Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Öffnung der Kitas stresst die Gemeinden
Eingeschränkter Regelbetrieb ab Montag möglich – Voraussetzungen sind unterschiedlich
INZIGKOFEN - Schon ab Montag dürfen die Kindergärten und Kindertagesstätten die Betreuung der Kleinen in einen eingeschränkten Regelbetrieb ausweiten. Das hieße, 50 Prozent der Kinder dürften wieder gleichzeitig kommen. So stellen es sich zumindest Kultusministerium, Städte-, Gemeinde- und Landkreistag laut Pressemitteilung vom Donnerstag vor. Wie das genau aussehen könnte, überlassen sie allerdings den Kommunen und Trägern. In der Gemeinderatssitzung in Inzigkofen hat sich Bürgermeister Bernd Gombold über dieses Vorgehen beklagt: „Das ist alles mit der heißen Nadel auf die Schnelle gestrickt.“Während Sigmaringens Bürgermeister Marcus Ehm ihn unterstützt, zeigt sich Sigmaringendorfs Bürgermeister Philip Schwaiger gelassener.
Gombold trug einige der Punkte der Pressemitteilung vor und resümierte im Anschluss: „Das sind alles leere Worte.“Denn seine Sorge ist, dass durch den beschlossenen rechtlichen Rahmen Erwartungen bei den Eltern geschürt werden, die schlussendlich nur zu Enttäuschung führen werden.
Denn jetzt müsse die Kommune entscheiden, welche Kinder unter welchen Bedingungen zurückkehren dürfen und welche nicht. Peter Kurz, Präsident des Städtetags, bringt diese Sorge in der Pressemitteilung auf den Punkt: „Die Mehrheit derer, die bisher keinen Platz in der Notbetreuung hatten, werden auch bei der jetzigen Ausweitung keinen bekommen können.“Das zeigt sich auch in Inzigkofen: Insgesamt sind 147 der 150 Kindergarten- und Kitaplätze belegt, 49 Sprösslinge im Kindergartenalter befinden sich aktuell in der erweiterten Notbetreuung. Ihre Plätze sind fest besetzt. Übrig bleiben dort also rund 25 Plätze.
Empfehlung laut Pressemitteilung ist nun, dass Kinder der erweiterten Notbetreuung und Kinder mit besonderem Förderbedarf Vorrang haben. Auch steht das Konzept im Raum, dass die „Kinder in festen Gruppen abwechselnd an einzelnen Wochentagen in die Kita kommen können“. Doch das reicht Gombold nicht aus. „Wir hätten uns als Kommune konkrete Angaben gewünscht, welche Kinder wann und wie oft kommen dürfen“, sagt er.
Außerdem kritisiert er den zeitlichen Rahmen: Am Mittwoch hatte die Lenkungsgruppe der Regierung der Veränderung der Corona-Verordnung zugestimmt, Samstag soll sie offenbar notverkündet werden. Schon am Montag tritt sie in Kraft. So schnell, sagt Gombold, ließe sich die Theorie nicht in die Praxis umsetzen. Nichtsdestotrotz hofft er, dass der eingeschränkte Regelbetrieb in Inzigkofen spätestens am 25. Mai wieder starten kann.
In Sigmaringendorf stellt sich die Lage nicht ganz so dramatisch dar. „Wir starten direkt am Montag, 18. Mai, mit der Kita-Betreuung“, sagt Bürgermeister Philip Schwaiger.
„Was wir ab da bieten können, ist allerdings noch weit vom regulären Betrieb entfernt.“
Unmittelbar nach der Bekanntgabe am Donnerstag habe er sich mit den Leiterinnen der beiden Kinderhäuser in seiner Gemeinde in Verbindung gesetzt und gemeinsam mit ihnen ein Konzept für die Öffnung entwickelt.
Das stellt sich nun folgendermaßen dar: In Sigmaringendorf kommen auf 144 regulär angebotene Betreuungsplätze derzeit rund 120 Kinder, 18 davon sind aktuell noch in der Notbetreuung. Unter den Hygieneauflagen der Landesregierung können die Kinderhäuser jedoch nur die Hälfte der regulär angebotenen 144 Betreuungsplätze, also 72, anbieten. Abzüglich der 18 fest belegten Plätze für die bisher notbetreuten Kinder bleiben folglich in den Kinderhäusern 54 reguläre Betreuungsplätze für rund 100 Kinder übrig.
Deshalb, so der Bürgermeister, mussten die restlichen 100 nicht notbetreuten Kinder, in zwei Gruppen A und B aufgeteilt werden, die nun im wöchentlichen Wechsel in den Kinderhäusern betreut werden. Gruppe A starte am 18. Mai, Gruppe B sei dann ab dem 25. Mai an der Reihe. So soll der Betrieb bis zu den Sommerferien weiterlaufen. „Aber mir ist schon klar, dass das den Vorstellungen vieler Eltern nicht gerecht wird“, so Schwaiger.
Wann und in welchem Rahmen die Sigmaringer Kindergärten für weitere Kinder öffnen werden, das konnte Bürgermeister Marcus Ehm auf SZ-Anfrage nicht genau sagen. „Wir warten auf weitere Anhaltspunkte aus Stuttgart.“Sobald diese Informationen bekannt seien, werde man reagieren und ein Konzept für Sigmaringen erstellen. Vorerst bittet Ehm um Geduld. Damit die Kommunen die Eltern möglichst gleich behandelten, hofft auch Sigmaringen auf konkrete Vorgaben: „Wir nehmen alles Futter, was man uns gibt.“
Am Montag findet nun eine Telefonkonferenz der Kommunen im Kreis und der Landrätin statt, in der über die praktische Umsetzung gesprochen werden soll. Wie das aussehen wird, ist vielerorts offen.