Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Inzigkofer leitet Luxushotel in Togo
Nach Russland zieht es den Hotelmanager ins Warme – mit großen Plänen.
INZIGKOFEN/TOGO - Vom kalten Russland an den Strand in Afrika: Der gebürtige Inzigkofer Thomas Noll, der 20 Jahre lang in Russland gelebt und dort in den vergangenen Jahren das teuerste Hotel Moskaus geleitet hat, wird nun zum Hotelmanager des nach seinen Angaben teuersten Hotel Togos. Darüber hinaus steht eine Hochzeit an und es gibt große Pläne für ein Gebiet in der Toskana.
Der 59-Jährige hat hart für seine Ziele gearbeitet. Nach einem Hauptschulabschluss und einer Metzgerlehre bei einem Metzger in Laiz absolviert er eine Lehre zum Koch in einem Tettnanger Hotel. Aber den Traum vom Arbeiten auf einer Insel gibt er dabei nie auf. Schließlich fängt er mit 20 Jahren in einem Schweizer Hotel auf der Insel Comino bei Malta an – zuvor hat der Junge vom Land noch nie in einem Flugzeug gesessen oder seine Ferien am Meer verbracht. Was darauf folgt, ist eine außergewöhnliche Karriere in der Hotellerie, die er zu einem großen Teil auf Inseln verbringt. Zwei Jahre managt er dazwischen noch den Erbprinzen in Inzigkofen.
Auf seine Ausbildung zum Koch folgt die Fortbildung zum Küchenmeister, schließlich hat er an der Cornwall University in den USA ein Sommersemester absolviert, bevor er sich in zwei Jahren seinen Titel Food and Beverage Manager erarbeitet hat. „Mit 29 Jahren war ich dann Hoteldirektor“, sagt Noll. Nach Malta folgen unter anderem Stationen auf Kreta und in Ägypten – immer in Luxushotels. So kommt es, dass er bereits die meisten Staatsoberhäupter der Welt persönlich begrüßt und viele Profisportler, Filmschauspieler, Musiker und Künstler kennengelernt hat – darunter Angela Merkel, Bill Clinton, Mick Jagger, Kylie Minogue, Bruce Lee und Arnold Schwarzenegger. Mit Michail Gorbatschow entstand nach mehrmaligen Treffen sogar eine Freundschaft.
Nun möchte er aber nach rund 20 Jahren im kalten Russland wieder in ein wärmeres Land. Und so kommt es, dass er im Januar seinen Posten als Hotelmanager im „Hôtel 2 fevrier“in Togo antritt. In vier Wochen lernt er die französische Sprache. „Das war tatsächlich gar nicht so einfach, in meinem Alter noch eine neue Sprache zu lernen“, sagt Noll. „Aber schwieriger als Russisch ist es zum
Glück nicht.“Dabei sei es vor allem wichtig, die Kultur, Geschichte und Religion des jeweiligen Landes zu kennen und zu verstehen. In seinem jetzigen Hotel gibt es 320 Zimmer auf 27 Etagen – darunter 32 Präsidentensuiten mit jeweils 167 Quadratmetern.
Doch nicht nur das Klima in Afrika sei anders, sondern auch die Kultur unterscheide sich komplett von der materiellen Moskauer Art, denn dort komme alles auf Markenkleidung und Statussymbole an. „Die Menschen hier sind mit so wenigem zufrieden und glücklich. Alle sind so warmherzig, das ist einfach schön“, sagt Noll. „Wenn ich eine Botschaft nach Deutschland schicken müsste, würde ich sagen, dass dort alle mit ihrem Leben zufrieden sein können, weil es einfach Menschen gibt, die von ganz anderen Schicksalen betroffen sind“, sagt er.
