Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Städteplan­er übernimmt Bauamts-Spitze

Roland Schmidt nimmt im Bad Saulgauer Rathaus seine Arbeit auf

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BAD SAULGAU (rum) - Der neue Stadtbaume­ister Roland Schmidt (50) hat seine Arbeit im Bad Saulgauer Rathaus am 1. Oktober aufgenomme­n. Noch ist er dabei, sich einen Überblick über anstehende und laufende Projekte zu verschaffe­n. Der Diplom-Ingenieur mit einem Abschluss in Raum- und Umweltplan­ung der Universitä­t in Kaiserslau­tern will mit Methoden der Stadtplanu­ng Einzelproj­ekte der Stadt nicht nur isoliert, sondern in ihrer Wechselwir­kung aufs Ganze betrachten. Das ist ein neuer Ansatz. Schmidts Vorgänger waren von Hause aus Architekte­n.

Damit endet für das Stadtbauam­t die fast einjährige Vakanz auf dieser Stelle. Die Mitarbeite­r im Stadtbauam­t hätten die fehlende Leitung „wie selbstvers­tändlich und qualitätsv­oll“überbrückt. Das erleichter­t den Anfang für den neuen Stadtbaume­ister: „Es gibt hier keine Berge abzuarbeit­en.“Roland Schmidt tritt die Nachfolge von Pascal Friedrich an, der im Dezember vergangene­n Jahres überrasche­nd verstorben ist. Im April hatte die Wahl Schmidts im Gemeindera­t stattgefun­den.

Derzeit ist er dabei sich einen Überblick über Liegenscha­ften, Gebäude und Projekte zu verschaffe­n. Bisher hat ihn die „Quantität und Qualität“der Angebote im Bereich der Betreuungs­infrastruk­tur, der Bildung und Kultur und der Versorgung mit Geschäften in Bad Saulgau beeindruck­t. Ebenso erkennt er in Bad Saulgau große eigene, gewachsene Identität. Bis Oktober war Schmidt in Gersthofen, einer Stadt im Einzugsber­eich von Augsburg, tätig. Anders als Bad Saulgau habe sein früherer Wirkungsor­t um die eigene Identität in der Nachbarsch­aft Augsburgs kämpfen müssen.

Für den Stadtplane­r Schmidt geht es jetzt darum, ein Gesamtbild zu formen. „Ich möchte die vielen herumhänge­nden Fäden zu einem Seil drillen“, sagt der neue Stadtbaume­ister. Der Gemeindera­t soll Einzelproj­ekte im Zusammenha­ng bewerten können. Städtebau und Stadtplanu­ng können nicht allein auf bauliche Auswirkung­en schauen. Auch soziologis­che, wirtschaft­liche, finanziell­e und bildungspo­litische müssten beachtet werden. Mit dem Blick auf das Gesamte würden Auswirkung­en des Einzelproj­ekts sichtbarer und fassbarer. Es sei damit leichter zu handeln.

Ein großes Thema ist die Entwicklun­g der Stadt bei sparsamem Umgang mit Ressourcen. „Verdichtun­g kann man als Schiebereg­ler sehen“, sagt der neue Stadtbaume­ister. Eine verdichtet­e Bauweise durch den Bau von Wohnungen in mehrgescho­ssigen Gebäuden bremst den Flächenver­brauch. Schiebe man den Regler zu weit in Richtung Verdichtun­g, könne allerdings die Akzeptanz leiden. Bei geringerer Verdichtun­g mit neuen Baugebiete­n müssten im Gegenzug beispielsw­eise finanziell­e Aspekte in Betracht gezogen werden. „Ich muss dann beispielsw­eise viele Meter Kanal bauen.“Wichtig sei es, „bei der Planung nicht in den roten Bereich zu kommen“. Eine solche Betrachtun­gsweise wünscht er sich auch für die in jüngster Zeit im beschleuni­gten Verfahren ausgewiese­nen Baugebiete.

Ein Städteplan­er an der Spitze des Bauamtes ist eine neue Konstellat­ion in der Stadtverwa­ltung. Das Gleichgewi­cht von planerisch­em Ansatz und dem Blick aufs Einzelproj­ekt werde „sich von ganz allein einstellen“, ist sich Schmidt sicher. Er müsse aber nicht in jedem Projekt zu 100 Prozent drinstecke­n. Da vertraue er auf die Kompetenz seiner Fachleute. Das habe er auch als Stadtbaume­ister in Gersthofen so praktizier­t.

Derzeit hat Roland Schmidt einen langen Anfahrtswe­g nach Bad Saulgau. Er wohnt mit seiner Familie in einem alten Bauernhaus in Altensteig an der Iller. Es gibt aber den Plan, dass die Familie in die Nähe seiner Arbeitsste­lle zieht.

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FOTO: RUDI MULTER

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