Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Einblick in die Gedanken eines Autors
Nach der Lesung seines Romans thematisiert Joachim Zelter auch die aktuelle Lage
SIGMARINGEN (sz) – Was passiert, wenn ein Schauspieler in die Fänge einer kunstbeflissenen Mäzenin gerät? Das haben etwa 20 Menschen im Alten Schlachthof zu hören bekommen, als Autor Joachim Zelter seinen neuen Roman Imperia vorstellte.
Wegen der Pandemie war die Lesung vom März auf Oktober verschoben worden und zeigte nun deutlich auf, dass miterlebte Veranstaltungen, selbst unter Einschränkungen, nicht mit Bildschirm-Begegnungen zu vergleichen sind. Das lag auch daran, dass das Publikum nach der Lesung im anschließenden Gespräch Gelegenheit hatte, den Autor zu Hintergründen und Ideen zu befragen. So wollte eine Zuhörerin wissen, ob das Geschehen oder die von Peter Lenk geschaffene Figur der Imperia in Konstanz zuerst da war. Zelter nannte darauf dieses monumentale Kunstwerk einen Glücksfund für seinen Roman, an dem er zuvor mehrere Jahre geschrieben habe: „Ich sah die Imperia in Konstanz und hatte auf einmal meinen Handlungsort, die Metapher und den Titel.“
Der Schriftsteller aus Tübingen, der auch fürs Theater schreibt, ging darüber hinaus auf die im Roman thematisierte und durch die derzeitige Situation verstärkte schwierige finanzielle Situation für freischaffende Künstler ein. Da er selbst gerade ein Stipendium habe, konnte er die Zeit nun für sein nächstes Projekt nutzen, sagte er. In dem Kontext gab er einen kleinen Ausblick: „Der Roman wird völlig anders.“
Er soll im Februar unter dem Titel „Die Verabschiebung“erscheinen. Die Themen Asyl und Abschiebung habe er selbst in der näheren familiären Umgebung erleben müssen und konnte „in rascher Geschwindigkeit und einem anderen Ton“die Geschichte schreiben, wie er im Alten Schlachthof erzählte. Er hoffe, dass die Lesungen zum neuen Roman dann nicht wieder wie bei Imperia, die sich unbeirrt am Bodenseeufer dreht, ins Wasser fallen.