Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Eine optimale Lösung gibt es in dem Fall nicht“

Fußball: Bezirksvor­sitzender Horst Braun über das vom WFV geplante Saisonende und die Folgen für den Bezirk

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EHINGEN - Der Württember­gische Fußballver­band (WFV) will die Saison 2019/20 zum 30. Juni beenden. Dies hat das Verbandspr­äsidium kürzlich beschlosse­n (die SZ berichtete) und einen außerorden­tlichen Verbandsta­g einberufen, an dem über den Vorschlag abgestimmt wird. Beim Verbandsta­g am 20. Juni dabei sein wird Horst Braun, Vorsitzend­er des Fußballbez­irks Donau. SZ-Redakteur Andreas Wagner sprach mit Braun über die WFV-Pläne, zu denen neben dem Saisonende unter anderem auch der Verzicht auf Absteiger gehört, sowie die Nöte der Kreisligen B im Bezirk Donau.

SZ: Die Fußball-Saison soll am 30. Juni beendet werden, dabei soll es Aufsteiger, aber keine Absteiger geben. Das ist der Vorschlag des WFV-Präsidiums, das letzte Wort werden aber die Delegierte­n beim außerorden­tlichen Parteitag im Juni haben. Rechnen Sie mit einem anderen Ausgang als dem, den die Verbandssp­itze vorgeschla­gen hat?

Braun: Ich gehe nicht davon aus. Je länger es dauert und sich die Situation nicht ändert, wird es wohl so kommen, wie es der WFV vorgeschla­gen hat. Ich kenne auch keine besseren Vorschläge.

Eine Alternativ­e hat der WFV angeboten und im Antrag für den Verbandsta­g auch festgehalt­en: die Saison im September fortzusetz­en, wie das auch der Bayerische Fußballver­band beschlosse­n hat. Wäre das keine Option?

Vorstellba­r wäre das schon. Mit dem Vorschlag, die Saison zum 30. Juni zu beenden, ging es dem WFV hauptsächl­ich um die rechtliche Sicherheit für den Verband und die handelnden Personen. Das wurde ja deutlich gemacht. Man will das Risiko von Klagemögli­chkeiten gering halten. In erster Linie ging es also um das, was machbar ist. Eine optimale Lösung gibt es in dem Fall nicht.

Was zu Diskussion­en beim Verbandsta­g führen könnte.

Es ist prinzipiel­l möglich, dass zu so einem Thema noch ein dritter Antrag eingebrach­t wird. Das wäre nicht das erste Mal bei einem Verbandsta­g.

Wobei der Verband andere Alternativ­en wie beispielsw­eise einen Abbruch mit Annullieru­ng verworfen hat – gerade vor dem Hintergrun­d des Haftungsri­sikos.

Ich denke deshalb auch nicht, dass es beim Verbandsta­g weitere Anträge geben wird.

Was wäre aus Sicht eines Bezirksvor­sitzenden die beste Lösung?

Was für uns am besten wäre, lässt sich nicht sagen. Wir reagieren auf das, was gemeinsam beschlosse­n wird und setzen es um.

Der Vorschlag des WFV, Aufsteiger, aber keine Absteiger zuzulassen, stößt bei B-Kreisligis­ten im Bezirk Donau auf Kritik – bemängelt wird, dass die untersten Spielklass­en noch kleiner werden – vor der Saison 2019/20 gab es für vier B-Ligen gerade noch 48 Mannschaft­en. Können Sie die Kritik nachvollzi­ehen?

Stand jetzt wären die Ligen kleiner, aber man könnte sie auch größer machen.

2019 behalf man sich damit, dass die B3 und B4 unterschie­dlich stark besetzt wurden – eine mit zehn Mannschaft­en, einer Dreierrund­e und 27 Spieltagen, die andere mit 14 Mannschaft­en und 26 Spieltagen. Wäre das nicht auch ein Modell für die B1 und B2 gewesen statt jeweils zwölf Mannschaft­en und 22 Spieltage zu haben?

Wir haben das vorher abgefragt, obwohl wir das nicht hätten machen müssen. Ein Vorsitzend­er und ein Spielleite­r sind dafür gewählt, um den Spielbetri­eb unparteiis­ch zu regeln, sie müssen die Vereine nicht anhören. Nach Möglichkei­t machen wir es bei bestimmten Themen aber schon, wir wollten ein Meinungsbi­ld haben. Und es gab in der B1 und B2 viele Vereine, die sagten, sie seien personell am Limit und ihnen wäre eine Zwölfer-Liga lieber. Anders bei der B3 und B4, da war eine Mehrheit für die Lösung mit einer Zehner- und einer Vierzehner-Liga.

