Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Brückensetzung mit Anlaufschwierigkeiten
Ein Kran reicht in Riedlingen nicht aus, um die 50-Tonnen-Brücke bis zum anderen Ufer zu heben
RIEDLINGEN - Die neue Holzbrücke an den Autokran hängen und über die Donau hieven. Dauer etwa eine Stunde. Das wäre Plan A der ausführenden Firmen am Dienstagmorgen gewesen. Plan B sah etwas anders aus. Weil der Ausleger des einen Krans die Brücke nicht bis zur anderen Seite heben konnte, musste ein zweiter Kran zur Unterstützung her. Der Aufbau dauerte. Die meisten Zuschauer bewiesen Geduld und harrten aus bis die Brücke gesetzt war.
Als am Montagabend der 500Tonnen-Kran der Firma Scholpp aus Stuttgart an Ort und Stelle stand, war klar, dass am Ende drei Meter bis ganz über die Donau hinüber fehlen würden. „Wir haben den Kran nicht so nah ’ranstellen können, wie ich das im Vorfeld berechnet hatte“,sagte Jörg Winzenhöller von der Firma Scholpp. Damit der Autokran mit 140 Tonnen Gegengewicht gut steht, muss er einen festen Untergrund haben. Außerdem müsse man von der Bruchkante wegbleiben, sonst gebe der Kran nach. Die Firma besitzt zwar einen 700-Tonnen-Autokran. Aber den hätte man vor dem Sportheim wegen seiner Größe nicht aufstellen können, erklärt Winzenhöller. „Deshalb war ein zweiter Kran zum Aufstellen nötig.“Der war in den frühen Morgenstunden aus Stuttgart angefahren, hatte sich durch die Weilerstraße bis zur Wasserstapfe vorgearbeitet und musste dann vor einem Falschparker direkt vor der Baustelle kapitulieren. Ratlosigkeit. Hüben wie drüben war man zum Warten verdammt.
Während das Ordnungsamt den Halter des Fahrzeuges ausfindig machte und Mitarbeiter der Stadtverwaltung auf der Suche nach dem Fahrer an den Haustüren klingelten, versammelten sich immer mehr Schaulustige an der Donau. Als der Fahrer endlich gefunden war, konnte der Aufbau des 220-Tonnen-Autokrans beginnen. Das dauerte, schließlich musste auch der Kran erst in Stellung gebracht und mit Gegengewichten beladen werden.
Auf der Sportheimseite versammelten sich die Fachleute der ausführenden Firmen, um die genaue Vorgehensweise des Brückentransportes zu beratschlagen. Der eine Kran transportiert die Brücke soweit sein Ausleger es erlaubt. Der andere Kran übernimmt. „Das wird spannend“, sagte Tiefbauamtsleiter Peter Dorn. Das Knifflige daran war, die vier Schwerter an den Enden der Seitenteile fast gleichzeitig in die Widerlager zu führen. Mit Ratschlägen und besserem Wissen hielten sich auch einige Zaungäste nicht zurück.
Zwischenzeitlich tauchten die ersten Anwohner auf, die wegen des zweiten Krans mit ihren Fahrzeugen nicht mehr aus der Wasserstapfe ausfahren konnten. Die hätten am Montagabend von der Kranfirma informiert werden müssen. Allerdings sei es schon sehr spät gewesen, bis klar war, dass es einen zweiten Kran brauche. So waren die Anwohner und Stellplatzbesitzer in der Wasserstapfe ahnungslos. „Es tut uns leid“, sagte Winzenhöller. So mancher Anwohner musste seinen Termin verschieben, das Rad nehmen oder zu Fuß gehen. Winzenhöller selbst machte den Chauffeur für eine Anwohnerin, die dringend zur Arbeit nach Ertingen musste.
Kurz vor halb elf Uhr war es dann soweit. Die Brücke hob sich Millimeter
für Millimeter von ihren Böcken, schwebte über die Donau und blieb in der Luft stehen. Während sich ein Mitarbeiter am Brückenteil entlang hangelte, um den Haken des zweiten Krans einzufädeln, wurde am Zaun gefachsimpelt. „Die Brücke hängt viel zu schief. Das klappt nicht. Nie im Leben.“Die Zaunexperten sollten Recht behalten. Wegen der Schieflage konnten die Schwerter nicht in die Widerlager geführt werden. Also alles nochmals auf Anfang. Der zweite Kran wurde wieder abgehängt, die Brücke nochmals zurück auf ihre Halterung gesetzt. Die Ketten, an denen die Brücke hing, mussten gekürzt und dann ein zweiter Anlauf genommen werden. Um die Mittagszeit
war die Brücke gesetzt. Restarbeiten waren nötig, weil auf der Stadtseite die Schwerter auf der Armierung aufstanden. Nun sind Sauter und sein Trupp vom Generalunternehmer Grünert und Mühlschlegel gefragt. Am Freitag werden die Betonplatten für den Belag angeliefert. Der soll in der kommenden Woche drauf gemacht werden. Die Straßen müssen noch angehoben werden und die Brücke braucht noch ein Geländer. Im Dezember soll der Verkehr dann wieder fließen. Spätestens an Silvester, wie Bürgermeister Marcus Schafft schon einmal sagte.
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