Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Thomas Bareiß arbeitet sich an den Grünen ab
CDU zieht mit dem Staatssekretär 2021 in den Wahlkampf – Deshalb sieht Bareiß die zweite politische Kraft im Land kritisch
STETTEN AM KALTEN MARKT Thomas Bareiß spricht von einem „großartigen Ergebnis“. 94,4 Prozent der bei der Nominierung in Stetten am kalten Markt anwesenden CDUMitglieder küren ihn erneut zum Kandidaten für die Bundestagswahl im Herbst 2021. Im Vergleich zur Nominierung vor vier Jahren ist sein Ergebnis nur unwesentlich schlechter.
Bareiß sitzt in der ersten Reihe, als der Versammlungsleiter KarlWilhelm Röhm das Ergebnis bekanntgibt. Etwas Anspannung ist ihm anzusehen, doch die Gesichtszüge lösen sich, als die Zustimmung der CDU-Mitglieder in Zahlen dokumentiert ist. Von den 107 Mitgliedern stimmen 100 mit Ja, sechs mit Nein und ein Mitglied enthält sich.
Bareiß erhält einen Blumenstrauß in die Hand gedrückt. Seine neben ihm sitzende Frau Andrea Verpoorten küsst ihren Mann und stellt sich neben ihm zum Siegerfoto auf. Reine Formsache war die Nominierungsversammlung der CDU im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen.
In seiner Bewerbungsrede listet der 45-Jährige die politischen Erfolge auf, die seine Handschrift tragen:
Breitbandausbau, die Ertüchtigung von Bundesstraßen und Bahntrassen, der Ausbau der Stettener Albkaserne, die Ortsmitte von Scheer,der Neubau der Sigmaringer Zollschule und die Stärkung der Hochschule Albstadt-Sigmaringen – Bareiß reklamiert die Tatsache, dass Bewegung in diese Vorhaben gekommen ist, auch für sich. „Das sind konkrete Erfolge“, sagt er, „ich möchte, dass die Berliner Politik bei uns vor Ort ankommt“.
Doch bei der Fragerunde zeigen einige Mitglieder, dass sie Bareiß’ Politik kritisch hinterfragen. Stichwort Elektrifizierung der Zollernbahn: „Ihr Partner, der das macht, kommt nicht in die Gänge“, sagt Rudi Hüglin aus Ennetach über die Deutsche Bahn. Bareiß Antwort: „Wenn die Planung vorliegt, wird die Realisierung einfach sein.“Stichwort Zollschule: „Es ist verdächtig ruhig, deshalb haben wir Bedenken“, sagt Karlheinz Gonschorek aus Sigmaringen. Bareiß Antwort: „Wir hoffen, dass das Hochbauamt bald Pläne vorlegt und wir mit dem Bau in zwei, drei Jahren beginnen können.“
Guido Amann aus Leibertingen mahnt die Verkleinerung des Bundestags an. Die beschlossene Reform nennt er ein Armutszeugnis: „Ein größeres Parlament macht nicht automatisch eine bessere Politik.“Bareiß gibt dem Leibertinger vollumfänglich Recht und nennt sogar eine Zahl: „Wir brauchen eine große Reform und müssen auf 400 bis 450 Abgeordnete runtergehen.“Momentan hat das Parlament 709 Abgeordnete. Den von Bareiß angesprochenen Breitbandausbau kommentiert die Ortsvorsteherin von Vilsingen, Viktoria Gombold-Diels, so: „Wer den Ausbau selbst in die Hand genommen hat, bekommt keine Zuschüsse. Die, die’s verschlafen haben, dagegen schon.“
Zur Wahl im kommenden Jahr sagt der Abgeordnete: Es müsse das Ziel der CDU sein, eine rot-rot-grüne Regierung zu verhindern. Wenn eine solche Regierung komme, stünden Vorhaben wie die Nordtrasse infrage, so Bareiß vor dem Hintergrund der Forderung der Grünen, den Ausbau von Autobahnen und Bundesstraßen zu stoppen. Das grüne Lager betreibe eine Politik der Gängelung und der Bevormundung. An die Grünen gewandt, sagte er: „Sie sind nicht so bürgerlich wie sie sich geben. Im Kern teilen sie sich wie ihre Vorgänger weiter in Fundis und Realos auf.“