Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Stadtwerke hadern noch mit Öffnung des Freibads
Nach Pfingsten ist Schwimmtraining für Vereine wieder erlaubt - Fitness-Studio steht in den Startlöchern
MENGEN - Die Tatsache, dass die Landesregierung Schwimmkurse und Schwimmtraining für Vereinsmitglieder nach Pfingsten wieder erlauben will, und auch weitere Lockerungen in Aussicht stellt, bedeutet noch lange nicht, dass das Mengener Freibad in dieser Saison öffnen wird. Wie in der aktuellen Folge von „Mengen diskutiert“am Montagabend im Live-Streaming auf Youtube deutlich wurde, ist die Entscheidung bei den Stadtwerken noch nicht gefallen.
Martin Heuser, der kaufmännische Leiter der Stadtwerke Mengen, geht davon aus, dass eine Bäderöffnung für die Allgemeinheit nur unter der Einhaltung von strengen Auflagen möglich sein wird. „Das wird mit einem Freibadbesuch, wie wir ihn gewohnt sind, nichts mehr zu tun haben“, sagt er. Bei einem Blick nach Nordrhein-Westfalen, wo die Bäder seit einer Woche öffnen dürfen, erkenne man die Dimensionen: Datenerfassung der Besucher, Abstandsregeln auf den Liegewiesen und im Becken, teilweise Sperrung von Kinderbereichen oder Duschen, ständiges Zählen und Desinfizieren. Am Ende wachse der Personalbedarf, um die neuen Regeln auch durchsetzen zu können, und die Besucherzahl sinke.
Bei einem Betrieb, der auch in einer guten Sommersaison defizitär sei und über andere, gut laufende Betriebszweige querfinanziert werden müsse, müsse ganz genau darüber nachgedacht werden, ob eine Öffnung wirtschaftlich sinnvoll sei. „Klar ist, dass wir das Freibad nicht nur für Schwimmkurse und das Training vom TV Mengen öffnen können“, so Heuser. Deshalb sei die aktuelle Haltung: Einen Start so gut wie möglich vorbereiten, aber weiterhin abwarten. Das bedeutet im Klartext, dass das Bäderteam, für das die Stadtwerke über einen befristeten Sondertarifvertrag Kurzarbeit anmelden konnte, das Freibad so hergerichtet hat, dass eigentlich nur noch das Wasser fehlt. „Wir brauchen da eine Vorlaufzeit von zwei bis drei Tagen, dann könnten wir loslegen“, sagt Heuser. Für den Fall einer Öffnung müsste aber auch ein Hygienekonzept mit entsprechender Haus- und Bäderordnung her. Das sei haftungsund arbeitsrechtlich nicht ganz einfach und müsse an die Vorgaben angepasst werden, die vom Kultur- und Sozialministerium kommen werden. Auf bargeldloses Zahlen sei man mittlerweile eingerichtet.
Zu Gast bei Bürgermeister Stefan Bubeck im „Rathaus-Studio“ist auch Eckhard Hülsbusch, der Inhaber des Top Five Fitnessclubs Mengen. Er und sein Team sind gerade dabei, die
Vorgaben umzusetzen, damit am Dienstag nach Pfingsten wieder die ersten Kunden zum Training kommen können. Geräte müssen auf Abstand gestellt und Bodenmarkierungen angebracht werden. „Wir sind erleichtert, hochmotiviert und freuen uns auf die Leute“, sagt er. Dank der digitalen Technik, die die Mitglieder des Fitness-Studios beim Einchecken und Nutzen der verschiedenen Geräte registriert, könnten Infektionsketten bei Bedarf bis ins Detail nachvollzogen werden. Normalerweise hat nur Hülsbusch selbst als Datenschutzbeauftragter Zugriff auf diese Informationen.
Die 15000 Euro Soforthilfe, die das Fitness-Studio erhalten habe, seien nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“gewesen. Hülsbusch hat für seine Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet und entschieden, die Mitgliedsbeiträge seiner Kunden weiter einzuziehen. „Da habe ich auf die Solidarität der Mitglieder gehofft und bin nicht enttäuscht worden“, sagt er.
„Die meisten haben nicht von ihrem Recht Gebrauch gemacht, die Beiträge zurückzubuchen. Dafür sind wir wirklich dankbar.“Die Zwangspause sei dafür auch genutzt worden, alle Geräte zu warten, neu zu polstern, Fenster auszutauschen, die Sauna neu zu fliesen und die Trainer online weiterzubilden. Das käme den Kunden jetzt nach Pfingsten zugute.
Timo Kuchelmeister, der seit sechs Jahren als Selbstständiger mit dem TK Eventservice Veranstaltungen technisch begleitet und mitorganisiert, und sein Partner bilden sich derzeit ebenfalls fort, um Kunden künftig auch im Bereich Sicherheitsschutz bedienen zu können. Alle geplanten Veranstaltungen seien bis Ende August abgesagt worden. Wie es danach weitergeht, wisse niemand. „Die ganze Branche hängt komplett in der Luft“, sagt er und wünscht sich, dass die Landesregierung Vereinen und Veranstaltern klarere Ansagen macht, was in den kommenden Monaten möglich sein wird. „So können wir gar nichts planen.“Kuchelmeister hat mit der Soforthilfe so geplant, dass sie seinem Unternehmen für drei Monate hilft. Die sind bald rum. Über alternative Betätigungsfelder oder corona-verordnungs-konforme Veranstaltungen denke er gemeinsam mit der Verwaltung nach. „Aber solange ich keine Genehmigung habe, möchte ich darüber nicht sprechen, um keine Spekulationen auszulösen“, sagt er.