Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Korn-Recycling plant Kraftwerk für Ersatzbrennstoffe in Ebingen
Das Projekt soll in Kooperation mit Groz-Beckert realisiert werden
ALBSTADT-EBINGEN - Die Nachricht, im Lautlinger Gewerbegebiet Hirnau sei eine „Großverbrennungsanlage“angedacht, sorgte in der Lautlinger Ortschaftsratssitzung für großen Ärger. Konkret handelt es sich um eine Anlage zur Verbrennung für Ersatzbrennstoffe und nicht um eine klassische Müllverbrennungsanlage.
Emil Huber berichtete in der Bürgersprechstunde vor dem Ortschaftsrat und zahlreichen Bürgern, solch ein Projekt werde von der Firma Korn Recycling und Groz-Beckert verfolgt. Huber forderte zudem, das Gebiet Hirnau/ Stetten, in dem das Gewerbegebiet entstehen soll, zum Schutzgebiet zu erklären, ähnlich wie es bei Ehestetten bei Ebingen der Fall sei. Die vielen Besucher waren in die öffentliche Sitzung des Ortschaftsrates Lautlingen gekommen, weil dort das geplante Gewerbegebiet Hirnau auf der Tagesordnung stand. Geplant war, dass der Ortschaftsrat ein Positionspapier zum Gewerbegebiet erarbeitet. Doch dann wurde der Punkt per Antrag wieder von der Tagesordnung genommen. Die rund 50 Bürger, darunter auch einige Albstädter Gemeinderäte, die alle zum Großteil nur aus diesem Grund gekommen waren, brachten in der Bürgerfragestunde die Thematik Hirnau dann dennoch ausführlich und kontrovers zur Sprache.
Während ein Ortschaftsrat dagegen argumentierte, so etwas könne gar nicht sein, weil so etwas wie eine „Großverbrennungsanlage“in einem Gewerbegebiet – im Gegensatz zu einem Industriegebiet – rechtlich gar nicht möglich sei, gaben wütende Bürger dem Lautlinger Gremium in deutlichen Worten mit auf den Weg, die Sache schnell zu klären. Auch womöglich zu erwartende negative Einwirkungen eines Gewerbegebietes auf die Umwelt – die Gefahr von Überflutungen bei Starkregen sowie die negative Beeinflussung des Kleinklimas, was auch von Experten in der Offenlegung der Hirnau-Pläne konkret angesprochen wird – wurden mehrfach formuliert.
Später erläuterte Birte Kleefisch, Pressesprecherin von Groz-Beckert, dass solch ein Projekt existiere und Groz-Beckert durchaus Interesse daran habe. Allerdings, so konkretisiert Alexander Korn, Geschäftsführer von Korn Recycling, solle der Bau auf dem nachhaltigsten Standort entstehen, damit Groz-Beckert das Heizkraftwerk samt Nahwärmenetz nutzen könne – also in Ebingen. Hirnau sei im Rahmen der Planungen in Erwägung gezogen worden, sei aber mittlerweile „keine Option“.
Die Stadt Albstadt informiert in einer Pressemitteilung: „Der Stadt Albstadt ist das Projekt „Anlage zur thermischen Verwertung von Ersatzbrennstoffen“der Firmen Korn Recycling und Groz-Beckert bekannt. In einer nichtöffentlichen Sitzung haben die beiden Firmen ihre Pläne dem Gemeinderat vorgestellt. Momentan befindet sich der Gemeinderat im Meinungsfindungsprozess. Es wird in den Fraktionen diskutiert, ob ein solches Projekt in Albstadt umgesetzt werden soll.“Korn betont in einer Pressemitteilung: „Ein Bau im Gewerbegebiet Hirnau ist keine Option“, stattdessen würde sie, wenn, dann in Ebingen entstehen.
Zudem bestätigt die Stadt, dass der geplante Standort nicht im Gewerbegebiet Hirnau liege und konkretisiert: „Entsorgungsfachbetriebe wie die Firma Korn erfordern die bauplanungsrechtlichen Voraussetzungen eines Industriegebietes. Das geplante Gewerbegebiet Hirnau wird, wie der Name schon sagt, nur als Gewerbegebiet ausgewiesen und nicht als Industriegebiet. Im Gewerbegebiet Hirnau kann entgegen der Gerüchteküche das geplante Vorhaben der Firmen Korn und Groz-Beckert nicht realisiert werden.
Vermutlich im Januar oder Februar kommt der Auslegungsbeschluss für Hirnau auf die Tagesordnung der Albstädter Gremien. Rechtzeitig vorher, so argumentiert Ortsvorsteher Heiko-Peter Melle, habe die Ortsverwaltung den Albstädter Gemeinderäten ein Positionspapier, also eine Liste mit Fragen, Anregungen, Bedenken und unterschiedlichen Standpunkten des Ortschaftsrates, zukommen lassen wollen. Doch das kam am Montag wider Erwarten nicht zustande. In ihrem Antrag, den Punkt des Positionspapiers von der Tagesordnung zu nehmen, argumentierten Frank Otterbach, Bernd Stauß, Helena Bodmer, Marc Söhn und Holger Mayer, sie fühlten sich ohne das avisierte und bisher nicht stattgefundene Gespräch mit Experten nicht ausreichend informiert, um objektiv über die Sache urteilen zu können und eben Position zu beziehen.
Ortsvorsteher Melle betonte, die Ortsverwaltung hätte dieses Gespräch selbst gerne gehabt. Bitten diesbezüglich, sich mit dem Lautlinger Ortschaftsrat an einen Tisch zu setzen, um Fragen zu beantworten, seien, vor allem auch vom Regierungspräsidium Tübingen, klar zurückgewiesen worden. Günther Kirschbaum verwies zudem auf die rund 300 Seiten starke Offenlegung der Pläne, hier hätte sich jeder ausreichend informieren können, so Kirschbaum.
So stimmten die fünf Antragsteller mehrheitlich dafür, den Punkt zunächst zu streichen. Vier Ortschaftsräte stimmten dagegen.