Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Footballgruppe schürt Vereinszwist
Sportler des SC wollen gepachteten TSV-Platz nutzen, doch der Verein legt die Latte hoch
SIGMARINGENDORF - Seit zehn Jahren schwelt der Konflikt zwischen den beiden Sigmaringendorfer Sportvereinen, dem Sportclub (SC) und dem Turn- und Sportverein (TSV). Nachdem immer wieder phasenweise Ruhe eingekehrt ist, hat sich die Situation kürzlich wieder zugespitzt. Auslöser dafür ist die in diesem Jahr gegründete AmericanFootball-Gruppe des SC.
Bis März hatten die Footballer in der Kreissporthalle trainiert, doch durch die Corona-Pandemie mussten sie ins Freie ausweichen, erzählt SC-Vorsitzender Rolf Münzer. Sie übten daraufhin auf dem Platz hinter der Turnhalle in der Au. Dieser gehört der Gemeinde, allerdings hat sie mit dem TSV einen Pachtvertrag über mindestens zehn Jahre abgeschlossen, weil der Verein dort eine Flutlichtanlage errichtet hat. Dadurch können die Fußballmannschaften des TSV auf diese Fläche ausweichen, wenn der Sportplatz an der Donau zu matschig oder von Hochwasser betroffen ist. Festgehalten sei in dem Vertrag aber auch, fügt Sigmaringendorfs Bürgermeister Philip Schwaiger an, dass andere Vereine den Platz nutzen dürfen, wenn er nicht vom TSV belegt ist.
Genau das hat der SC mit den Footballern über den Sommer auch gemacht. „Es war lange genug hell, deshalb haben wir die Fluchtlichtanlage nicht gebraucht“, sagt Münzer. Weil die Gruppe aber das ganze Jahr draußen trainieren möchte, ist sie jetzt auf die Beleuchtung angewiesen. Der SC habe deshalb beim TSV im Sommer angefragt, ob eine Vereinbarung getroffen werden könne.
Nun erreichte die Vereinbarung den SC – und stellte den Verein vor Fragezeichen, denn so manche Bedingung des TSV passte dem Sportclub überhaupt nicht. So war darin laut Münzer festgehalten, dass der SC sich ein Jahr lang vertraglich bindet, der TSV aber dem SC jederzeit fristlos kündigen könne. Darüber hinaus lege die Vereinbarung fest, dass der TSV jederzeit Eigenbedarf für den Platz anmelden kann, bis eine Stunde vor Trainingsbeginn des SC, fügt Münzer an. Die Kostenbeteiligung für die Flutlichtanlage wolle der SC gerne bezahlen, allerdings falle diese Gebühr auch dann an, wenn der TSV die Trainingszeit selbst beansprucht, führt der Vereinsvorsitzende aus.
Diese Bedingungen wollte der SC nicht hinnehmen. Schon vorab hatte der Verein andere Gemeinden kontaktiert, um notfalls einen Plan B zu haben, sollte keine Lösung gefunden werden. „Aber es wäre schade, wenn wir auswärts trainieren müssten“, fügt er an. Unabhängig davon wolle der Verein eigene, mobile Lichtanlagen kaufen, damit er flexibler sei.
Andreas Bauer, Vorsitzender des TSV, erklärt, wie es in der Vereinbarung dazu gekommen ist, dass der Verein Anspruch auf Eigenbedarf bis eine Stunde vor Trainingsbeginn des SC stellen wollte: Der TSV müsse flexibel das Training auf den Ausweichsplatz hinter der Turnhalle verlegen können. „Es ist schon so oft vorgekommen, dass es zwei Tage durchgeregnet hat und der Sportplatz dann unter Wasser gestanden ist“, sagt Bauer. In einem solchen Fall müsse das Training auf den Ausweichsplatz gelegt werden. Warum der Zeitraum so knapp bemessen war, erklärt er nicht. Außerdem habe der TSV rund 25 000 Euro in die neue Flutlichtanlage investiert. „Und wenn ein anderer Verein diese Nutzen will, ist es doch auch nachvollziehbar, dass wir dafür eine bestimmte Gebühr verlangen“, sagt Bauer. Er könne aber auch die Gegenseite verstehen, da jeder für sich die möglichst besten Konditionen herausschlagen wolle.
Um beide Vereine – zumindest in diesem Punkt – wieder anzunähern, gab es vergangene Woche ein Gespräch mit Bürgermeister Schwaiger. Die Gemeinde habe, wie er sagt, schon öfter als Streitschlichter zwischen SC und TSV fungiert, denn es gebe „einigen unnötigen Kleinstreit“. Dennoch hat sich dadurch eine Lösung aufgetan. „Beide Vereine konnten sich einigen und einige Passagen des Vertrags konnten daraufhin geändert werden“, sagt Schwaiger.
Münzer zeigt sich mit dem Gespräch zufrieden: „Wir sind uns jetzt einig über die Nutzung.“Es sei dennoch wichtig gewesen, die Gemeinde einzubinden. Auch Andreas Bauer zeigt sich nach dem Gespräch versöhnlich. „Wir sind mit einem guten Gefühl vom Tisch aufgestanden“, sagt Andreas Bauer. Der TSV berechne dem SC keine Gebühr für die Flutlichtanlage, weil der SC sich eine eigene mobile Anlage anschaffen wolle. Und auch die Zeit zum Anmelden des Eigenbedarfs habe der TSV von einer auf zwölf Stunden verlängert. Zusätzlich sei auch die Kündigungsfrist so angepasst worden. Jetzt geht es nur noch um Kleinigkeiten, die noch ausgetüftelt werden müssen. „Es wird noch weitere Gespräche geben“, kündigt Münzer an.
„Es wäre schade, wenn wir auswärts trainieren müssten“, sagt Rolf Münzer, Vorsitzender des Sportclubs