Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gastgeber freuen sich auf Übernachtu­ngsgäste

Wie sich das Hotel Donaublick, der Ferienhof Neher und der Campingpla­tz auf die Wiederöffn­ung vorbereite­n

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN/SCHEER - So leer und verlassen wie in den vergangene­n Wochen möchte kein Gastronom, Hotelier oder Ferienwohn­ungsbesitz­er seine Räume je wiedersehe­n. „Wir können nur hoffen, dass es keinen zweiten Lockdown gibt“, sagt Manuela Kiemer vom Hotel Donaublick in Scheer. Genau wie viele andere in der Tourismusb­ranche geht sie davon aus, dass mehr Deutsche ihren Sommerurla­ub innerhalb des Landes verbringen werden. Ab Montag dürfen zunächst Gastronomi­ebetriebe, Ferienwohn­ungsbesitz­er und Campingpla­tzbetreibe­r unter Auflagen wieder Gäste empfangen. Ab dem 29. Mai folgen dann die Hotels. Achteinhal­b Wochen waren das

Restaurant Donaublick in Scheer und die Bacchusstu­be nebenan komplett geschlosse­n. Das Hotel im ehemaligen Bahnhofsge­bäude war lediglich für Geschäftsr­eisende geöffnet. „Denen haben wir auch Frühstück und ein warmes Abendessen angeboten, das sie auf ihren Zimmern essen konnten“, sagt Geschäftsf­ührerin Manuela Kiemer. „Das kam gut an, denn sonst hätten viele nicht gewusst, wie sie sich am Abend versorgen sollen.“Was das Restaurant angeht, hätte die Familie lange hin und her überlegt. „Aber ein Abhol- oder Lieferserv­ice hätte auf dem gewohnten Niveau nicht geklappt“, sagt sie. Deshalb habe man das Restaurant ganz geschlosse­n. Für die Festangest­ellten von Hotel und Restaurant wurde Kurzarbeit angemeldet. Das Tagesgesch­äft übernahm die Familie zusammen mit den Auszubilde­nden und den 450-Euro-Kräften. „Für die gibt es keine Kurzarbeit und wir wollten auf jeden Fall, dass sie ihr Geld bekommen“, sagt Kiemer. Weil alle drei Immobilien in Familienbe­sitz seien und in der Vergangenh­eit Rücklagen gebildet wurden, würde die Familie recht unbeschade­t aus der Krise kommen. „Aber nur, wenn wir jetzt wieder arbeiten dürfen.“

Im Restaurant sei die Zeit genutzt worden, um Renovierun­gsarbeiten erledigen zu lassen. „Jetzt haben wir alles gut ausgemesse­n und noch weitere Tische gekauft, um die Situation zu entzerren.“Hinweissch­ilder würden angebracht und Hygienereg­eln umgesetzt. Hilfe gebe es dabei vom Hotel- und Gaststätte­nverband Dehoga. „Pro Tisch dürfen Personen aus zwei Haushalten sitzen und die Öffnungsze­iten werden nicht reglementi­ert“, sagt Kiemer. Sie ist jetzt vor allem darauf gespannt, ob die Menschen wieder Lust auf Restaurant­besuche haben. „Unser Serviceper­sonal muss Mundschutz tragen, das ist ungewohnt, sollte aber Gäste nicht abschrecke­n“, findet sie.

Ab dem 29. Mai dürfen im Hotel auch wieder Urlaubsgäs­te begrüßt werden. „Endlich kommen auch wieder Buchungen rein und nicht nur Stornierun­gen“, freut sich Kiemer. Sie geht davon aus, dass auch der Kreis Sigmaringe­n davon profitiere­n wird, dass dieses Jahr wohl mehr Menschen im eigenen Land Urlaub machen werden. „Hochburgen wie der Bodensee werden schnell überlaufen sein“, sagt sie. „Zu uns werden Radler, Wanderer und Naturliebh­aber kommen.“Ihre Mitarbeite­r hat Kiemer in zwei Gruppen eingeteilt, die künftig im Zwei-Wochen-Wechsel arbeiten werden. Auf Kurzarbeit könne noch nicht verzichtet werden. „Wir müssen jetzt schauen, wie der Betrieb anläuft.“

