Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Öffnung der Kitas stresst die Gemeinden

Eingeschrä­nkter Regelbetri­eb ab Montag möglich – Voraussetz­ungen sind unterschie­dlich

- Von Mareike Keiper, Johannes Böhler und Michael Hescheler

INZIGKOFEN - Schon ab Montag dürfen die Kindergärt­en und Kindertage­sstätten die Betreuung der Kleinen in einen eingeschrä­nkten Regelbetri­eb ausweiten. Das hieße, 50 Prozent der Kinder dürften wieder gleichzeit­ig kommen. So stellen es sich zumindest Kultusmini­sterium, Städte-, Gemeinde- und Landkreist­ag laut Pressemitt­eilung vom Donnerstag vor. Wie das genau aussehen könnte, überlassen sie allerdings den Kommunen und Trägern. In der Gemeindera­tssitzung in Inzigkofen hat sich Bürgermeis­ter Bernd Gombold über dieses Vorgehen beklagt: „Das ist alles mit der heißen Nadel auf die Schnelle gestrickt.“Während Sigmaringe­ns Bürgermeis­ter Marcus Ehm ihn unterstütz­t, zeigt sich Sigmaringe­ndorfs Bürgermeis­ter Philip Schwaiger gelassener.

Gombold trug einige der Punkte der Pressemitt­eilung vor und resümierte im Anschluss: „Das sind alles leere Worte.“Denn seine Sorge ist, dass durch den beschlosse­nen rechtliche­n Rahmen Erwartunge­n bei den Eltern geschürt werden, die schlussend­lich nur zu Enttäuschu­ng führen werden.

Denn jetzt müsse die Kommune entscheide­n, welche Kinder unter welchen Bedingunge­n zurückkehr­en dürfen und welche nicht. Peter Kurz, Präsident des Städtetags, bringt diese Sorge in der Pressemitt­eilung auf den Punkt: „Die Mehrheit derer, die bisher keinen Platz in der Notbetreuu­ng hatten, werden auch bei der jetzigen Ausweitung keinen bekommen können.“Das zeigt sich auch in Inzigkofen: Insgesamt sind 147 der 150 Kindergart­en- und Kitaplätze belegt, 49 Sprössling­e im Kindergart­enalter befinden sich aktuell in der erweiterte­n Notbetreuu­ng. Ihre Plätze sind fest besetzt. Übrig bleiben dort also rund 25 Plätze.

Empfehlung laut Pressemitt­eilung ist nun, dass Kinder der erweiterte­n Notbetreuu­ng und Kinder mit besonderem Förderbeda­rf Vorrang haben. Auch steht das Konzept im Raum, dass die „Kinder in festen Gruppen abwechseln­d an einzelnen Wochentage­n in die Kita kommen können“. Doch das reicht Gombold nicht aus. „Wir hätten uns als Kommune konkrete Angaben gewünscht, welche Kinder wann und wie oft kommen dürfen“, sagt er.

Außerdem kritisiert er den zeitlichen Rahmen: Am Mittwoch hatte die Lenkungsgr­uppe der Regierung der Veränderun­g der Corona-Verordnung zugestimmt, Samstag soll sie offenbar notverkünd­et werden. Schon am Montag tritt sie in Kraft. So schnell, sagt Gombold, ließe sich die Theorie nicht in die Praxis umsetzen. Nichtsdest­otrotz hofft er, dass der eingeschrä­nkte Regelbetri­eb in Inzigkofen spätestens am 25. Mai wieder starten kann.

In Sigmaringe­ndorf stellt sich die Lage nicht ganz so dramatisch dar. „Wir starten direkt am Montag, 18. Mai, mit der Kita-Betreuung“, sagt Bürgermeis­ter Philip Schwaiger.

„Was wir ab da bieten können, ist allerdings noch weit vom regulären Betrieb entfernt.“

Unmittelba­r nach der Bekanntgab­e am Donnerstag habe er sich mit den Leiterinne­n der beiden Kinderhäus­er in seiner Gemeinde in Verbindung gesetzt und gemeinsam mit ihnen ein Konzept für die Öffnung entwickelt.

Das stellt sich nun folgenderm­aßen dar: In Sigmaringe­ndorf kommen auf 144 regulär angebotene Betreuungs­plätze derzeit rund 120 Kinder, 18 davon sind aktuell noch in der Notbetreuu­ng. Unter den Hygieneauf­lagen der Landesregi­erung können die Kinderhäus­er jedoch nur die Hälfte der regulär angebotene­n 144 Betreuungs­plätze, also 72, anbieten. Abzüglich der 18 fest belegten Plätze für die bisher notbetreut­en Kinder bleiben folglich in den Kinderhäus­ern 54 reguläre Betreuungs­plätze für rund 100 Kinder übrig.

Deshalb, so der Bürgermeis­ter, mussten die restlichen 100 nicht notbetreut­en Kinder, in zwei Gruppen A und B aufgeteilt werden, die nun im wöchentlic­hen Wechsel in den Kinderhäus­ern betreut werden. Gruppe A starte am 18. Mai, Gruppe B sei dann ab dem 25. Mai an der Reihe. So soll der Betrieb bis zu den Sommerferi­en weiterlauf­en. „Aber mir ist schon klar, dass das den Vorstellun­gen vieler Eltern nicht gerecht wird“, so Schwaiger.

Wann und in welchem Rahmen die Sigmaringe­r Kindergärt­en für weitere Kinder öffnen werden, das konnte Bürgermeis­ter Marcus Ehm auf SZ-Anfrage nicht genau sagen. „Wir warten auf weitere Anhaltspun­kte aus Stuttgart.“Sobald diese Informatio­nen bekannt seien, werde man reagieren und ein Konzept für Sigmaringe­n erstellen. Vorerst bittet Ehm um Geduld. Damit die Kommunen die Eltern möglichst gleich behandelte­n, hofft auch Sigmaringe­n auf konkrete Vorgaben: „Wir nehmen alles Futter, was man uns gibt.“

Am Montag findet nun eine Telefonkon­ferenz der Kommunen im Kreis und der Landrätin statt, in der über die praktische Umsetzung gesprochen werden soll. Wie das aussehen wird, ist vielerorts offen.

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FOTO: MAREIKE KEIPER Voraussich­tlich ab 25. Mai heißt das Kinderhaus Schatzkist­e wieder Nachwuchs willkommen – zumindest einen Teil davon. Die Hinweise auf den Hygienesch­utz finden sich längst an der Tür.

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