Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Ein Tötungsrisiko besteht immer“
Zu dem Artikel „Tote Milane erzürnen Windkraftgegner“(SZ vom 6. Mai) hat die Redaktion folgender Leserbrief erreicht.
Margret Bures berichtet über die Dramatik der Totschlagopfer in Pfullendorf-Hilpensberg. Wohlgemerkt Zufallsfunde, die Dunkelziffer dürfte mehrfach höher liegen. Es wurde dort schon von 28 Rotmilanen und einem Weißstorch berichtet, die sich gleichzeitig um die drei Windkraftanlagen (WKA) tummelten. Abschaltzeiten zu Brut- und Nestlingszeiten sind lobenswert, haben aber lediglich Alibifunktion. Denn Greifvögel haben auch außerhalb dieser schwierigen Zeiten Hunger. Und da hat der Bayerische Verwaltungsgerichtshof recht. Ein Tötungsrisiko besteht immer, solange Greifvögel kreisen. Woran liegt das? Greifvögel sind elegante Segler, die ihre Beute oft aus beachtlicher Höhe erspähen können. Um ihren Energieaufwand zu minimieren, sind sie auf Thermik angewiesen, übrigens genauso wie Segelflieger, die zuweilen hunderte von Kilometern zurücklegen können, sofern sie immer wieder Bereiche finden, in denen sie sich hochschrauben können. Genau diese Bereiche wandeln sich im Tagesverlauf je nach Sonneneinstrahlung, weswegen sich auch Greifvögel dem Tagesverlauf anpassen müssen und dazu größere Waldgebiete überqueren. In diesen meist hoch liegenden Thermikarealen kollidiert die Windkraft regelmäßig mit den Greifvögeln – eben das ganze Jahr über. Hilpensberg scheint hier ein Paradebeispiel zu sein.
Christoph Leinß, Ostrach