Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Saison soll am 30. Juni enden
Die drei Fußballverbände in Baden-Württemberg sind gegen Verlängerung der Spielzeit
STUTTGART - In dieser Saison wird von der Verbandsliga abwärts kein Fußball mehr rollen. Das steht seit Dienstag quasi fest. Die drei Fußballverbände in Baden-Württemberg – der Südbadische (SBFV), Badische (BFV) und Württembergische Verband (WFV) – haben gemeinsam beschlossen, die Saison nicht über das reguläre Ende am 30. Juni hinaus zu verlängern.
Es gibt nur noch eine Hürde. Der außerordentliche Verbandstag muss den endgültigen Beschluss, der noch gefasst wird, bestätigen. Der Verbandstag soll in allen drei Verbänden am 20. Juni stattfinden. Die beiden badischen Verbände hatten in Vereinsbefragungen die Stimmungslage gecheckt und eine Mehrheit von etwa zwei Dritteln pro Abbruch festgestellt. Der WFV führte vereinzelte Dialoge mit Vereinen, räumt nun aber seinen Mitgliedsvereinen ein, in den nächsten zehn Tagen Stellung zu beziehen.
Die jeweiligen Meister werden anhand eines Quotienten - Punkte geteilt durch Spiele, Stichtag ist der letzte Spieltag, der 2020 stattgefunden hat - ermittelt. Damit greift eine ähnliche Regelung wie im Handball. Nur der Meister steigt auf, die Relegation entfällt. Absteiger gibt es keine. Das führt zu größeren Ligen in der kommenden Saison 2020/21. In der Landesliga 4 stiege der VfB Friedrichshafen dank des besseren Torverhältnisses - dies zählt, wenn der Punktequotient gleich ist - im Vergleich zum FC Albstadt auf. Beide Mannschaften haben in den bislang 18 absolvierten Saisonspielen 44 Punkte geholt. In der Landesliga würden in der Saison 2020/2021 20 Mannschaften spielen, darunter auch der FC Mengen, der FC Ostrach und der TSV Riedlingen. Damit könnte es in der kommenden Saison bis zu sieben Absteiger geben.
Ähnlich eng wie in der Landesliga ist das Titelrennen in der Kreislga A 2 Donau ausgegangen. Gemessen am
sagt Ronny Zimmermann, Präsident des Badischen Fußball-Verbandes.
Quotienten steigt der FV Bad Saulgau auf (42 Punkte aus 18 Spielen, Quotient: 2,33), die SGM Alb-Lauchert (2,1875) und der SV Renhardsweiler (2,11) schauen in die Röhre. Denn die Relegation haben die Verbände gestrichen. Alles unter der Voraussetzung, die Beschlussfassung passiert am 20. Juni den außerordentlichen Verbandstag.
Während davon ausgegangen werden kann, dass in den unteren Ligen in dieser Saison überhaupt nicht mehr gespielt wird, sollen wenigstens die Verbandspokale sportlich zu Ende gebracht werden. Dort werden schließlich die Teilnehmer am DFBPokal ermittelt. „Bei den Pokalwettbewerben hängen auch Sponsoren dran“, meinte WFV-Geschäftsführer Frank Thumm. Außerdem seien in den einzelnen Pokalwettbewerben nur noch höchstens acht Mannschaften involviert, sodass man die Pokale auch noch im Herbst ausspielen könne. Alle drei Verbände schlagen vor, die Pokalspiele (Verband, Bezirke, Frauen) im Zweifel auch nach dem 30. Juni austragen zu können.
Für die Oberliga Baden-Württemberg hoffen SBFV, BFV und WFV, dass die Gesellschafterversammlung der Oberliga den gleichen Beschluss fasst. Schwieriger wird es in der Regionalliga Südwest, wo neben den baden-württembergischen Verbänden noch vier weitere Verbände, also insgesamt sieben, involviert sind.
Am Freitag berät nun der Beirat des WFV über den gemeinsamen Vorschlag der Verbände, bis 20. Mai will sich der Verbandsvorstand entscheiden, ob er dem Vorschlag des Präsidiums folgt.
Der außerordentliche Verbandstag fasst dann eine endgültige Beschlussfassung. Im Rahmen dieser Beschlussfassung soll auch die Möglichkeit bestehen, alternativ für eine Saisonfortsetzung ab dem 1. September 2020 zu stimmen. Die Verbände machen aber keinen Hehl daraus, dass sie einen Saisonabbruch bevorzugen.
Das Vorgehen sei „zwingend erforderlich“gewesen, sagte der Präsident des Badischen Fußball-Verbandes (BFV), Ronny Zimmermann. Um auf der sicheren Seite zu sein, hatte jeweils ein Jurist für jeden Verband ein eigenes Rechtsgutachten erstellt. „Auch in einer Krisensituation wie dieser mussten wir die bestehenden Formalien einhalten“, fasste Zimmermann das Geschehen der vergangenen Wochen und die lange
Zeitspanne bis zur Entscheidung zusammen. Ziel sei es gewesen, eine gemeinsame Entscheidung aller drei Landesverbände zu finden, auch im Bezug auf die übergeordneten Ligen. Der Lösung mit Saisonende am 30. Juni sei am „haftungsschonendsten“, so der BFV-Präsident.
Ausgeschlossen sind Rechtsstreitigkeiten aber nicht, darauf wies auch WFV-Hauptgeschäftsführer Frank Thumm in der Videokonferenz hin. „Die Möglichkeit, dass Vereine gegen ihren Verband klagen, gibt es bei jedem Szenario, keines gewährt hundertprozentige Sicherheit“, so Thumm. „Bei einer Annullierung der Saison wäre das Risiko am höchsten.“
sagt WFV-Geschäftsführer Frank Thumm.
Gleichzeitig kündigte der WFV an, auf dem Verbandstag einen Beschluss zu fassen, der dem Spielausschuss in der kommenden Saison freie Hand gibt, sollte die Saison nicht nach Plan beginnen können und eine veränderte Spielstruktur für die Saison 2020/2021 notwendig machen, um so individuelle Lösungen für die Mammut-Ligen zu finden.
„Auch in einer Krisensituation wie dieser mussten wir die bestehenden Formalien einhalten“,
„Die Möglichkeit, dass Vereine gegen ihren Verband klagen, gibt es bei jedem Szenario, keines gewährt hundertprozentige Sicherheit“,