Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Wettspielrunde ersetzt Verbandsrunde
Tennis: Mannschaften können auf- aber nicht absteigen - Freiwillige Teilnahme
STUTTGART/BAD SAULGAU - Der Württembergische Tennisbund (WTB) hat sich am Montag entschieden, die Verbandsrunde im Tennis abzusagen. Das WTB-Präsidium um Stefan Hofherr halte „die Durchführung der Verbandsrunde in gewohnter Form (...) für nicht vertretbar“, heißt es in der Mitteilung des WTB. Als Alternative gibt es eine sogenannte Corona-Wettspielrunde - auf freiwilliger Basis. Der erste Spieltag steht vom 17. bis 20. Juni an, der letzte, planmäßig, vom 29. Juli bis 1. August. Allerdings stellt der Verband frei, dass Spiele - sind sich beide Vereine einig - bis zum 30. September absolviert werden können. Nur in den Württembergligen sind die Termine bindend.
In der Mitteilung heißt es weiter: „Wie schon mehrfach kommuniziert, stellt uns die andauernde Covid-19Pandemie vor herausfordernde Entscheidungen. Alle bisherigen Entscheidungen wurden in den einzelnen Gremien und im Präsidium diskutiert und nach bestem Wissen und Gewissen entschieden.“Die Entscheidung sei nach einer kontroversen Diskussion getroffen worden, geht aus der Mitteilung hervor. „Die Durchführung der Verbandsrunde in gewohnter Form und unter den bekannten Rahmenbedingungen halten wir für nicht vertretbar“, teilt der WTB mit. Dennoch sei der Wettbewerb eine zentrale Säule im Tennis. „Deshalb wollen wir unseren Vereinen, Mannschaften und allen Tennisspielerinnen und Tennisspielern eine Alternative zur Verbandsrunde anbieten: Die Corona-Wettspielrunde. Eine alternative Wettspielrunde unter vereinfachten und gelockerten Bedingungen. Die Teilnahme hieran ist selbstverständlich völlig freiwillig“, heißt es.
Rolf Schmid, Vize-Präsident des WTB, konkretisiert im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung Bad Saulgau“die Unterschiede zwischen Verbandsrunde und Corona-Wettspielrunde, räumt aber ein, die Spielordnungen seien „zu 98 Prozent gleich“. Man habe nur kleine Veränderungen vorgenommen. „Vor allem gibt es für die Vereine die Möglichkeit, die Spiele terminlich nach hinten zu verlegen, zudem haben wir noch zwei, drei Kleinigkeiten verändert im Vergleich zur normalen Verbandsrunde.“Der Hauptunterschied ist die Freiwilligkeit, mit der die Mannschaften an der neu geschaffenen Runde teilnehmen können. Den Vereinen ist nämlich freigestellt, Mannschaften für die Corona-Wettspielrunde zu melden. „Ich gehe davon aus, dass 50 Prozent der Mannschaften an der Runde teilnehmen werden“, hofft Schmid und schildert die Diskussion in einem „namhaften“Verein. Dort habe der Sportwart zunächst abgewunken und wollte nicht an der Runde mitspielen. „Die Frauen-Mannschaft hat aber gesagt, dass sie will und organisiert sich nun.“
Die Umbenennung in CoronaWettspielrunde habe auch juristische Gründe, um die Änderungen in der Spielordnung auch so zu unterfüttern. „Wir wollen sicher gehen, dass die Ergebnisse nicht juristisch angefochten werden können“, sagt Schmid. Denn auch der Sieger der Corona-Wettspielrunde habe ein Aufstiegsrecht für die kommende Runde. Voraussetzung um es wahrnehmen zu können ist, dass die Mannschaften nicht nur im Einzel, sondern mit einer vollständigen Mannschaft, also auch mit den Doppeln antritt, auch um den Vorwurf eines
„Billigaufstiegs“aus dem Weg zu gehen. So wolle der Verband, so Schmid, die Vereine belohnen, die den Mehraufwand betreiben, mit drei Autos zu einem Auswärtsspiel zu fahren. Denn gemäß der Vorschriften dürfen nur zwei Menschen in einem Auto sitzen, die mehr als einem Haushalt angehören. „Und wenn ich mit drei Autos zu einem Auswärtsspiel fahre, kostet das ja auch Geld“, sagt Schmid. Derweil glaubt er, dass die Vereine keine Probleme haben, die Hygienevorschriften umzusetzen. „Ich denke, das ist kein Problem. Wo ich bislang war, wurde das vorbildlich umgesetzt.“
