Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Fahrgäste profitieren von WLAN und Klimaanlage
SWEG stellt neue Züge für die Zollern-Alb-Bahn vor – Diese haben viele Vorteile und einen Nachteil
GAMMERTINGEN - Komfortabler, moderner und sicherer, aber auch ein wenig langsamer: Ab Mitte Dezember sind auf den beiden Strecken der Zollern-Alb-Bahn neue Züge des Typs Lint 54 unterwegs. Fahrgäste profitieren unter anderem von drahtlosem Internet, Monitoren mit aktuellen Informationen und Klimaanlagen. Gewartet werden die Züge des französischen Herstellers Alstom in der Bahnbetriebswerkstatt der Südwestdeutschen Landesverkehrs-AG (SWEG) in Gammertingen.
Was die neuen Züge auszeichnet, erläuterten Uwe Lahl, Ministerialdirektor im Landesverkehrsministerium, und der SWEG-Vorstandsvorsitzende Tobias Harms bei einem Pressegespräch am Donnerstag. Lahl allerdings ließ sich per Videokonferenz aus dem Homeoffice in Niedersachsen zuschalten. „Auch als Testlauf für die WLAN-Verbindung in den Zügen“, wie er bemerkte.
Diese ist freilich nicht der einzige Vorzug im Vergleich zu den alten Regio-Shuttle-Zügen („RS 1“), die derzeit noch auf den Strecken TübingenHechingen-Balingen-Sigmaringen und Hechingen-Gammertingen-Sigmaringen unterwegs sind. So bieten die neuen Züge auch mehr Platz für Gepäck, Fahrräder und Kinderwagen sowie Steckdosen, moderne Toiletten und Barrierefreiheit. Farbgebung und Design stehen ganz im Zeichen des Landes Baden-Württemberg.
Einziger Nachteil: Durch mehr Sicherheitselemente, Toiletten und Klimaanlagen sind die Züge schwerer als ihre Vorgänger. „Dadurch sind sie nicht ganz so spurtstark“, sagte Uwe Lahl. Tobias Harms versicherte allerdings, dass sich die längeren Fahrtzeiten und die Anpassungen im Fahrplan „im Minutenbereich“bewegen werden. Die zweiteiligen Züge bieten Platz für 150 Fahrgäste und erreichen bei hoher Beschleunigung eine maximale Geschwindigkeit von 140 Kilometern pro Stunde.
Ab dem 13. Dezember werden 18 neue Lint-Züge auf den Strecken der Zollern-Alb-Bahn und im Freizeitverkehr zwischen Engstingen und Gammertingen, Balingen und Schömberg sowie Eyach und Hechingen unterwegs sein. Gekauft hat die neuen Fahrzeuge – für rund vier Millionen Euro pro Stück – das Land Baden-Württemberg. Dieses wiederum vermietet sie an die SWEG. „Ein Lint 54 ersetzt zwei Regio-Shuttle und bietet trotzdem noch mehr Platz“, sagte Harms. Die 24 alten Züge, die das Unternehmen noch selbst angeschafft hatte, wolle die SWEG möglichst verkaufen. „Theoretisch können sie in ganz Europa fahren.“
Wie Uwe Lahl berichtete, ist für kommendes Jahr die Anschaffung fünf weiterer Lint-Züge geplant. „Mit diesen Nachbestellungen können bestehende Kapazitäten erweitert werden, etwa im Netz ,Ulmer Stern’“, sagte er. Dass auch die Lint-54-Züge mit Diesel fahren – wenngleich deutlich umweltfreundlicher als die bisherigen – widerspreche keinesfalls der Elektrifizierung der Bahnstrecken. „Die neuen Züge werden hoffentlich 25 bis 30 Jahre lang fahren“, sagte Lahl. „In dieser Zeit wird es sicher eine Zweitverwendung geben.“
Die ersten Züge hatte Alstom im September geliefert, die übrigen sollen bis Anfang Dezember folgen. Daran, dass das klappt, haben die Verantwortlichen keinen Zweifel: Anders als die meisten Wettbewerber könne Alstom seine Lieferzeiten einhalten, sagte Lahl. Erste Testfahrten sind für November im Schülerverkehr nach Sigmaringen sowie vormittags auf der Strecke zwischen Hechingen, Gammertingen und Sigmaringen geplant. Ab dem 13. Dezember fahren die Züge dann regelmäßig.
Der neue Fahrplan sieht Verbesserungen beim Umsteigen in Hechingen und beim Angebot zwischen Sigmaringen und Gammertingen vor. Zudem schafft er regelmäßige Verbindungen zwischen Hechingen und Gammertingen sowie zwischen Tübingen und Balingen. Allerdings gibt es in Sigmaringen keinen direkten Anschluss mehr nach Aulendorf.