Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Seehofer für Abschiebun­gen

Straftäter sollen auch nach Syrien zurückgefü­hrt werden

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

BERLIN (AFP/dpa) - Nach dem mutmaßlich islamistis­chen Anschlag von Dresden will Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) klären lassen, ob künftig wieder Abschiebun­gen in bestimmte Regionen Syriens möglich sein sollen. „Ich werde sehr dafür eintreten, dass wir überprüfen, ob man nicht nach Syrien in die befriedete­n Gebiete abschieben kann“, erklärte Seehofer am Freitag. „Aber bisher war die Einschätzu­ng des Auswärtige­n Amts eine andere.“Die Möglichkei­t zur Rückführun­g von Straftäter­n, Gefährdern und Identitäts­täuschern solle angestrebt werden, wenn die Sicherheit­slage in Syrien dies zulässt. Unterstütz­ung erhielt Seehofer von Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU). „Die Bundesregi­erung muss sich die Lage in Syrien dringend anschauen und das Lagebild aktuell fortschrei­ben“, sagte er.

In Dresden waren Anfang Oktober zwei Touristen angegriffe­n worden; einer von ihnen starb. Dringend tatverdäch­tig ist ein 20-jähriger Syrer, der als islamistis­cher Gefährder eingestuft ist.

Eines vorweg: Fernsehdeb­atten entscheide­n nicht darüber, wer die amerikanis­che Präsidents­chaftswahl gewinnt. Sonst säße heute Hillary Clinton im

Oval Office. Im Herbst 2016 bot sie in allen drei TV-Duellen gegen Donald Trump die bessere Vorstellun­g, und doch musste sie in der Nacht nach der Abstimmung die bittere Erfahrung einer Niederlage machen. Damals hat Trump das Rennen auf der Zielgerade­n gewonnen.

Eines aber ist dieses Mal offenkundi­g: Der Amtsinhabe­r spürt, dass sein Rivale Joe Biden den Wind in den Segeln hat. Die Angriffe, die er bei der zweiten und letzten Fernsehdis­kussion gegen ihn startete, waren denn auch von einem Hauch der Verzweiflu­ng umweht. Am Donnerstag­abend ist der Versuch einstweile­n gescheiter­t, Biden als Inkarnatio­n einer korrupten Politikerk­aste zu porträtier­en. Der Herausford­erer hat die Attacken souveräner pariert, als ihm Skeptiker zugetraut hatten. Das heißt nicht, dass Trump nicht weitere reiten würde.

Nur gibt es bei alledem ein Faktum, das er nicht aus der Welt schaffen kann, so sehr er sich auch bemüht. Die Corona-Pandemie ist und bleibt für eine Mehrheit der Wähler das entscheide­nde Thema. Trumps verbale Beruhigung­spillen wirken angesichts der ernüchtern­den Realität und seines miserablen Krisenmana­gements wie Voodoo-Medizin. Und daran dürfte sich bis zum Wahltag kaum etwas ändern.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany