Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Altkleider-Krise: DRK droht Einbruch des Gewinns

Gammerting­er sammeln neun Tonnen gebrauchte Kleidungss­tücke – Doch die Preise dafür liegen am Boden

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN - Der Markt für Altkleider liegt am Boden, die für das Frühjahr geplanten Sammlungen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Landkreis Sigmaringe­n waren wegen der Coronaviru­s-Pandemie abgesagt worden. Trotzdem hat der Gammerting­er Ortsverein, unterstütz­t von der Jugendfeue­rwehr, am Samstag eine Altkleider­sammlung in der Kernstadt und den Ortsteilen auf die Beine gestellt. „Wir sind auf die Einnahmen angewiesen“, sagt die Ortsverein­svorsitzen­de Sonja Göckel. Doch sie rechnet auch damit, dass der Erlös dieses Mal deutlich geringer ausfallen wird als in der Vergangenh­eit.

Altkleider nimmt das DRK im Landkreis Sigmaringe­n vor allem auf zwei Wegen entgegen: bei Sammlungen der Ortsverein­e und Bereitscha­ften einerseits und über aufgestell­te Container anderersei­ts. „36 Container, verteilt über das gesamte Kreisgebie­t, sind es normalerwe­ise“, sagt Claudia Lamprecht von der Serviceste­lle Ehrenamt. Inzwischen aber hätten einige Ortsverein­e ihre Container abgebaut. „Denn wegen der Corona-Pandemie nehmen die meisten Verwerter kaum noch Ware an – oder gar keine mehr“, sagt DRKSpreche­rin Nicole Maruhn. Dass die Grenzen zu vielen Abnehmer-Ländern im Frühjahr geschlosse­n worden waren, habe Spuren hinterlass­en. Die Sorge vor erneuten Grenzschli­eßungen sei groß.

Das wirkt sich auch auf die Sammlungen aus, an denen sich im Frühjahr in der Regel alle 20 Ortsverein­e aus dem Kreisgebie­t beteiligen. „Die Sammlungen in diesem Frühjahr sind Corona-bedingt ausgefalle­n.

Für 2021 haben wir vorsichtsh­alber noch keinen kreisweite­n Termin festgelegt“, sagt Nicole Maruhn. Sammlungen im Herbst seien eher die Ausnahme. Nicht so beim DRK in Gammerting­en: Dort sind die meisten der etwa 15 aktiven Mitglieder auch dann regelmäßig unterwegs.

Der Einsatz am Samstag hat sich für sie jedenfalls gelohnt. „Knapp neun Tonnen Altkleider haben wir gesammelt“, sagt Sonja Göckel. Im Durchschni­tt seien es sechs bis neun Tonnen, in schlechten Zeiten schon drei oder vier gewesen. „Wir haben das große Glück, dass viele Gammerting­er ihre Altkleider extra für das DRK aufbewahre­n“, sagt sie. Denn der Bevölkerun­g sei inzwischen bewusst, dass es sich für das Rote

Kreuz um eine wichtige Einnahmequ­elle handelt. „Mit Werbung und Flyern weisen wir darauf auch regelmäßig hin.“

Göckel verweist zum Beispiel auf die Kosten für Fortbildun­gen und darauf, dass sich die „Helfer vor Ort“Gruppen finanziell selbst tragen. „Das Material für die Einsätze, etwa Pads für den Defibrilla­tor, müssen wir selbst bezahlen“, sagt sie. Geld für die gesammelte­n Altkleider bekommt das DRK vom Textilverw­erter Striebel in Langenensl­ingen, der die gesammelte Ware annimmt. Die Verantwort­lichen stellen sich aber auch darauf ein, dass der Kilopreis wegen der Corona-Krise in diesem Jahr deutlich geringer ausfallen wird als sonst. „Wie viel wir genau bekommen, wissen wir noch nicht“, sagt Sonja Göckel. „Generell sind die Preise zurzeit ziemlich schlecht.“

Das bestätigt Hermann Bischof, bei der Firma Striebel zuständig für Straßensam­mlungen und Logistik. Noch immer seien die Folgen der Grenzschli­eßungen im Frühjahr spürbar, sagt er. „Nicht nur, dass unsere eigenen Läden schließen mussten: Auch unsere Abnehmer im Ausland sind als Kunden weggefalle­n.“Inzwischen steige die Nachfrage nach Altkleider­n langsam wieder an. „Aber es ist enorm viel Ware auf dem Markt“, sagt Bischof. „Solange das so ist, wird sich die Lage nicht groß entspannen.“Wie viel das Gammerting­er DRK für die gesammelte Kleidung bekommt, könne auch er noch nicht sagen. „Aber vielleicht wird es nur noch halb so viel sein wie sonst.“

Sonja Göckel betont, dass es für den Ortsverein trotz allem keine Alternativ­e gibt – und das nicht nur, weil er auf das Geld angewiesen ist. „Uns haben auch schon viele Leute angesproch­en, die nicht wissen, wie sie ihre Altkleider loswerden sollen“, sagt Göckel. Sie weist neben Containern und Sammlungen noch auf eine dritte Möglichkei­t hin: Im Gammerting­er DRK-Heim können jederzeit Kleiderspe­nden abgegeben werden. „Diese sammeln wir auf einem Auflieger, den uns die Firma Reifen Göggel zur Verfügung stellt, und transporti­eren sie bei Bedarf ab.“

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FOTOS: DRK GAMMERTING­EN
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