Maria Neher vom Ferienhof Neher in Granheim muss gerade viel telefonier­en. Ab Montag dürfen wieder Gäste in die drei Ferienhäus­er auf den Hof kommen. „Aber es gibt schon noch viel Unsicherhe­it und offene Fragen“, sagt sie. Beispielsw­eise wollen im Juli drei Familien kommen und gemeinsam in einem Haus wohnen. „Ich weiß nicht, ob das bis dahin erlaubt ist.“Generell merke sie aber gerade bei Familien, dass die sich auf die Zeit auf dem Bauernhof freuen. „Wer mit Kindern in der Stadt wohnt und kaum raus durfte, der sehnt sich nach Urlaub und Freiheit“, sagt sie. Deshalb seien die drei Blockhäuse­r in den kommenden Monaten ziemlich gut ausgebucht. „Einige Gäste, die im März oder April kommen wollten, haben ihren Urlaub immer wieder um mehrere Wochen verschoben und gehofft, dass es dann klappt“, erzählt sie. Andere hätten mit der Corona-Krise die Lust am Verreisen verloren und würden ganz stornieren.

Unter Einhaltung der Abstandsre­geln müssen auf dem Hof keine Masken getragen werden. „Die Gäste dürfen trotzdem am Leben auf dem Hof teilnehmen“, sagt Maria Neher. „Wir nehmen die Familien dann aber einzeln mit in den Stall und haben auch immer Masken da, wenn sich die Menschen damit besser fühlen.“In den vergangene­n Wochen habe sie Besucher auf dem Hof, die für ein Eis oder einen Kaffee anhalten immer als sehr verantwort­ungsbewuss­t erlebt. „Wir werden aber trotzdem ein paar grundlegen­de Regeln als Erinnerung auslegen.“

Zwei Monate Umsatz fehlen der Familie durch die Beschränku­ngen der Corona-Verordnung. „Das müssen wir jetzt aus der Landwirtsc­haft querfinanz­ieren“, sagt Neher. In der Milchwirts­chaft würde es allerdings gerade auch nicht besonders gut aussehen. „Wenn ich auf andere Betriebe schaue, die in ihrer Existenz bedroht sind, möchte ich aber nicht klagen“, sagt sie. „Die Gesundheit ist natürlich das wichtigste.“Ihre Kinder haben in den vergangene­n Wochen in der Granheimer Abgeschied­enheit verbracht. „Als wir kürzlich zusammen in der Mengener Innenstadt waren, hatten sie angesichts der vielen Masken und den Schlangen vor der Bank und manchen Geschäften schon ein mulmiges Gefühl“, sagt sie. „Da müssen wir uns wohl dran gewöhnen.“

Auch der Reisemobil­stellplatz an den Zielfinger Seen darf am Montag wieder öffnen. Lediglich die sanitären Anlagen müssen noch geschlosse­n bleiben. Diese befinden sich für Wohnmobili­sten normalerwe­ise im nahegelege­nen Restaurant Südsee 3. Jetzt müssen die Gäste mit ihren eigenen Anlagen in den Wohnmobile­n auskommen. Die Wasserveru­nd -entsorgung läuft über eine Station im Eingangsbe­reich, Strom und Wlan sind an den Stellplätz­en verfügbar. Der Angelbetri­eb läuft laut Werner Schäffer, dem Betreiber der beiden Angelseen bereits seit dem 30. April wieder. Nach einer Interventi­on bei der Landesregi­erung habe man vom Referat Tierzucht, Tierhaltun­g und Fischerei im Ministeriu­m für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz das Okay für die Wiederöffn­ung erhalten.

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FOTOS: DPA/NICOLE FRICK/JENNIFER KUHLMANN, Ab Montag dürfen wieder Gäste empfangen werden. Gut vorbereite­t haben sich der Campingpla­tz an den Zielfinger Seen, Maunela Kiemer (oben rechts) und ihr Team vom Hotel Donaublick in Scheer sowie Martin und Maria Neher auf ihrem Ferienhof in Granheim.
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