Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Eine Isetta im Corona-Kleid

Mit einem Anstrich von Ironie durch die Krise: Hettinger lässt Oldtimer als Virus gestalten

- Von Gabriele Loges

HETTINGEN - An der Kronenbrüc­ke in Hettingen kann zurzeit eine Isetta 300 in Corona-Lackierung bestaunt werden. Bruno Steinhart hat das Fahrzeug vom Februar 1957 in Holland erstanden. Der Albstädter Künstler Bruno Schlagenha­uf setzte seine Idee, diesen Oldtimer in Form einer Kugel dem gegenwärti­g beherrsche­nden Thema eine ironische Note zu geben, mit Freude um.

In seiner Freizeit restaurier­t Bruno Steinhart gerne alte Autos. Die dritte Isetta, die er gerade sein eigen nennt, war zwar in keinem guten Zustand, ist jedoch genauso alt wie er:

„Deshalb wollte ich sie unbedingt haben.“Als sie dann in einer vom Original weit entfernten Farbe vor ihm stand, wurde ihm klar, dass die Isetta und das Virus zumindest der Form nach zusammenge­hören.

In Steinharts Werkstatt hängt ein Bild, das Bruno Schlagenha­uf vor gut 20 Jahren gemalt hat. Kontakt hatten die beiden Männer zueinander zwar nicht mehr, aber Steinhart fand den Künstler über das Internet und fragte ihn, ob er Lust habe, aus der Isetta eine Coronakuge­l zu machen.

Für Bruno Schlagenha­uf zählte sofort der Spaßfaktor: „Mein Leben war durch das Coronaviru­s gerade irgendwie monoton und von jetzt auf gleich fühlte ich mich wieder aus der Komfortzon­e herausgeho­lt.“An einem einzigen Tag übertrug er das Motiv als Graffito auf die Isetta: „Ich bin selbst überrascht, dass wir es auf einen Zug so hinbekomme­n haben.“

Der gegenwärti­gen Diskussion zum Thema könne man so mit ein wenig Ironie begegnen, sagt Schlagenha­uf. Natürlich müsse man die Gefahr ernst nehmen, dennoch dürfe die Freude an den schönen Dingen des Lebens nicht gänzlich verschwind­en. Bruno Steinhart freut sich nun an seinem „weltweit einzigen Fahrzeug Isetta 300 im Coronaklei­d“. Für ihn soll seine Isetta auch ein Zeichen dafür sein, dass die Krise überwunden werden kann und es ein Leben danach gibt: „Vielleicht ist nicht mehr alles so wie bisher, es wird sich mit Sicherheit einiges ändern. Aber wir sollten wieder auf den Boden der Tatsachen kommen.“

Über seiner kleinen Isetta sei der Himmel seit Wochen wieder blau und mit nur wenig Kondensstr­eifen von den Flugzeugen: „So ein kleiner Oldtimer braucht nur wenig Liter Sprit und schadet somit nicht der Umwelt.“Beide Brunos wollten „etwas Schönes in die Welt bringen“und dies mit anderen teilen. Ob das Auto nach Bewältigun­g der CoronaKris­e wieder in sein Origjnal-Kleid schlüpfen wird, bleibt abzuwarten.

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FOTO: GABRIELE LOGES Die Idee, die Isetta als Coronakuge­l lackieren zu lassen, stammt von Bruno Steinhart (rechts). Bruno Schlagenha­uf hat sie in die Tat umgesetzt.

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