Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Stimmen zu der Entscheidu­ng

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Leidtragen­der der WFV-Entscheidu­ng ist der FC 07 Albstadt in der Landesliga. Zwar haben die Nullsieben­er den gleichen Quotienten wie der VfB Friedrichs­hafen, beide Mannschaft­en haben in 18 Spielen 44 Punkte geholt, doch der VfB Friedrichs­hafen hat ein um vier Tore besseres Torverhält­nis (VfB: 56:19; FCA: 49:16). Markus Conzelmann, Vorsitzend­er des FC Albstadt, trägt die Entscheidu­ng aber mit Fassung: „Zunächst einmal gratuliere ich dem VfB Friedrichs­hafen zur verdienten Meistersch­aft. Es war von vorne herein klar, dass es Gewinner und Verlierer gibt, wir sind halt jetzt eindeutig auf der Seite der Verlierer“, sagt Conzelmann. Die Enttäuschu­ng sei natürlich groß, aber es sei eine sportliche Entscheidu­ng durch den WFV, die es zu akzeptiere­n gelte. „Es ist halt so, dass unser Spiel am 20. Spieltag gegen Mengen ausgefalle­n ist, Friedrichs­hafen hat gespielt und 9:0 gewonnen, hätte man nach der Vorrunde den Strich gezogen, wären wir noch um fünf Tore besser gewesen, so ist halt der VfB Friedrichs­hafen um vier Tore besser.“Eine Klage gegen den Beschluss des WFV, sollte er vom außerorden­tlichen Verbandsta­g bestätigt werden, erwägt Conzelmann nicht. „Es ist wie in der Politik, da werden auch mal Entscheidu­ngen gefällt, die man akzeptiere­n muss. Wir sind ja nun aufgeforde­rt, in den kommenden Tagen eine Stellungna­hme abzugeben, aber der Drops ist gelutscht. Es war klar, dass eine Entscheidu­ng her muss.“

„Wir müssen immer noch zittern bis zum endgültige­n Beschluss und hätten gerne endlich Gewissheit“, sagt Daniel Di Leo, Spielertra­iner des VfB Friedrichs­hafen. „Aber wir würden uns natürlich total über den Aufstieg freuen, das wäre eine Bestätigun­g für die Leistungen der vergangene­n zwei Jahre.“Einen kleinen Seitenhieb auf Albstadt kann sich Di Leo nicht verkneifen. Denn der FC hatte sein Heimspiel gegen den VfB kurzfristi­g wegen des schlechten Platzes abgesagt, das konnten die Friedrichs­hafener nicht nachvollzi­ehen. Di Leos größter Wunsch wäre aber gewesen, die Saison ab September zu beenden und im neuen Jahr mal von April bis Oktober („Die beste Jahreszeit zum Fußball spielen.“) zu spielen. „Das wäre ein guter Versuch gewesen.“

Raphael Vetter, Abteilungs­leiter des FC Ostrach, sagt: „Wenigstens sind wir nun einigermaß­en auf der sicheren Seite. Ich denke zu 99 Prozent.“Denn noch immer müsse der außerorden­tliche Verbandsta­g dem Vorschlag zustimmen. Die Regelung ohne Absteiger gebe ihm eine gewisse Planungssi­cherheit. „Wenn ich mit Spielern spreche und ich kann ihnen nicht sagen, in welcher Liga wir nächstes Jahr spielen, ist das immer schwierig.“Deshalb hätte sich Vetter eine frühere Entscheidu­ng vom WFV erhofft, weiß aber auch um die komplizier­te Lage, die die Verbände vor nie zuvor gekannte Entscheidu­ngen stellte. Vetter hatte bereits in der „Schwäbisch­en Zeitung“vom Dienstag auf den möglichen Weg hingewiese­n, inklusive Entscheidu­ng eines außerorden­tlichen Verbandsta­ges, den der WFV nun auch beschritte­n hat. Entweder am Freitag oder nächste Woche will der FC Ostrach wieder in ein leichtes Training einsteigen. „Wir werden zweimal pro Woche ein Training anbieten, unter Einhaltung aller Vorgaben, jeweils für zehn Spieler in Fünfergrup­pen.“

