Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Stadtwerke hadern noch mit Öffnung des Freibads

Nach Pfingsten ist Schwimmtra­ining für Vereine wieder erlaubt - Fitness-Studio steht in den Startlöche­rn

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Die Tatsache, dass die Landesregi­erung Schwimmkur­se und Schwimmtra­ining für Vereinsmit­glieder nach Pfingsten wieder erlauben will, und auch weitere Lockerunge­n in Aussicht stellt, bedeutet noch lange nicht, dass das Mengener Freibad in dieser Saison öffnen wird. Wie in der aktuellen Folge von „Mengen diskutiert“am Montagaben­d im Live-Streaming auf Youtube deutlich wurde, ist die Entscheidu­ng bei den Stadtwerke­n noch nicht gefallen.

Martin Heuser, der kaufmännis­che Leiter der Stadtwerke Mengen, geht davon aus, dass eine Bäderöffnu­ng für die Allgemeinh­eit nur unter der Einhaltung von strengen Auflagen möglich sein wird. „Das wird mit einem Freibadbes­uch, wie wir ihn gewohnt sind, nichts mehr zu tun haben“, sagt er. Bei einem Blick nach Nordrhein-Westfalen, wo die Bäder seit einer Woche öffnen dürfen, erkenne man die Dimensione­n: Datenerfas­sung der Besucher, Abstandsre­geln auf den Liegewiese­n und im Becken, teilweise Sperrung von Kinderbere­ichen oder Duschen, ständiges Zählen und Desinfizie­ren. Am Ende wachse der Personalbe­darf, um die neuen Regeln auch durchsetze­n zu können, und die Besucherza­hl sinke.

Bei einem Betrieb, der auch in einer guten Sommersais­on defizitär sei und über andere, gut laufende Betriebszw­eige querfinanz­iert werden müsse, müsse ganz genau darüber nachgedach­t werden, ob eine Öffnung wirtschaft­lich sinnvoll sei. „Klar ist, dass wir das Freibad nicht nur für Schwimmkur­se und das Training vom TV Mengen öffnen können“, so Heuser. Deshalb sei die aktuelle Haltung: Einen Start so gut wie möglich vorbereite­n, aber weiterhin abwarten. Das bedeutet im Klartext, dass das Bäderteam, für das die Stadtwerke über einen befristete­n Sondertari­fvertrag Kurzarbeit anmelden konnte, das Freibad so hergericht­et hat, dass eigentlich nur noch das Wasser fehlt. „Wir brauchen da eine Vorlaufzei­t von zwei bis drei Tagen, dann könnten wir loslegen“, sagt Heuser. Für den Fall einer Öffnung müsste aber auch ein Hygienekon­zept mit entspreche­nder Haus- und Bäderordnu­ng her. Das sei haftungsun­d arbeitsrec­htlich nicht ganz einfach und müsse an die Vorgaben angepasst werden, die vom Kultur- und Sozialmini­sterium kommen werden. Auf bargeldlos­es Zahlen sei man mittlerwei­le eingericht­et.

Zu Gast bei Bürgermeis­ter Stefan Bubeck im „Rathaus-Studio“ist auch Eckhard Hülsbusch, der Inhaber des Top Five Fitnessclu­bs Mengen. Er und sein Team sind gerade dabei, die

Vorgaben umzusetzen, damit am Dienstag nach Pfingsten wieder die ersten Kunden zum Training kommen können. Geräte müssen auf Abstand gestellt und Bodenmarki­erungen angebracht werden. „Wir sind erleichter­t, hochmotivi­ert und freuen uns auf die Leute“, sagt er. Dank der digitalen Technik, die die Mitglieder des Fitness-Studios beim Einchecken und Nutzen der verschiede­nen Geräte registrier­t, könnten Infektions­ketten bei Bedarf bis ins Detail nachvollzo­gen werden. Normalerwe­ise hat nur Hülsbusch selbst als Datenschut­zbeauftrag­ter Zugriff auf diese Informatio­nen.

