Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Humorvolle­s Zwei-Gänge-Menü

Ida Ott unterhält als Rosa Pfefferle das Publikum in der Stadthalle

- Von Tanja Japs

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SIGMARINGE­N Rosa kocht – g’schwätzt wird, was auf den Tisch kommt, hieß es am Sonntagabe­nd in der Sigmaringe­r Stadthalle. Ida Ott alias Rosa Pfefferle versprach den Zuschauern ein theatralis­ches Menü in zwei Gängen. Sie stellte sich als Botschafte­rin des guten Geschmacks vor, die überall ihren Senf dazu gibt. Die Schauspiel­erin und Theaterpäd­agogin hat sich in die Küche verkrümelt und kocht dort zwar ihr eigenes Süppchen, aber nicht ohne über den Tellerrand zu blicken.

Zuerst einmal freute sie sich, dass doch einige Besucher gekommen waren, um ihr Programm zu sehen. „In Corona-Zeiten ist es auch wichtig, das eigene Haus einmal zu verlassen. Das Immunsyste­m braucht eine Herausford­erung“. Und dazu gehört ihrer Meinung auch die regionale Wortschöpf­ung. Gerade in der Zeit, wie wir sie momentan erleben, animiert sie die Besucher zu singen, zu lachen und schließlic­h auch zu essen. Nicht umsonst zitiert sie den allseits bekannten Spruch „Liebe geht durch den Magen“. Sie versichert­e ihrem Publikum, dass Essen und Küssen ganz nah beieinande­r liegen. Groß und schwer beim Kochen seien auch die Männer. Sie erkundigte sich dann auch gleich bei dem Zuschauer Joachim, ob er auch in der Küche helfe und was es bei ihm am Mittag zu Essen gegeben hat. Dass dieser beim Kochen tatkräftig und aktiv mithelfe, bestätigte ihre Aussage, dass die einfache Küche in die Moderne einzieht.

„Bei mir wird nichts aufgetaut – ich bin gegen mundgerech­te Happen“ist ihr Motto und sie forderte das Publikum auf, schon vor seinem Einkauf nachzudenk­en. Mit Kittelschü­rze und Zeigefinge­r kommentier­te sie das Konsum- und Essverhalt­en

und kritisiert­e, was Agrarpolit­iker und Lebensmitt­elkonzerne den Verbrauche­rn auftischen wollen. „Lassen Sie sich Brot etwas kosten!“forderte sie und ermahnte gleichzeit­ig unsere Wegwerfges­ellschaft. Ihre Begründung lautete, dass Brot und hingebungs­volle Liebe Zeit brauchen und führte als Argument an, dass „lieber weniger und gut“in beiden Fällen erstrebens­werter ist. Sie erntete zahlreiche Lacher mit ihrer Begründung, „Linsen, Spätzle und Kraut haben schon so manche Figur versaut“. Dabei gibt sie zum besten, dass ein belgischer Forscher herausgefu­nden hat, dass wir 15 Jahre unserer Lebenszeit mit Essen verbringen und 100 000 Mahlzeiten zu uns nehmen. „Das müsst ihr Euch mal überlegen, Leut, und da hast noch nix getrunken“.

Die kochende Schwäbin engagiert sich bei der Demo „Wir haben es satt“und ist Mitglied in der Antigeschm­acksverstä­rkerkommis­sion,

kurz AGVK. Dabei ist sie immer auf der Suche nach regionalen Rezepten. Doch auch gegen gutes Reingeschm­ecktes hat Rosa nichts. Eine französisc­he Fischsuppe Bouillabai­sse oder eine Crème brûlée werden von ihr nicht verachtet. Aber manchmal kocht es eben auch über. Dann muss der Dampf raus, wie beim Siko. Früher sprach man von der Dampfkocht­opfgesells­chaft, heute gibt’s ja leider nur noch den Thermomix. Sie will zum Nachdenken animieren, wo ist der Aufbruch ins Neue? Wo kommt man her, wo will man hin? Was muss man denn heutzutage „auftischen“?

Auch ein guter Wein darf bei einem guten Essen nicht fehlen. „Was ich zu einem guten Wein sagen würde? Nix! Ich würde ihn trinken“. Charmant und resolut bringt sie ihre Themen auf den Tisch. Und das mit Biss.

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FOTO: TANJA JAPS

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