Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ladestation für E-Bikes entfacht Debatte
Gemeinderäte stimmen für Verlegung, da Station nicht ins Ortsbild passe.
INNERINGEN - Die neue Ladestation für E-Bikes in Inneringen steht noch gar nicht lange und schon hat sich eine Kontroverse entzündet: Sie sei nicht schön, erklärte Rat Holger Bohner am Ende der Gemeinderatssitzung unter dem Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“. Er sei mehrfach von Bürgern darauf angesprochen worden. Der sogenannte Charger Cub sollte weiter nach hinten gesetzt werden, weil er das Ortsbild verschandle, argumentierte er. Hettingens Bürgermeisterin Dagmar Kuster berichtete, dass sie jeden Tag daran vorbeifahre und sich an die Optik der Anlage gewöhne. Daraufhin entzündete sich eine Debatte im Gemeinderat.
Der Gemeinderat hatte im März des vergangenen Jahres einstimmig den Beschluss gefasst, die Ladestation zu kaufen. Im September wurde nach intensiver Beratung über die Farbgestaltung bei einer Gegenstimme entschieden: Der Charger Cub sollte in den Stadtfarben Gelb und Grün gestaltet werden. Eine mögliche Holzverkleidung wurde abgelehnt. „Damit man die schöne Farbkombination auch sieht“, hatte Rat Bohner argumentiert. Rat Simon Teufel hatte zu Bedenken gegeben, dass eine Holzverkleidung einen höheren Unterhaltungsaufwand nach sich ziehe. Auch der Standort – gegenüber des Gasthofs Adler, auf dem gegenüberliegenden Parkplatz und dicht an der Straße – wurde beraten und beschlossen.
Der Standort war mit Flatterbändern über längerer Zeit gekennzeichnet. „Er steht so, wie wir es gewollt haben. Ganz vorne, damit der Parkplatz frei bleibt“, erinnerte Rätin Gerturd Lieb. Doch habe sie sich über die Optik auch gewundert.
Bürgermeisterin Kuster erklärte, dass sie die Diskussion erwartet habe. Es seien auch im Rathaus Stellungnahmen eingegangen. „Der Charger Cub hat fast mehr Wellen geschlagen als Corona“, berichtete sie. Die Geschmäcker seien eben verschieden. Ob die Ladestation weiter zurückgesetzt werden könnte, damit sie nicht so exponiert an der Straße stehe, fragte Rätin Sabine Rösch. Auch die Räte Bohner und Teufel sprachen sich für eine Zurücksetzung aus. Bürgermeisterin Kuster erklärte, dies sei durchaus machbar. Es sei noch keine Stromleitung gelegt worden, weil sich die Ladestation noch in der Testphase befinde. Die Anlage sei nur auf den Platz gestellt worden. Sie an die Seite zu schieben, ginge jedoch nicht, weil die Ladestation mit Solar betrieben werde und nicht im Schatten des benachbarten Gebäudes stehen könne. Auch war sie der Ansicht, dass ein anderer Standort im Ort nicht so geeignet sei, weil die Radfahrer, die ins Gasthaus zum Essen gehen, gerne ihre Räder gegenüber aufladen würden. Wenn die Ladestation weiter weg stehe, müssten die Leute zum Gasthof herlaufen.
„Ist es so schlimm? Sollten wir nicht abwarten, ob die Ladestation frequentiert wird“, fragte sie das Gremium. Rat Johann-Walter Wolf lobte die Anlage. Er sei extra hingefahren, um sich die Technik anzuschauen. Da seien Radfahrer aus Sigmaringen gekommen und hätten die Ladestation super gefunden. „Da hat keiner gesagt: So was hässliches“, erklärte Rat Wolf und plädierte für das Belassen am Straßenrand. Rat Bohner erklärte, dass Auswärtige und Ortsansässige unterschiedlich empfinden. „Das mit dem sich daran gewöhnen, ist so eine Sache. Das Ortsbild ist gestört. Die Station muss weiter nach hinten“, forderte er. Dem folgte Kuster nicht und empfahl den Räten, jeden Tag daran vorbeizufahren; vielleicht gewöhne man sich an die Optik des Charger Cubs.