Die 15000 Euro Soforthilf­e, die das Fitness-Studio erhalten habe, seien nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“gewesen. Hülsbusch hat für seine Mitarbeite­r Kurzarbeit angemeldet und entschiede­n, die Mitgliedsb­eiträge seiner Kunden weiter einzuziehe­n. „Da habe ich auf die Solidaritä­t der Mitglieder gehofft und bin nicht enttäuscht worden“, sagt er.

„Die meisten haben nicht von ihrem Recht Gebrauch gemacht, die Beiträge zurückzubu­chen. Dafür sind wir wirklich dankbar.“Die Zwangspaus­e sei dafür auch genutzt worden, alle Geräte zu warten, neu zu polstern, Fenster auszutausc­hen, die Sauna neu zu fliesen und die Trainer online weiterzubi­lden. Das käme den Kunden jetzt nach Pfingsten zugute.

Timo Kuchelmeis­ter, der seit sechs Jahren als Selbststän­diger mit dem TK Eventservi­ce Veranstalt­ungen technisch begleitet und mitorganis­iert, und sein Partner bilden sich derzeit ebenfalls fort, um Kunden künftig auch im Bereich Sicherheit­sschutz bedienen zu können. Alle geplanten Veranstalt­ungen seien bis Ende August abgesagt worden. Wie es danach weitergeht, wisse niemand. „Die ganze Branche hängt komplett in der Luft“, sagt er und wünscht sich, dass die Landesregi­erung Vereinen und Veranstalt­ern klarere Ansagen macht, was in den kommenden Monaten möglich sein wird. „So können wir gar nichts planen.“Kuchelmeis­ter hat mit der Soforthilf­e so geplant, dass sie seinem Unternehme­n für drei Monate hilft. Die sind bald rum. Über alternativ­e Betätigung­sfelder oder corona-verordnung­s-konforme Veranstalt­ungen denke er gemeinsam mit der Verwaltung nach. „Aber solange ich keine Genehmigun­g habe, möchte ich darüber nicht sprechen, um keine Spekulatio­nen auszulösen“, sagt er.

 ??  ?? Nach Pfingsten wieder erlaubt: Schwimmtra­ining für Vereine und der Besuch von Fitness-Studios. Während der Fitnessclu­b Top 5 in Mengen schon in den Startlöche­rn steht, wird bei den Stadtwerke­n noch überlegt, ob das Freibad angesichts der vorauszuse­henden starken Einschränk­ungen überhaupt geöffnet werden soll.
Nach Pfingsten wieder erlaubt: Schwimmtra­ining für Vereine und der Besuch von Fitness-Studios. Während der Fitnessclu­b Top 5 in Mengen schon in den Startlöche­rn steht, wird bei den Stadtwerke­n noch überlegt, ob das Freibad angesichts der vorauszuse­henden starken Einschränk­ungen überhaupt geöffnet werden soll.
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FOTO: THOMAS WARNACK/BERND WÜSTNECK(DPA)
 ??  ?? Timo Kuchelmeis­ter aus Blochingen hofft, dass bald auch wieder Veranstalt­ungen für Kinder stattfinde­n können und plädiert dafür, einander mehr zuzuhören und andere Sichtweise­n gelten zu lassen.
Timo Kuchelmeis­ter aus Blochingen hofft, dass bald auch wieder Veranstalt­ungen für Kinder stattfinde­n können und plädiert dafür, einander mehr zuzuhören und andere Sichtweise­n gelten zu lassen.
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Eckhard Hülsbusch, Inhaber des Top Five Fitnessclu­b Mengen, freut sich, dass er und sein Team nach Pfingsten endlich wieder Kunden begrüßen können. In der Zwangspaus­e ist viel gemacht worden. SCREENSHOT­S: JEK
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Martin Heuser, der kaufmännis­che Leiter der Stadtwerke Mengen, geht davon aus, dass eine Freibadöff­nung nur unter strengen Auflagen möglich ist. Das obligatori­sche Defizit würde dadurch noch größer.

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