In den Vereinen ist man froh, dass eine Regelung für ein Wettspiel in dieser Saison gefunden wurde. Gernot Maier, Vorsitzender des TC Bad Saulgau und des Bezirks F im WTB, sagt: „Schließlich gehört der sportliche Wettkampf auch zum Tennis.“Er ist mit der Regelung insgesamt zufrieden und freut sich über das Angebot
der Corona-Wettspielrunde, auch wenn er einräumt, sich ein kleines bisschen gewundert zu haben, dass die Verbandsrunde nun doch nicht in ihrer ursprünglichen Form stattfindet, wie es zunächst angedacht gewesen sei. Mit den Rahmenbedingungen ist Maier zufrieden. „Es ist ein Vorteil, dass man die Spiele bis 30. September nachholen kann. Das werden sicher einige Mannschaften der älteren Spielern nutzen, die ihre Spiele wohl erst im August und September austragen werden“, sagt Maier. Er hat bereits Tendenzen festgestellt, dass die Mehrheit der Mannschaften an der Runde teilnehmen wird. „Ende der Woche wissen wir wohl, welche Mannschaften im Verein spielen werden.“
Auch Axel Conradi vom TC Sigmaringen glaubt, dass gerade die höherklassigen Mannschaften im TC Sigmaringen an der Runde teilnehmen werden. „Generell ist es natürlich schön für uns, dass wir wieder spielen können. Ich gehe davon aus, dass die ambitionierten Mannschaften an der Runde teilnehmen.“
Noch nicht sicher ist die Runde der Senioren 40 des TCS, die von zwei Australiern angeführt werden. Toby Mitchell, Ende der Neunzigerjahre unter den besten 250 Spielern der Welt geführt, und Terry Deeth, der inzwischen zwar als Trainer am
Starnberger See arbeitet, aber trotzdem für den TCS spielt. „Denn aufgrund der Corona-Pandemie werden alle Spieltermine bis vorerst zum 15. Juni ausgesetzt. Alle bis dahin ausgefallenen Termine werden in einen Notfall-Spielterminplan übertragen, vorbehaltlich der Vorgaben der entsprechenden Regierungsstellen und des DTB.“So stand es gestern im Ergebnisportal des Verbandes zu lesen.
„Bei Mannschaften, wie beispielsweise die Mannschaft, in der ich spiele, könnte es sein, dass sie nicht spielen. Bei unserer Mannschaft, den Senioren 40/4, steht ja auch die Geselligkeit im Mittelpunkt. Und wenn das nicht so geht - wir können ja nach dem Spiel auch nicht duschen macht es einfach nicht so viel Spaß. Außerdem ist ja die Runde doch mit einem erheblichen Aufwand verbunden.“Auch der TC Sigmaringen will bis nächste Woche seine Mannschaften benennen.
Seit September vergangenen Jahres arbeitet die Geschäftsstelle an den Modalitäten zur Verbandsrunde 2020. Die Mannschaftsmeldungen, Gruppeneinteilung, namentliche Mannschaftsmeldung und Spielpläne liegen vor. Die bestehende Gruppeneinteilung ist die Grundlage für die neue Corona-Wettspielrunde. Die bereits getätigte und geprüfte namentliche Mannschaftsmeldung wird für die Mannschaften, die sich für eine Teilnahme an der CoronaWettspielrunde entscheiden, übernommen.
Die Spielpläne werden entsprechend der teilnehmenden Mannschaften und dem neuen Rahmenspielplan angepasst. Denn der Verband behält es sich vor, wenn zu wenig Mannschaften einer bereits bestehenden Gruppe melden, die Gruppen zusammenzulegen. „In einer Ligengruppe haben wir 20 Mannschaften. Wenn davon zum Beispiel sieben nicht teilnehmen, machen wir eine Siebener- und eine Sechserliga draus“, sagt Rolf Schmid. Mindestgröße einer Gruppe ist vier. „Darunter macht es ja keinen Sinn.“Absteiger wird es keine geben.
„Ich gehe davon aus, dass 50 Prozent der Mannschaften an der Runde teilnehmen werden“, glaubt Rolf Schmid.