Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Gastgeber freuen sich auf Übernachtungsgäste
Wie sich das Hotel Donaublick, der Ferienhof Neher und der Campingplatz auf die Wiederöffnung vorbereiten
MENGEN/SCHEER - So leer und verlassen wie in den vergangenen Wochen möchte kein Gastronom, Hotelier oder Ferienwohnungsbesitzer seine Räume je wiedersehen. „Wir können nur hoffen, dass es keinen zweiten Lockdown gibt“, sagt Manuela Kiemer vom Hotel Donaublick in Scheer. Genau wie viele andere in der Tourismusbranche geht sie davon aus, dass mehr Deutsche ihren Sommerurlaub innerhalb des Landes verbringen werden. Ab Montag dürfen zunächst Gastronomiebetriebe, Ferienwohnungsbesitzer und Campingplatzbetreiber unter Auflagen wieder Gäste empfangen. Ab dem 29. Mai folgen dann die Hotels. Achteinhalb Wochen waren das
Restaurant Donaublick in Scheer und die Bacchusstube nebenan komplett geschlossen. Das Hotel im ehemaligen Bahnhofsgebäude war lediglich für Geschäftsreisende geöffnet. „Denen haben wir auch Frühstück und ein warmes Abendessen angeboten, das sie auf ihren Zimmern essen konnten“, sagt Geschäftsführerin Manuela Kiemer. „Das kam gut an, denn sonst hätten viele nicht gewusst, wie sie sich am Abend versorgen sollen.“Was das Restaurant angeht, hätte die Familie lange hin und her überlegt. „Aber ein Abhol- oder Lieferservice hätte auf dem gewohnten Niveau nicht geklappt“, sagt sie. Deshalb habe man das Restaurant ganz geschlossen. Für die Festangestellten von Hotel und Restaurant wurde Kurzarbeit angemeldet. Das Tagesgeschäft übernahm die Familie zusammen mit den Auszubildenden und den 450-Euro-Kräften. „Für die gibt es keine Kurzarbeit und wir wollten auf jeden Fall, dass sie ihr Geld bekommen“, sagt Kiemer. Weil alle drei Immobilien in Familienbesitz seien und in der Vergangenheit Rücklagen gebildet wurden, würde die Familie recht unbeschadet aus der Krise kommen. „Aber nur, wenn wir jetzt wieder arbeiten dürfen.“
Im Restaurant sei die Zeit genutzt worden, um Renovierungsarbeiten erledigen zu lassen. „Jetzt haben wir alles gut ausgemessen und noch weitere Tische gekauft, um die Situation zu entzerren.“Hinweisschilder würden angebracht und Hygieneregeln umgesetzt. Hilfe gebe es dabei vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. „Pro Tisch dürfen Personen aus zwei Haushalten sitzen und die Öffnungszeiten werden nicht reglementiert“, sagt Kiemer. Sie ist jetzt vor allem darauf gespannt, ob die Menschen wieder Lust auf Restaurantbesuche haben. „Unser Servicepersonal muss Mundschutz tragen, das ist ungewohnt, sollte aber Gäste nicht abschrecken“, findet sie.
Ab dem 29. Mai dürfen im Hotel auch wieder Urlaubsgäste begrüßt werden. „Endlich kommen auch wieder Buchungen rein und nicht nur Stornierungen“, freut sich Kiemer. Sie geht davon aus, dass auch der Kreis Sigmaringen davon profitieren wird, dass dieses Jahr wohl mehr Menschen im eigenen Land Urlaub machen werden. „Hochburgen wie der Bodensee werden schnell überlaufen sein“, sagt sie. „Zu uns werden Radler, Wanderer und Naturliebhaber kommen.“Ihre Mitarbeiter hat Kiemer in zwei Gruppen eingeteilt, die künftig im Zwei-Wochen-Wechsel arbeiten werden. Auf Kurzarbeit könne noch nicht verzichtet werden. „Wir müssen jetzt schauen, wie der Betrieb anläuft.“
Maria Neher vom Ferienhof Neher in Granheim muss gerade viel telefonieren. Ab Montag dürfen wieder Gäste in die drei Ferienhäuser auf den Hof kommen. „Aber es gibt schon noch viel Unsicherheit und offene Fragen“, sagt sie. Beispielsweise wollen im Juli drei Familien kommen und gemeinsam in einem Haus wohnen. „Ich weiß nicht, ob das bis dahin erlaubt ist.“Generell merke sie aber gerade bei Familien, dass die sich auf die Zeit auf dem Bauernhof freuen. „Wer mit Kindern in der Stadt wohnt und kaum raus durfte, der sehnt sich nach Urlaub und Freiheit“, sagt sie. Deshalb seien die drei Blockhäuser in den kommenden Monaten ziemlich gut ausgebucht. „Einige Gäste, die im März oder April kommen wollten, haben ihren Urlaub immer wieder um mehrere Wochen verschoben und gehofft, dass es dann klappt“, erzählt sie. Andere hätten mit der Corona-Krise die Lust am Verreisen verloren und würden ganz stornieren.
Unter Einhaltung der Abstandsregeln müssen auf dem Hof keine Masken getragen werden. „Die Gäste dürfen trotzdem am Leben auf dem Hof teilnehmen“, sagt Maria Neher. „Wir nehmen die Familien dann aber einzeln mit in den Stall und haben auch immer Masken da, wenn sich die Menschen damit besser fühlen.“In den vergangenen Wochen habe sie Besucher auf dem Hof, die für ein Eis oder einen Kaffee anhalten immer als sehr verantwortungsbewusst erlebt. „Wir werden aber trotzdem ein paar grundlegende Regeln als Erinnerung auslegen.“
Zwei Monate Umsatz fehlen der Familie durch die Beschränkungen der Corona-Verordnung. „Das müssen wir jetzt aus der Landwirtschaft querfinanzieren“, sagt Neher. In der Milchwirtschaft würde es allerdings gerade auch nicht besonders gut aussehen. „Wenn ich auf andere Betriebe schaue, die in ihrer Existenz bedroht sind, möchte ich aber nicht klagen“, sagt sie. „Die Gesundheit ist natürlich das wichtigste.“Ihre Kinder haben in den vergangenen Wochen in der Granheimer Abgeschiedenheit verbracht. „Als wir kürzlich zusammen in der Mengener Innenstadt waren, hatten sie angesichts der vielen Masken und den Schlangen vor der Bank und manchen Geschäften schon ein mulmiges Gefühl“, sagt sie. „Da müssen wir uns wohl dran gewöhnen.“
Auch der Reisemobilstellplatz an den Zielfinger Seen darf am Montag wieder öffnen. Lediglich die sanitären Anlagen müssen noch geschlossen bleiben. Diese befinden sich für Wohnmobilisten normalerweise im nahegelegenen Restaurant Südsee 3. Jetzt müssen die Gäste mit ihren eigenen Anlagen in den Wohnmobilen auskommen. Die Wasserverund -entsorgung läuft über eine Station im Eingangsbereich, Strom und Wlan sind an den Stellplätzen verfügbar. Der Angelbetrieb läuft laut Werner Schäffer, dem Betreiber der beiden Angelseen bereits seit dem 30. April wieder. Nach einer Intervention bei der Landesregierung habe man vom Referat Tierzucht, Tierhaltung und Fischerei im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz das Okay für die Wiederöffnung erhalten.