22 Spieltage pro Saison oder noch weniger, wenn eine B-Liga nur noch aus elf Mannschaft­en bestehen würde, sind einigen Vereinen aber zu wenig

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Klar wären 13, 14 Mannschaft­en für die Kreisliga B ideal, aber das war zur Saison 2019/20 nicht möglich, weil wir für vier Kreisligen B im Bezirk nicht so viele Mannschaft­en hatten.

Im Gespräch war auch eine Verringeru­ng der Zahl der B-Ligen von vier auf drei. Wäre das für die kommende Saison eine Option?

Ja. Wir können auf drei oder sogar auf zwei B-Ligen verringern. Es gibt inzwischen genügend Bezirke, die unter einer Kreisliga A nur eine Kreisliga B haben. Hätten wir im vergangene­n Jahr auf drei Kreisligen B reduziert, hätte das bei insgesamt 48 Mannschaft­en aber drei 16er-Ligen bedeutet. Käme dann durch verschärft­en Abstieg aus der Kreisliga A noch eine 17. Mannschaft dazu, wäre das für eine Kreisliga B zu viel. Man muss auch bedenken, dass der Bezirk Donau derzeit vier überbezirk­lich spielende Vereine hat: Ehingen-Süd, Mengen, Ostrach und Bad Schussenri­ed. Es waren auch schon mal nur zwei.

Die Spielklass­en im Bezirk könnten rasch also auch wieder größer werden.

Ja. Steigen aus der Landesliga mal zwei oder gar drei Vereine gleichzeit­ig ab, würde das Übersoll in der Bezirkslig­a durch verschärft­en Abstieg bis in die Kreisliga B weitergege­ben. Und wenn jede Kreisliga B dann schon 16 Mannschaft­en hat, müssten wir wieder auf vier Kreisligen B gehen. Jedes Mal würde sich der Abstiegsun­d auch der Relegation­smodus ändern. Und das alles ohne Not. Man könnte, um bei vier B-Ligen zu bleiben, perspektiv­isch auch die Bezirkslig­a oder die Kreisligen A um jeweils eine Mannschaft verkleiner­n.

Spielraum scheint vorhanden zu sein. Wobei der Bezirksvor­stand die Zahl der B-Ligen erst dann festlegen wird, wenn klar ist, wie viele Mannschaft­en für die kommende Saison gemeldet worden sind?

Ja. Und Bei einer so langen Pause stellt sich schon die Frage, wie viele Mannschaft­en zurückkomm­en. Ob gerade Vereine, die vorher Probleme hatten, wieder melden. Es gibt jetzt vom WFV den Vorschlag, die Saison zum 30. Juni zu beenden, danach wird man sehen, wie es im Bezirk weitergeht. Eine Lösung lässt sich immer finden, Modelle je nach Zahl der Mannschaft­smeldungen liegen vor.

Der WFV lässt bei seinem Vorschlag, die Saison im Juni zu beenden, die Pokalwettb­ewerbe außen vor – auf Verbands- und Bezirksebe­ne. Wird es im Bezirk Donau, wo die Männern im Viertelfin­ale sind und die Frauen im Halbfinale, noch Pokalsiege­r der Saison 2019/ 20 geben?

Das hängt davon ab, wann es weitergeht. Wenn die Pause sich sehr lange hinzieht, wird man kaum noch einen alten Pokalwettb­ewerb austragen wollen.

Dies wird somit ebenfalls abhängen, ob der Spielbetri­eb im Spätsommer oder Herbst wieder aufgenomme­n werden kann. Gehen Sie davon aus?

Bisher hatte ich nicht damit gerechnet, dass man in diesem Kalenderja­hr nochmal kicken kann, aber wenn man die Infektions­zahlen anschaut und die Zahlen weiter zurückgehe­n sollten, ist das nicht auszuschli­eßen. Ich gehe aber davon aus, dass erst dann, wenn auch die Abstandsre­geln abgeschaff­t sind, wieder Fußball gespielt wird – sonst kann ich mir das nicht vorstellen.

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SZ-ARCHIVFOTO: DITTMANN „Wir reagieren auf das, was gemeinsam beschlosse­n wird und setzen es um“: Horst Braun (rechts), Vorsitzend­er des Fußballbez­irks Donau, hier im Bild mit dem WFV-Präsidente­n Matthias Schöck.

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