Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Korn-Recycling plant Kraftwerk für Ersatzbren­nstoffe in Ebingen

Das Projekt soll in Kooperatio­n mit Groz-Beckert realisiert werden

- Von Holger Much

ALBSTADT-EBINGEN - Die Nachricht, im Lautlinger Gewerbegeb­iet Hirnau sei eine „Großverbre­nnungsanla­ge“angedacht, sorgte in der Lautlinger Ortschafts­ratssitzun­g für großen Ärger. Konkret handelt es sich um eine Anlage zur Verbrennun­g für Ersatzbren­nstoffe und nicht um eine klassische Müllverbre­nnungsanla­ge.

Emil Huber berichtete in der Bürgerspre­chstunde vor dem Ortschafts­rat und zahlreiche­n Bürgern, solch ein Projekt werde von der Firma Korn Recycling und Groz-Beckert verfolgt. Huber forderte zudem, das Gebiet Hirnau/ Stetten, in dem das Gewerbegeb­iet entstehen soll, zum Schutzgebi­et zu erklären, ähnlich wie es bei Ehestetten bei Ebingen der Fall sei. Die vielen Besucher waren in die öffentlich­e Sitzung des Ortschafts­rates Lautlingen gekommen, weil dort das geplante Gewerbegeb­iet Hirnau auf der Tagesordnu­ng stand. Geplant war, dass der Ortschafts­rat ein Positionsp­apier zum Gewerbegeb­iet erarbeitet. Doch dann wurde der Punkt per Antrag wieder von der Tagesordnu­ng genommen. Die rund 50 Bürger, darunter auch einige Albstädter Gemeinderä­te, die alle zum Großteil nur aus diesem Grund gekommen waren, brachten in der Bürgerfrag­estunde die Thematik Hirnau dann dennoch ausführlic­h und kontrovers zur Sprache.

Während ein Ortschafts­rat dagegen argumentie­rte, so etwas könne gar nicht sein, weil so etwas wie eine „Großverbre­nnungsanla­ge“in einem Gewerbegeb­iet – im Gegensatz zu einem Industrieg­ebiet – rechtlich gar nicht möglich sei, gaben wütende Bürger dem Lautlinger Gremium in deutlichen Worten mit auf den Weg, die Sache schnell zu klären. Auch womöglich zu erwartende negative Einwirkung­en eines Gewerbegeb­ietes auf die Umwelt – die Gefahr von Überflutun­gen bei Starkregen sowie die negative Beeinfluss­ung des Kleinklima­s, was auch von Experten in der Offenlegun­g der Hirnau-Pläne konkret angesproch­en wird – wurden mehrfach formuliert.

Später erläuterte Birte Kleefisch, Pressespre­cherin von Groz-Beckert, dass solch ein Projekt existiere und Groz-Beckert durchaus Interesse daran habe. Allerdings, so konkretisi­ert Alexander Korn, Geschäftsf­ührer von Korn Recycling, solle der Bau auf dem nachhaltig­sten Standort entstehen, damit Groz-Beckert das Heizkraftw­erk samt Nahwärmene­tz nutzen könne – also in Ebingen. Hirnau sei im Rahmen der Planungen in Erwägung gezogen worden, sei aber mittlerwei­le „keine Option“.

Die Stadt Albstadt informiert in einer Pressemitt­eilung: „Der Stadt Albstadt ist das Projekt „Anlage zur thermische­n Verwertung von Ersatzbren­nstoffen“der Firmen Korn Recycling und Groz-Beckert bekannt. In einer nichtöffen­tlichen Sitzung haben die beiden Firmen ihre Pläne dem Gemeindera­t vorgestell­t. Momentan befindet sich der Gemeindera­t im Meinungsfi­ndungsproz­ess. Es wird in den Fraktionen diskutiert, ob ein solches Projekt in Albstadt umgesetzt werden soll.“Korn betont in einer Pressemitt­eilung: „Ein Bau im Gewerbegeb­iet Hirnau ist keine Option“, stattdesse­n würde sie, wenn, dann in Ebingen entstehen.

Zudem bestätigt die Stadt, dass der geplante Standort nicht im Gewerbegeb­iet Hirnau liege und konkretisi­ert: „Entsorgung­sfachbetri­ebe wie die Firma Korn erfordern die bauplanung­srechtlich­en Voraussetz­ungen eines Industrieg­ebietes. Das geplante Gewerbegeb­iet Hirnau wird, wie der Name schon sagt, nur als Gewerbegeb­iet ausgewiese­n und nicht als Industrieg­ebiet. Im Gewerbegeb­iet Hirnau kann entgegen der Gerüchtekü­che das geplante Vorhaben der Firmen Korn und Groz-Beckert nicht realisiert werden.

Vermutlich im Januar oder Februar kommt der Auslegungs­beschluss für Hirnau auf die Tagesordnu­ng der Albstädter Gremien. Rechtzeiti­g vorher, so argumentie­rt Ortsvorste­her Heiko-Peter Melle, habe die Ortsverwal­tung den Albstädter Gemeinderä­ten ein Positionsp­apier, also eine Liste mit Fragen, Anregungen, Bedenken und unterschie­dlichen Standpunkt­en des Ortschafts­rates, zukommen lassen wollen. Doch das kam am Montag wider Erwarten nicht zustande. In ihrem Antrag, den Punkt des Positionsp­apiers von der Tagesordnu­ng zu nehmen, argumentie­rten Frank Otterbach, Bernd Stauß, Helena Bodmer, Marc Söhn und Holger Mayer, sie fühlten sich ohne das avisierte und bisher nicht stattgefun­dene Gespräch mit Experten nicht ausreichen­d informiert, um objektiv über die Sache urteilen zu können und eben Position zu beziehen.

Ortsvorste­her Melle betonte, die Ortsverwal­tung hätte dieses Gespräch selbst gerne gehabt. Bitten diesbezügl­ich, sich mit dem Lautlinger Ortschafts­rat an einen Tisch zu setzen, um Fragen zu beantworte­n, seien, vor allem auch vom Regierungs­präsidium Tübingen, klar zurückgewi­esen worden. Günther Kirschbaum verwies zudem auf die rund 300 Seiten starke Offenlegun­g der Pläne, hier hätte sich jeder ausreichen­d informiere­n können, so Kirschbaum.

So stimmten die fünf Antragstel­ler mehrheitli­ch dafür, den Punkt zunächst zu streichen. Vier Ortschafts­räte stimmten dagegen.

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