Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Columbus eröffnet Fabrikverkauf
Wie sich das Unternehmen nach dem Brand bei seinen Rettern bedankt.
KRAUCHENWIES - Der Krauchenwieser Globenhersteller Columbus eröffnet am 23. Oktober einen Fabrikverkauf. Als Standort dient ein kleines Nebengebäude auf dem Firmengelände am Bahnhof mit rund 90 Quadratmetern Verkaufsfläche, das bisher als Ort für Besprechungen genutzt wurde. Zu kaufen wird es dort sowohl die vor Ort produzierten Globen und Karten geben, als auch Spiele, Bücher und Experimentierkästen aus dem Kosmos-Verlag, der Mehrheitsanteilseigner des Krauchenwieser Familienunternehmens Columbus ist.
„Wir sind wieder zurück, und wir schreiben wieder schwarze Zahlen“, verkündet Columbus-Geschäftsführer Torsten Oestergaard gut gelaunt. Wir bleiben hier, wir lassen uns nicht unterkriegen – dieses Signal scheint das Unternehmen mit der Eröffnung des Ladens auch vermitteln zu wollen.
Gründe, sich unterkriegen zu lassen, hätte es genügend gegeben: Im Januar 2020 hatten zwei Brände auf dem Firmengelände einen Millionenschaden angerichtet. Beim zweiten Mal ging das komplette Lager in Rauch auf. „Vier Millionen Euro haben wir verloren, das steckt man nicht so ohne weiteres weg“, sagt der Unternehmer.
Die Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft gingen bei beiden Bränden von Brandstiftung als Ursache aus, doch ein anfänglicher Verdacht gegen einen Mann, der während der Katastrophe ganz in der Nähe des Großbrandes angetroffen wurde, ließ sich nicht genügend untermauern.
Nicht nur die monatelangen Verhandlungen mit den Versicherungen über die Schadensregulierung, sondern auch die Corona-Krise, die dem Handel und den Zulieferern des Unternehmens zu schaffen macht, folgen. Trotz allem überlebt Columbus den wirtschaftlichen Schaden. Allein der Frust bleibt zurück über die Tatsache, dass die Ermittler bis heute keinen Täter dingfest gemacht haben.
Neun Monate und 250 000 Maschinenstunden nach der Katastrophe sei Columbus wieder auf Kurs, so Oestergaard, endlich könne sich das Familienunternehmen den Projekten zuwenden, die eigentlich über das Jahr geplant waren – wie zum Beispiel der Eröffnung des Ladens.
Betreut wird das Projekt von Marcia Oestergaard, der Tochter des Geschäftsführers, die sich um das Marketing des Unternehmens kümmert. „Zum Dank für ihren Einsatz haben wir alle Feuerwehrleute, Polizisten und Rettungskräfte, die bei den Bränden im Einsatz waren, zum exklusiven Eröffnungsfest am Donnerstagabend eingeladen“, sagt sie. Das seien mehr als 200 Personen, die als Dankeschön für ihren Einsatz sowohl ein Geschenk und Rabatt im Laden, als auch eine Betriebsführung durch die Firma erhalten. „Das ist uns eine Herzensangelegenheit“, sagt Oestergaard. „Wir wollen allen Helfern zeigen, wie dankbar wir ihnen dafür sind, dass sie nicht nur mein Lebenswerk und die Zukunft meiner Kinder, sondern auch die Arbeitsplätze unserer 50 Mitarbeiter gerettet haben“, so ihr Vater.
„Selbstverständlich haben wir für die Veranstaltung auch ein Hygienekonzept erarbeitet“, sagt Marcia Oestergaard. Für das Catering habe sie die „Burger-Dudes“Sascha Agic und Tobias Flohr aus Sigmaringen engagiert. Mit der Eröffnung soll ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte von Columbus beginnnen. „Das ist wirklich eine schlimme Zeit für uns gewesen“, sagt Torsten Oestergaard, „aber die ist jetzt vorbei“.