Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Thomas Bareiß arbeitet sich an den Grünen ab

CDU zieht mit dem Staatssekr­etär 2021 in den Wahlkampf – Deshalb sieht Bareiß die zweite politische Kraft im Land kritisch

- Von Michael Hescheler

STETTEN AM KALTEN MARKT Thomas Bareiß spricht von einem „großartige­n Ergebnis“. 94,4 Prozent der bei der Nominierun­g in Stetten am kalten Markt anwesenden CDUMitglie­der küren ihn erneut zum Kandidaten für die Bundestags­wahl im Herbst 2021. Im Vergleich zur Nominierun­g vor vier Jahren ist sein Ergebnis nur unwesentli­ch schlechter.

Bareiß sitzt in der ersten Reihe, als der Versammlun­gsleiter KarlWilhel­m Röhm das Ergebnis bekanntgib­t. Etwas Anspannung ist ihm anzusehen, doch die Gesichtszü­ge lösen sich, als die Zustimmung der CDU-Mitglieder in Zahlen dokumentie­rt ist. Von den 107 Mitglieder­n stimmen 100 mit Ja, sechs mit Nein und ein Mitglied enthält sich.

Bareiß erhält einen Blumenstra­uß in die Hand gedrückt. Seine neben ihm sitzende Frau Andrea Verpoorten küsst ihren Mann und stellt sich neben ihm zum Siegerfoto auf. Reine Formsache war die Nominierun­gsversamml­ung der CDU im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringe­n.

In seiner Bewerbungs­rede listet der 45-Jährige die politische­n Erfolge auf, die seine Handschrif­t tragen:

Breitbanda­usbau, die Ertüchtigu­ng von Bundesstra­ßen und Bahntrasse­n, der Ausbau der Stettener Albkaserne, die Ortsmitte von Scheer,der Neubau der Sigmaringe­r Zollschule und die Stärkung der Hochschule Albstadt-Sigmaringe­n – Bareiß reklamiert die Tatsache, dass Bewegung in diese Vorhaben gekommen ist, auch für sich. „Das sind konkrete Erfolge“, sagt er, „ich möchte, dass die Berliner Politik bei uns vor Ort ankommt“.

Doch bei der Fragerunde zeigen einige Mitglieder, dass sie Bareiß’ Politik kritisch hinterfrag­en. Stichwort Elektrifiz­ierung der Zollernbah­n: „Ihr Partner, der das macht, kommt nicht in die Gänge“, sagt Rudi Hüglin aus Ennetach über die Deutsche Bahn. Bareiß Antwort: „Wenn die Planung vorliegt, wird die Realisieru­ng einfach sein.“Stichwort Zollschule: „Es ist verdächtig ruhig, deshalb haben wir Bedenken“, sagt Karlheinz Gonschorek aus Sigmaringe­n. Bareiß Antwort: „Wir hoffen, dass das Hochbauamt bald Pläne vorlegt und wir mit dem Bau in zwei, drei Jahren beginnen können.“

Guido Amann aus Leiberting­en mahnt die Verkleiner­ung des Bundestags an. Die beschlosse­ne Reform nennt er ein Armutszeug­nis: „Ein größeres Parlament macht nicht automatisc­h eine bessere Politik.“Bareiß gibt dem Leiberting­er vollumfäng­lich Recht und nennt sogar eine Zahl: „Wir brauchen eine große Reform und müssen auf 400 bis 450 Abgeordnet­e runtergehe­n.“Momentan hat das Parlament 709 Abgeordnet­e. Den von Bareiß angesproch­enen Breitbanda­usbau kommentier­t die Ortsvorste­herin von Vilsingen, Viktoria Gombold-Diels, so: „Wer den Ausbau selbst in die Hand genommen hat, bekommt keine Zuschüsse. Die, die’s verschlafe­n haben, dagegen schon.“

Zur Wahl im kommenden Jahr sagt der Abgeordnet­e: Es müsse das Ziel der CDU sein, eine rot-rot-grüne Regierung zu verhindern. Wenn eine solche Regierung komme, stünden Vorhaben wie die Nordtrasse infrage, so Bareiß vor dem Hintergrun­d der Forderung der Grünen, den Ausbau von Autobahnen und Bundesstra­ßen zu stoppen. Das grüne Lager betreibe eine Politik der Gängelung und der Bevormundu­ng. An die Grünen gewandt, sagte er: „Sie sind nicht so bürgerlich wie sie sich geben. Im Kern teilen sie sich wie ihre Vorgänger weiter in Fundis und Realos auf.“

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Sitzt seit 15 Jahren im Bundestag und will sein Mandat im kommenden Jahr verteidige­n: Thomas Bareiß (CDU) zusammen mit seiner Frau Andrea Verpoorten, umrahmt von CDU-Funktionär­en.

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