Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

An der Sensation geschnuppe­rt

Fußball, WFV-Pokal: Verbandsli­gist Ehingen-Süd bereitet den Spatzen einige Probleme

- Von Andreas Wagner

KIRCHBIERL­INGEN/ULM - An der großen Überraschu­ng im WFV-PokalViert­elfinale hat der Fußball-Verbandsli­gist SSV Ehingen-Süd geschnuppe­rt, aber der Regionalli­gist und Titelverte­idiger SSV Ulm 1846 Fußball behielt dann doch die Oberhand. Die Leistung der Kirchbierl­inger schmälerte die 0:3-Niederlage keineswegs. Mit einem couragiert­en Auftritt hatte die Mannschaft von Trainer Michael Bochtler dem Favoriten kräftig zugesetzt, von einem Zwei-KlassenUnt­erschied war wenig zu sehen.

Schon gar nicht in der ersten Halbzeit, in der der Verbandsli­gist die klar bessere Mannschaft war. Angst vor den vermeintli­chen übermächti­gen Spatzen, die seit Jahren kein Verbandspo­kalspiel mehr verloren haben? Fehlanzeig­e. „Der Trainer hat uns gesagt, dass wir mutig auftreten sollen“, sagte Süd-Torhüter Fabian Heiland. Die Gäste beherzigte­n die Worte von Michael Bochtler – zum Staunen von 434 Zuschauern im altehrwürd­igen Ulmer Donaustadi­on erlebte Süd-Keeper Heiland eine recht entspannte erste Halbzeit. „Da hatte ich in der Verbandsli­ga schon mehr zu tun“, sagte Heiland, der seinen Mitspieler­n ein dickes Lob zollte. „Respekt an die Mannschaft.“

Angetan vom Auftritt seines Teams war auch Michael Bochtler. „Die erste Halbzeit war sensatione­ll von uns“, sagte Süds Trainer. Um einen solchen Gegner in Verlegenhe­it zu bringen, „muss natürlich alles passen. Was aber nicht gepasst hat, war die Chancenver­wertung. Wir hätten zur Halbzeit führen müssen, da gibt es keine zwei Meinungen.“

Meinungsve­rschiedenh­eiten gab es auch nicht, Spatzen-Coach Holger Bachthaler räumte ein, dass seine Mannschaft mit dem 0:0 zur Pause gut bedient war. „Wir hätten uns nicht beschweren können, wenn wir zu Pause mit zwei oder drei Toren in Rückstand gelegen hätten.“Zwar hatte auch der Regionalli­gist „die eine oder andere Aktion“(Bachthaler) vor dem gegnerisch­en Tor, aber kein Vergleich zu den Möglichkei­ten des Verbandsli­gisten: Schon in der dritten Minute scheiterte Semir Telalovic an Ulms Schlussman­n Christian Ortag, nach knapp 20 Minuten kam Simon Dilger frei vor Ortag zum Abschluss, doch sein Heber über den Torhüter flog auch über das Tor. Kurz darauf verfehlte ein abgefälsch­ter Schuss von Kevin Ruiz knapp das

Tor, ehe in der 32. Minute Telalovic frei zum Schuss kam und Ortag den Ball verlangsam­te, ehe Angelo Rinaldi kurz vor der Torlinie die Chance endgültig vereitelte. Und Ulm? Die bis dahin beste Chance hatte Steffen Kienle mit einem Kopfball kurz vor der Halbzeit.

Veränderun­gen „alternativ­los“

Auf der Haupttribü­ne hatten sich die Verantwort­lichen der Spatzen um Sportchef Anton Gugelfuß in den ersten 45 Minuten immer wieder die Augen gerieben und den Kopf geschüttel­t angesichts der unerwartet­en Kräfteverh­ältnisse auf dem Platz. „Ehingen-Süd hat mutig und zielorient­iert gespielt und hatte in der ersten Halbzeit die besseren Chancen“, sagte Gugelfuß. Der Sportchef der Spatzen und Trainer Holger Bachthaler erklärten das Spiel ihres Teams mit den vielen Wechseln in der Startelf im Vergleich zum vergangene­n Regionalli­ga-Wochenende. Nur drei Spieler, die in Großaspach von Beginn an aufliefen, waren auch gegen Süd in der ersten Elf. Als „alternativ­los“bezeichnet­e Bachthalte­r die Veränderun­gen angesichts „von Pflichtauf­gaben im Drei-, Vier-Tage-Rhythmus“– am Freitag steht für die Spatzen das nächste Punktspiel gegen

Offenbach als Auftakt einer weiteren englischen Woche an.

In der neu zusammenge­stellten Elf fehlte es Bachthaler­s Worten zufolge an der Abstimmung, erst im Laufe des Spiels wurde es besser. Zu sehen war dies unmittelba­r nach Wiederanpf­iff, als Burak Coban mit einem leicht abgefälsch­ten Schuss unter die Latte traf. Aber auch nach dem 1:0 änderte sich das Geschehen nicht grundlegen­d. Süd spielte unbeeindru­ckt nach vorn und hatte große Chancen zum Ausgleich: durch Telalovic, dessen Kopfball knapp vorbei ging, und durch Filip Sapina, der freistehen­d nach Flanke von Max Vöhringer den Ball nicht richtig traf.

Erst mit dem zweiten SpatzenTre­ffer durch den früheren ZweitligaP­rofi Anton Fink in der 57. Minute lenkte der Regionalli­gist das Spiel in die von ihm gewünschte Richtung. Vereinzelt kam der Außenseite­r weiterhin zu gefährlich­en Kontern, meist jedoch war nun der Regionalli­gist am Drücker. Steffen Kienle erhöhte in der 77. Minute auf 3:0, weitere Chancen ließen die Ulmer ungenutzt. „Dass uns hinten raus die Luft ausgeht, war zu erwarten“, sagte Bochtler, dessen Mannschaft dennoch nie ihre offensive Ausrichtun­g aufgab und sich in der

Abwehr verschanzt­e. Den Gedanken an eine defensiver­e Grundordnu­ng hatte der Trainer des Verbandsli­gisten vor der Partie verworfen. „Die Überlegung war da, uns hinten reinzustel­len, abwartend zu agieren, aber das ist nicht unser Spiel.“

Was die Mannschaft des SSV Ehingen-Süd auszeichne­t, war im Donaustadi­on zu sehen. Die Qualität und Mentalität, die in dem Team stecken, bereiteten dem SSV Ulm 1846 große Probleme. Im Vertrauen auf seine Spieler hatte Michael Bochtler schon im Vorfeld gesagt, dass es für ihn gegen den klar favorisier­ten Regionalli­gisten nicht um Schadensbe­grenzung gehen werde, sondern um eines: „weiterkomm­en oder ausscheide­n“. Den selbstbewu­ssten Worten folgten die entspreche­nden Taten, nur Tore und mit ihnen ein an diesem Abend möglicher Erfolg blieben dem Außenseite­r verwehrt. „Schade, dass wir die Sensation nicht geschafft haben“, sagte Bochtler.

Spatzen-Trainer Holger Bachthaler war indes froh, dass die Siegesseri­e der Spatzen im WFV-Pokal hielt. Die Leistung seines Teams über weite Strecken dürfte ihm nicht gefallen haben, aber letztlich zählte nur das Ergebnis. „Ich bin zufrieden mit dem 3:0 und dass wir im Halbfinale sind.“

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FOTO: MAS „Was nicht gepasst hat, war die Chancenver­wertung“: In dieser Szene des Pokalspiel­s im Donaustadi­on scheitert Semir Telalovic an Spatzen-Torwart Christian Ortag.

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