Als der 59-Jährige im Januar nach Togo gekommen war, stand das Hotel kurz vor der Corona-Krise. „Es war natürlich schwierig. Wir mussten vom Investieren und von Qualitätsverbesserungen umschwenken auf eine Kostenreduzierung und um das Überleben des Hotels kämpfen“, sagt Noll. Da vom Staat keine Hilfe gekommen sei, musste das Hotel ein eigenes Konzept entwickeln. Rund 80 Prozent der Belegschaft musste nach Hause geschickt werden – inzwischen seien aber wieder alle Mitarbeiter mit 80 Prozent angestellt. „Wir haben versucht, für die Mitarbeiter, die es am Härtesten getroffen hat, SozialhilfePakete in Form von Essen und Schulgeldern
zu bezahlen“, sagt Noll. Außerdem habe er während der Krise ein Taxi- und Motorradunternehmen eröffnet, und dort entlassene HotelMitarbeiter eingestellt.
Die Corona-Zahlen in Afrika seien dagegen stabil. Von Anfang an hätten die Länder in Afrika sehr strenge Vorschriften aufgesetzt. Neben Mundschutz und Händedesinfektion stünden in sämtlichen Einrichtungen und auch im Supermarkt Desinfektionswannen für Schuhe bereit. In bestimmten Einrichtungen, wie auch in seinem Hotel, werde immer im Eingangsbereich die Körpertemperatur der Besucher kontrolliert.
Auch die Mitarbeiter seien extra geschult worden, wie sie sich auch zu Hause hygienisch zu verhalten haben. „Und die Menschen hier halten sich wirklich vorbildlich an die Vorschriften“, sagt Noll.
Während der Krise hat der Hotelmanager außerdem das Start-up „Creativity for Future“(C4F) gegründet, bei dem zehn erfahrene Mitarbeiter, darunter Architekten, Baumprofessoren und Ernährungsphysiologen für andere Hotels Konzepte ausarbeiten, wie sich diese für die Zukunft nach Corona rüsten können. „Es wird nichts mehr so sein, wie es einmal war und wir müssen unbedingt mit der Zeit gehen“, sagt Noll.
Außerdem habe er mit weiteren Investoren auf einem 2100 Hektar großen Gebiet bei Sienna in der Toskana (Italien) vor, sechs unterschiedliche Luxushotels in den Sparten Wellness, Gastronomie, Musik, Technologie und Kunst zu bauen. „Das soll eine kleine in sich geschlossene Insel werden, bei der alles mit Elektromobilität funktioniert. Die Gäste sollen die Möglichkeit bekommen, gesund und schön zu bleiben und ihr Leben zu verlängern“, sagt Noll. „Ich habe so viele Ideen und wenn es klappt, habe ich schon zwei weitere Standorte im Kopf, um dieses Konzept erneut umzusetzen.“Rund 15-mal habe er bereits neue Hotels gebaut, eröffnet, ein Team aufgebaut und Hunderte von Angestellten ausgewählt. Das mache er auch am liebsten, wie er sagt. Darunter unter anderem in Sotschi in Russland, als er für die Olympischen Spiele 2014 innerhalb von sechs Monaten ein komplettes Bergdorf mit zehn Hotels, 3500 Wohnungen, 47 Restaurants, Kongresshalle, Einkaufszentrum und Gipfelrestaurant bauen lässt.
Neben seinem beruflichen Leben läuft es mittlerweile auch privat wieder rund bei dem 59-Jährigen. Noch in diesem Jahr steht seine vierte Hochzeit an – in traditionell afrikanischem Stil. „Eigentlich wollte ich nicht mehr heiraten“, sagt Noll. „Aber es hat einfach gepasst.“
Mit dem König von Togo habe er darüber hinaus den Deal gemacht, die deutsche Schule in Togo zu renovieren und im Gegenzug ein Grundstück am Strand zu erhalten. „Ich kann mir also definitiv vorstellen, hier in den nächsten Jahren zu bleiben.“
„Das war gar nicht so einfach, in meinem Alter noch eine neue Sprache zu lernen“, sagt Hotelmanager Thomas Noll aus Inzigkofen.