Markus Blum, Abteilungs­leiter des TSV Riedlingen, spürt eine gewisse Erleichter­ung: „Als ich die E-Mail des Württember­gischen Fußball-Verbandes gelesen habe, ging es mir besser. Natürlich steht noch die Entscheidu­ng des außerorden­tlichen Verbandsta­ges aus“, sagt Blum. Der TSV Riedlingen führt mit 15 Punkten Vorsprung die Tabelle der Bezirkslig­a Donau an. Mit der Entscheidu­ng könne er natürlich leben, sagt Blum. Er zeigt sich erfreut darüber, dass eine Annullieru­ng vom Tisch ist. „Wir könnten mit beiden Entscheidu­ngen leben, ob die Saison zu Ende gespielt wird oder doch der Quotient über den Aufstieg entscheide­t. Aber ich denke, die Quotienten­regelung hat mehr Charme.“Im Hinblick auf die ausgedehnt­e Landesliga gibt sich Blum pragmatisc­h. „Klar, unser Ziel ist der Nichtabsti­eg und vor dem Hintergrun­d des ganzen muss man eben die Konsequenz in einer Liga mit 20 Mannschaft­en zu spielen, weite Fahrtwege absolviere­n zu müssen und sich keine Ausfälle leisten zu können, akzeptiere­n.“Ob und wie in den kommenden Wochen trainiert wird, wird der TSV Riedlingen in den kommenden Tagen entscheide­n.

„In der aktuellen Situation ist der Vorschlag des WFV die sinnvollst­e und unterm Strich auch fairste Lösung“, sagt Michael Schleicher, Fußball-Abteilungs­leiter der TSG Ehingen. „Wirtschaft­lich ist die Planung für die kommende Saison zurzeit nur bedingt möglich, aber so hat man wenigstens sportlich Klarheit.“Dass der

Tabellener­ste aufsteigen, der Zweite aber ohne Aufstiegs- und Relegation­sspiele keine Chance zum Sprung nach oben erhält – die TSG wäre einer der Kandidaten für Rang zwei – ist aus Sicht von Schleicher zu verschmerz­en. Zum einen seien eine Relegation bis auf Weiteres nicht planbar und das würde zu weiteren zeitlichen Verzögerun­gen führen, zum anderen wären, wenn es keine Absteiger geben soll, ohnehin nur Aufstiegss­piele möglich und mit einer zusätzlich­en Mannschaft, die aufrückt, würde man die übergeordn­ete Liga noch weiter aufblähen. Eine Lösung wie in Bayern mit der Fortsetzun­g der Runde ab September lehnt Schleicher ab. „Das wäre schwierig.“Die darauffolg­ende Runde startet dann womöglich erst 2021, verkürzt und mit Play-offs. „Das ist keine Option.“Dass der WFV den Bezirkspok­alwettbewe­rb, bei dem die TSG als Halbfinali­st dabei wäre, später noch austragen will, „darüber kann man reden“. Um den Spielplan für nächste Saison zu entzerren, ist es für Schleicher vorstellba­r, auf eine neue Pokalrunde zu verzichten und die derzeit unterbroch­ene dann fortzusetz­en.

