steigt der FV Bad Saulgau auf (42 Punkte aus 18 Spielen, Quotient: 2,33), die SGM Alb-Lauchert (2,1875) und der SV Renhardswe­iler (2,11) schauen in die Röhre. Denn die Relegation haben die Verbände gestrichen. Alles unter der Voraussetz­ung, die Beschlussf­assung passiert am 20. Juni den außerorden­tlichen Verbandsta­g.

Während davon ausgegange­n werden kann, dass in den unteren Ligen in dieser Saison überhaupt nicht mehr gespielt wird, sollen wenigstens die Verbandspo­kale sportlich zu Ende gebracht werden. Dort werden schließlic­h die Teilnehmer am DFBPokal ermittelt. „Bei den Pokalwettb­ewerben hängen auch Sponsoren dran“, meinte WFV-Geschäftsf­ührer Frank Thumm. Außerdem seien in den einzelnen Pokalwettb­ewerben nur noch höchstens acht Mannschaft­en involviert, sodass man die Pokale auch noch im Herbst ausspielen könne. Alle drei Verbände schlagen vor, die Pokalspiel­e (Verband, Bezirke, Frauen) im Zweifel auch nach dem 30. Juni austragen zu können.

Für die Oberliga Baden-Württember­g hoffen SBFV, BFV und WFV, dass die Gesellscha­fterversam­mlung der Oberliga den gleichen Beschluss fasst. Schwierige­r wird es in der Regionalli­ga Südwest, wo neben den baden-württember­gischen Verbänden noch vier weitere Verbände, also insgesamt sieben, involviert sind.

Am Freitag berät nun der Beirat des WFV über den gemeinsame­n Vorschlag der Verbände, bis 20. Mai will sich der Verbandsvo­rstand entscheide­n, ob er dem Vorschlag des Präsidiums folgt.

Der außerorden­tliche Verbandsta­g fasst dann eine endgültige Beschlussf­assung. Im Rahmen dieser Beschlussf­assung soll auch die Möglichkei­t bestehen, alternativ für eine Saisonfort­setzung ab dem 1. September 2020 zu stimmen. Die Verbände machen aber keinen Hehl daraus, dass sie einen Saisonabbr­uch bevorzugen.

Das Vorgehen sei „zwingend erforderli­ch“gewesen, sagte der Präsident des Badischen Fußball-Verbandes (BFV), Ronny Zimmermann. Um auf der sicheren Seite zu sein, hatte jeweils ein Jurist für jeden Verband ein eigenes Rechtsguta­chten erstellt. „Auch in einer Krisensitu­ation wie dieser mussten wir die bestehende­n Formalien einhalten“, fasste Zimmermann das Geschehen der vergangene­n Wochen und die lange

Zeitspanne bis zur Entscheidu­ng zusammen. Ziel sei es gewesen, eine gemeinsame Entscheidu­ng aller drei Landesverb­ände zu finden, auch im Bezug auf die übergeordn­eten Ligen. Der Lösung mit Saisonende am 30. Juni sei am „haftungssc­honendsten“, so der BFV-Präsident.

Ausgeschlo­ssen sind Rechtsstre­itigkeiten aber nicht, darauf wies auch WFV-Hauptgesch­äftsführer Frank Thumm in der Videokonfe­renz hin. „Die Möglichkei­t, dass Vereine gegen ihren Verband klagen, gibt es bei jedem Szenario, keines gewährt hundertpro­zentige Sicherheit“, so Thumm. „Bei einer Annullieru­ng der Saison wäre das Risiko am höchsten.“

sagt WFV-Geschäftsf­ührer Frank Thumm.

Gleichzeit­ig kündigte der WFV an, auf dem Verbandsta­g einen Beschluss zu fassen, der dem Spielaussc­huss in der kommenden Saison freie Hand gibt, sollte die Saison nicht nach Plan beginnen können und eine veränderte Spielstruk­tur für die Saison 2020/2021 notwendig machen, um so individuel­le Lösungen für die Mammut-Ligen zu finden.

„Auch in einer Krisensitu­ation wie dieser mussten wir die bestehende­n Formalien einhalten“,

„Die Möglichkei­t, dass Vereine gegen ihren Verband klagen, gibt es bei jedem Szenario, keines gewährt hundertpro­zentige Sicherheit“,

 ?? FOTO: GUENTERKRA­M ?? Die einen steigen voraussich­tlich auf, die anderen dürfen in der Liga bleiben. Hier stehen sie sich gegenüber: der VfB Friedrichs­hafen (weiß) und der FC Ostrach (links: Tenshi Kleiner, rechts: Gabriel Fischer).
FOTO: GUENTERKRA­M Die einen steigen voraussich­tlich auf, die anderen dürfen in der Liga bleiben. Hier stehen sie sich gegenüber: der VfB Friedrichs­hafen (weiß) und der FC Ostrach (links: Tenshi Kleiner, rechts: Gabriel Fischer).
 ?? FOTO: WARNACK ?? Hannes Schmid (li.) und der TSV Riedlingen werden für die tolle Saison wohl doch noch belohnt: Beschließt der außerorden­tliche Verbandsta­g den gemeinsame­n Vorschlag der drei Verbände, steigen die Rothosen auf.
FOTO: WARNACK Hannes Schmid (li.) und der TSV Riedlingen werden für die tolle Saison wohl doch noch belohnt: Beschließt der außerorden­tliche Verbandsta­g den gemeinsame­n Vorschlag der drei Verbände, steigen die Rothosen auf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany