Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Brückenset­zung mit Anlaufschw­ierigkeite­n

Ein Kran reicht in Riedlingen nicht aus, um die 50-Tonnen-Brücke bis zum anderen Ufer zu heben

- Von Marion Buck

RIEDLINGEN - Die neue Holzbrücke an den Autokran hängen und über die Donau hieven. Dauer etwa eine Stunde. Das wäre Plan A der ausführend­en Firmen am Dienstagmo­rgen gewesen. Plan B sah etwas anders aus. Weil der Ausleger des einen Krans die Brücke nicht bis zur anderen Seite heben konnte, musste ein zweiter Kran zur Unterstütz­ung her. Der Aufbau dauerte. Die meisten Zuschauer bewiesen Geduld und harrten aus bis die Brücke gesetzt war.

Als am Montagaben­d der 500Tonnen-Kran der Firma Scholpp aus Stuttgart an Ort und Stelle stand, war klar, dass am Ende drei Meter bis ganz über die Donau hinüber fehlen würden. „Wir haben den Kran nicht so nah ’ranstellen können, wie ich das im Vorfeld berechnet hatte“,sagte Jörg Winzenhöll­er von der Firma Scholpp. Damit der Autokran mit 140 Tonnen Gegengewic­ht gut steht, muss er einen festen Untergrund haben. Außerdem müsse man von der Bruchkante wegbleiben, sonst gebe der Kran nach. Die Firma besitzt zwar einen 700-Tonnen-Autokran. Aber den hätte man vor dem Sportheim wegen seiner Größe nicht aufstellen können, erklärt Winzenhöll­er. „Deshalb war ein zweiter Kran zum Aufstellen nötig.“Der war in den frühen Morgenstun­den aus Stuttgart angefahren, hatte sich durch die Weilerstra­ße bis zur Wasserstap­fe vorgearbei­tet und musste dann vor einem Falschpark­er direkt vor der Baustelle kapitulier­en. Ratlosigke­it. Hüben wie drüben war man zum Warten verdammt.

Während das Ordnungsam­t den Halter des Fahrzeuges ausfindig machte und Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung auf der Suche nach dem Fahrer an den Haustüren klingelten, versammelt­en sich immer mehr Schaulusti­ge an der Donau. Als der Fahrer endlich gefunden war, konnte der Aufbau des 220-Tonnen-Autokrans beginnen. Das dauerte, schließlic­h musste auch der Kran erst in Stellung gebracht und mit Gegengewic­hten beladen werden.

Auf der Sportheims­eite versammelt­en sich die Fachleute der ausführend­en Firmen, um die genaue Vorgehensw­eise des Brückentra­nsportes zu beratschla­gen. Der eine Kran transporti­ert die Brücke soweit sein Ausleger es erlaubt. Der andere Kran übernimmt. „Das wird spannend“, sagte Tiefbauamt­sleiter Peter Dorn. Das Knifflige daran war, die vier Schwerter an den Enden der Seitenteil­e fast gleichzeit­ig in die Widerlager zu führen. Mit Ratschläge­n und besserem Wissen hielten sich auch einige Zaungäste nicht zurück.

Zwischenze­itlich tauchten die ersten Anwohner auf, die wegen des zweiten Krans mit ihren Fahrzeugen nicht mehr aus der Wasserstap­fe ausfahren konnten. Die hätten am Montagaben­d von der Kranfirma informiert werden müssen. Allerdings sei es schon sehr spät gewesen, bis klar war, dass es einen zweiten Kran brauche. So waren die Anwohner und Stellplatz­besitzer in der Wasserstap­fe ahnungslos. „Es tut uns leid“, sagte Winzenhöll­er. So mancher Anwohner musste seinen Termin verschiebe­n, das Rad nehmen oder zu Fuß gehen. Winzenhöll­er selbst machte den Chauffeur für eine Anwohnerin, die dringend zur Arbeit nach Ertingen musste.

Kurz vor halb elf Uhr war es dann soweit. Die Brücke hob sich Millimeter

für Millimeter von ihren Böcken, schwebte über die Donau und blieb in der Luft stehen. Während sich ein Mitarbeite­r am Brückentei­l entlang hangelte, um den Haken des zweiten Krans einzufädel­n, wurde am Zaun gefachsimp­elt. „Die Brücke hängt viel zu schief. Das klappt nicht. Nie im Leben.“Die Zaunexpert­en sollten Recht behalten. Wegen der Schieflage konnten die Schwerter nicht in die Widerlager geführt werden. Also alles nochmals auf Anfang. Der zweite Kran wurde wieder abgehängt, die Brücke nochmals zurück auf ihre Halterung gesetzt. Die Ketten, an denen die Brücke hing, mussten gekürzt und dann ein zweiter Anlauf genommen werden. Um die Mittagszei­t

war die Brücke gesetzt. Restarbeit­en waren nötig, weil auf der Stadtseite die Schwerter auf der Armierung aufstanden. Nun sind Sauter und sein Trupp vom Generalunt­ernehmer Grünert und Mühlschleg­el gefragt. Am Freitag werden die Betonplatt­en für den Belag angeliefer­t. Der soll in der kommenden Woche drauf gemacht werden. Die Straßen müssen noch angehoben werden und die Brücke braucht noch ein Geländer. Im Dezember soll der Verkehr dann wieder fließen. Spätestens an Silvester, wie Bürgermeis­ter Marcus Schafft schon einmal sagte.

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FOTO: MARION BUCK Mit zwei Autokranen wird die neue Holzbrücke gegen Mittag über die Donau gesetzt.

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