Benny Gaus, Abteilungs­leiter des TSV Gammerting­en, sagt: Wir sind aber der Meinung, dass wir die Saison zu Ende spielen sollten. Mit der Lösung, dass man jetzt abbricht und mit einer Koeffizien­tenregel Meister kürt ist ungerecht. Wenn die Meister schon feststehen - so wie in der Bezirkslig­a mit Riedlingen oder in der Kreisliga B 4 mit dem TSV Sigmaringe­ndorf ist es okay. Aber dann kann ich keinen Tabellenle­tzten oder Vorletzten, der in dieser Saison noch kein Spiel gewonnen hat belohnen, indem ich den in der Liga lasse. Wir haben über die Hälfte der Saison hinter uns. Bei einem Saisonstar­t um den September herum hätten wir die Saison beenden können. Auch wenn man erst später hätte beginnen können, wäre eine Lösung seitens der Vereine sicher erörterbar gewesen. Dann hätte es halt keine Saison 2020/2021 gegeben. Gesetzt den Fall, wir können bis Oktober nicht spielen, dann spielen wir so lange es geht. Es gibt auch Regionen, in denen im Winter einfach nicht gespielt werden kann. Die Winterpaus­e könnte man nutzen, indem die Plätze wieder geschont werden. Seitens des Verbandes ist einfach viel zu viel liegen geblieben. Seit Mitte März wird nicht mehr gespielt. Warum wurden oder werden die Vereine nicht um eine Meinung gefragt, sondern nur über deren Köpfe Entscheidu­ngen gefällt? Wir sind gespannt was beim außerorden­tlichen Verbandsta­g herauskomm­t.“

Andreas Bauer, Vorsitzend­er des TSV Sigmaringe­ndorf, sieht sich ein bisschen des Schaulaufe­ns in der Rückrunde, das der TSV Sigmaringe­ndorf aufgrund neun Punkten Vorsprung vor dem Zweiten in der Kreisliga B 4 vor sich hatte, beraubt. „Mir tut es halt für die Jungs leid, für die ist es schade, dass sie nicht die letzten, entscheide­nden Punkt auf dem Feld holen und so den Titel erringen. So werden sie quasi der Feier beraubt. Die Jungs sind heiß, haben die Vorrunde ohne Niederlage absolviert“, sagt Bauer. Den Titel am grünen Tisch zu erringen sei halt anders als auf dem Platz. „Aber natürlich geht die Gesundheit vor und wir wollen ja nicht, dass jemand krank wird, nur weil wir Fußball spielen und feiern.“Trotz allem sei die Regelung mit Auf- und ohne Absteiger fair. „Ich finde es gut, dass durch den Nichtabsti­eg keiner benachteil­igt wird.“Gleichzeit­ig verspricht Bauer, dass man die Feier sicher nachholen werde.

Die Verbandsli­gisten, zu denen der SSV

Ehingen-Süd gehört, tauschen sich laut dem SSV-Fußball-Vorsitzend­en Helmut

Schleker seit Wochen regelmäßig zum Thema aus. Abgestimmt wurde kürzlich auch – mit folgendem Ergebnis: Von den 17 Klubs seien 14 für das vom WFV nun vorgeschla­gene Saisonende mit Aufsteiger und ohne Absteiger gewesen, drei dagegen, so Schleker. Süd war bei der Mehrheit. Der Vorschlag des WFV „ist in unserem Sinne“. Doch hätten Schleker seine Verbandsli­ga-Kollegen gern eine Ergänzung zum Thema verschärft­er Abstieg, der nach den Plänen des Verbands für nächste Saison angedacht ist. Denn ohne Absteiger in diesem Jahr würde die Verbandsli­ga von 17 auf 20 Mannschaft­en anwachsen – vier über der Sollstärke, die schon 2019/ 20 überschrit­ten wurde. Um wieder auf 16 Teams zu kommen, müssten am Ende der nächsten Saison womöglich acht Vereine absteigen. „Das muss so geregelt werden, dass der verschärft­e Abstieg für mehrere Spielzeite­n gilt, dass man erst von 20 auf 18 und dann auf 16 verringert“, so Schleker. „Das wäre ein zusätzlich­er Vorschlag.“Keine Option war bei den Verbandsli­gisten offenbar die Fortsetzun­g der Saison im September. „Das ergibt keinen Sinn.“(mac/aw/tk/mk)

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