Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ehrenamtliche ruht euch ein wenig aus
Über die meisten Sparten und Gruppen wird derzeit diskutiert und geredet, doch wie geht es all jenen, die sich Woche für Woche ehrenamtlich engagieren? Jenen, die mit ihrem Tun das Leben in unseren Gemeinden und Kirchen mitgestalten? Gruppenstunden vorbereiten, musizieren, gemeinsam singen, Sport treiben und all jene, die in den Besuchsdiensten unterwegs sind und vieles mehr abdecken als hier Platz ist zu schreiben. Der Albverein schildert Wanderwege aus…und jetzt? Kein Wegweiser, kein Hinweis! So viele Jahresplanungen sind abgesagt, Feste und andere Aktivitäten, die das aktive Leben in unserem Gemeinde-und Kirchenalltag ausmachen, liegen brach.
Das Land hat Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus erlassen. Diejenigen unter uns, die sich ehrenamtlich engagieren, sind Maßnahmen der Landesregierung gewohnt. Wichtig, wenn man Feste oder Freizeiten veranstalten möchte. Doch war es nicht auch zu viel, in den letzten Jahren? Zu viele Angebote und Möglichkeiten. Lange schon konnte man immer wieder hören: Kann das Ehrenamt das noch stemmen? Wer blickt da noch durch, und geht das alles noch ehrenamtlich? Die Verantwortung wurde und wird immer größer. Bei kurzfristigen und einmaligen Angeboten kann man gelingende Projekte umsetzen, doch langfristig? Immer weniger Mitglieder klagen die einen – immer mehr Vorgaben alle zusammen. „Quo-Vadis Ehrenamt?“Man braucht neue Konzepte – doch wie soll das gehen?
Corona zeigt uns, wie es geht – einfach mal Pause zu machen. Anhalten, durchschnaufen, stolz sein und sich bewusst werden, was Ehrenamt leistet. Innehalten.
Die meisten werden vermutlich sagen, aber so wollten wir die Zwangspause auch wieder nicht. Da es derzeit allen gleich geht, könnte man, so wie es der bekannte Bruno Bettelheim (Psychoanalytiker) rät, die Langeweile aushalten: „Denn in der Langeweile entstehen oft die besten Ideen, die uns kreativ werden lassen.“
Wollen wir wirklich wieder zurück in den alten Tritt? In der Schweiz soll es ein Dorf geben, in denen sich die Vereinsverantwortlichen absprechen und abwechselnd ein Sabbatjahr machen. Wäre das nicht eine gute Gelegenheit, mal darüber nachzudenken, was und welche Angebote alle gleichzeitig stattfinden können und sollen und wer diese stemmen kann? Diese vom „Virus „verordnete „Entschleunigung“hat in vielen Bereichen sehr gut getan. Eine Entsorgungsfirma berichtete, dass kurzfristig keine Container mehr da waren, da diese privat vermietet waren, denn viele nutzten die Zeit zum Aus-und Aufräumen. Mit der Freude über die neue Ordnung kommt auch wieder die Motivation, sich an Neues zu wagen.
Doch bevor dies möglich wird, heißt es sicherlich, gesund zu bleiben, oder wenn man krank ist, wieder gesund zu werden. Dazu möchte ich mich an das Wort aus dem Markusevangelium 6,31 halten: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus.“