Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Hungerhilfe schlägt Alarm
Corona-Pandemie verschärft weltweite Krise
BERLIN (dpa/epd) - Weltweit leiden fast 690 Millionen Menschen an Hunger – mit steigender Tendenz. Zusätzlich verschlimmert wird die Lage nun durch die Corona-Pandemie. Die Fortschritte bei der weltweiten Hungerbekämpfung seien infolge von Ungleichheit, Konflikten, Vertreibung und Klimawandel viel zu gering, sagte Marlehn Thieme, die Vorsitzende der Welthungerhilfe, am Montag in Berlin bei der Vorstellung des Welthunger-Index 2020.
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) forderte in diesem Zusammenhang neue Milliardenhilfen und radikale Agrarreformen, etwa besseres Saatgut und neue Bewässerungsmethoden. „Der Planet hat die Ressourcen, zehn Milliarden Menschen zu ernähren“, sagte er am Montag. Müller verwies auf zwei neue Studien, nach denen jährlich 14 Milliarden Dollar (11,9 Milliarden Euro) nötig sind, um den Hunger in den nächsten zehn Jahren zu besiegen.
BERLIN (dpa) - Die Bundesregierung hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres Rüstungsexporte für 4,13 Milliarden Euro genehmigt und damit rund ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum. Das ergibt sich aus den Zahlen für das dritte Quartal, die das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage der Linken-Außenpolitikerin Sevim Dagdelen mitteilte. 2019 hatten die Exportgenehmigungen den Rekordwert von 8,02 Milliarden Euro erreicht. Schon in den ersten neun Monaten waren Waffen und militärische Ausrüstung für 6,35 Milliarden Euro ausgeführt worden.
Hauptempfängerland von deutschen Kriegswaffen ist in diesem Jahr bisher Ägypten mit einem Exportvolumen von 585,9 Millionen Euro. Das nordafrikanische Land wird von Thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) mit U-Booten beliefert. Erst vor zwei Wochen wurde auf der Kieler Werft des Unternehmens das vierte Boot in Anwesenheit des ägyptischen Marinechefs mit Nilwasser auf den Namen „S44“getauft. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat die Streitkräfte seit seiner Machtübernahme im Jahr 2013 stetig ausgebaut und modernisiert. Dem schwedischen Friedensforschungsinstitut Sipri zufolge gehört das nordafrikanische Land derzeit zu den größten Importeuren von Waffen aus dem Ausland. Ägypten hat eine der stärksten Streitkräfte im arabischen Raum und ganz Afrika und zählt auch zu den größten Empfängern von US-Militärhilfe. In Deutschland sind Rüstungsexporte an Ägypten wegen der Menschenrechtslage dort umstritten. Das nordafrikanische Land steht aber auch in der Kritik, weil es zu der von Saudi-Arabien geführten Kriegskoalition im Jemen gehört und sich mit Waffenlieferungen in den LibyenKonflikt eingeschaltet hatte. Ob das Land heute noch Waffen nach Libyen liefert, ist unklar. Das Auswärtige Amt wies darauf hin, dass man die Menschenrechtslage in Ägypten beobachte und mit der Regierung in Kairo thematisiere. Was die Konflikte in der Region angehe rufe man Ägypten dazu auf „sich konstruktiv einzubringen“, sagte eine Sprecherin. Dagdelen kritisierte die deutschen Rüstungsexporte nach Ägypten scharf. „Indem die Bundesregierung Ägypten zum Spitzenreiter bei den Empfängern von Kriegswaffen macht, gießt sie Öl in die kriegerischen Konflikte im Jemen und in Libyen.“