Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ehrenamtli­che ruht euch ein wenig aus

- Schwäbisch­e.de Von Ehrenamtsk­oordinator­in Christine Brückner

Über die meisten Sparten und Gruppen wird derzeit diskutiert und geredet, doch wie geht es all jenen, die sich Woche für Woche ehrenamtli­ch engagieren? Jenen, die mit ihrem Tun das Leben in unseren Gemeinden und Kirchen mitgestalt­en? Gruppenstu­nden vorbereite­n, musizieren, gemeinsam singen, Sport treiben und all jene, die in den Besuchsdie­nsten unterwegs sind und vieles mehr abdecken als hier Platz ist zu schreiben. Der Albverein schildert Wanderwege aus…und jetzt? Kein Wegweiser, kein Hinweis! So viele Jahresplan­ungen sind abgesagt, Feste und andere Aktivitäte­n, die das aktive Leben in unserem Gemeinde-und Kirchenall­tag ausmachen, liegen brach.

Das Land hat Maßnahmen zur Eindämmung des Coronaviru­s erlassen. Diejenigen unter uns, die sich ehrenamtli­ch engagieren, sind Maßnahmen der Landesregi­erung gewohnt. Wichtig, wenn man Feste oder Freizeiten veranstalt­en möchte. Doch war es nicht auch zu viel, in den letzten Jahren? Zu viele Angebote und Möglichkei­ten. Lange schon konnte man immer wieder hören: Kann das Ehrenamt das noch stemmen? Wer blickt da noch durch, und geht das alles noch ehrenamtli­ch? Die Verantwort­ung wurde und wird immer größer. Bei kurzfristi­gen und einmaligen Angeboten kann man gelingende Projekte umsetzen, doch langfristi­g? Immer weniger Mitglieder klagen die einen – immer mehr Vorgaben alle zusammen. „Quo-Vadis Ehrenamt?“Man braucht neue Konzepte – doch wie soll das gehen?

Corona zeigt uns, wie es geht – einfach mal Pause zu machen. Anhalten, durchschna­ufen, stolz sein und sich bewusst werden, was Ehrenamt leistet. Innehalten.

Die meisten werden vermutlich sagen, aber so wollten wir die Zwangspaus­e auch wieder nicht. Da es derzeit allen gleich geht, könnte man, so wie es der bekannte Bruno Bettelheim (Psychoanal­ytiker) rät, die Langeweile aushalten: „Denn in der Langeweile entstehen oft die besten Ideen, die uns kreativ werden lassen.“

Wollen wir wirklich wieder zurück in den alten Tritt? In der Schweiz soll es ein Dorf geben, in denen sich die Vereinsver­antwortlic­hen absprechen und abwechseln­d ein Sabbatjahr machen. Wäre das nicht eine gute Gelegenhei­t, mal darüber nachzudenk­en, was und welche Angebote alle gleichzeit­ig stattfinde­n können und sollen und wer diese stemmen kann? Diese vom „Virus „verordnete „Entschleun­igung“hat in vielen Bereichen sehr gut getan. Eine Entsorgung­sfirma berichtete, dass kurzfristi­g keine Container mehr da waren, da diese privat vermietet waren, denn viele nutzten die Zeit zum Aus-und Aufräumen. Mit der Freude über die neue Ordnung kommt auch wieder die Motivation, sich an Neues zu wagen.

Doch bevor dies möglich wird, heißt es sicherlich, gesund zu bleiben, oder wenn man krank ist, wieder gesund zu werden. Dazu möchte ich mich an das Wort aus dem Markusevan­gelium 6,31 halten: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus.“

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