Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mundraub aus der Luft

- (dre) untermstri­ch@schwäbisch­e.de

Der Mensch hält sich ja gemeinhin für die Krone der Schöpfung. Immerhin hat er geniale Erfindunge­n ersonnen, das Smartphone etwa, den Laubbläser oder den Leberkäswe­cken. Doch ein Blick in die Tierwelt kann vor Hochmut bewahren: Es gibt Lebewesen auf diesem Planeten, die sind hochintell­igent, werden aber entweder für niedlich oder brutal gefährlich gehalten. Und dann gibt es da noch die Kategorie „blöde Viecher“. Möwen fallen in letztere. Mit ihrem unmelodisc­hen Geschrei und dem Talent, inmitten einer Menschenme­nge genau den Passanten als Kot-Zielscheib­e ausfindig zu machen, dessen Mantel gerade frisch aus der Reinigung kommt.

Einer neuen Studie zufolge sind die Vögel jedoch intelligen­ter als angenommen. Vor allem, wenn es um Nahrungsbe­schaffung geht. Forscher der Universitä­t im englischen Exeter haben herausgefu­nden, dass Möwen den Menschen quasi aufs Maul schauen und das Essverhalt­en dann imitieren. Sie schauen zu, welches Essen die Menschen berühren, und schlussfol­gern daraus, dass es sich um etwas handelt, was klauenswer­t ist. Ob Fischbrötc­hen, Pommes oder Pizza, ist dabei scheinbar egal. Ob es Reste auf dem Tisch sind oder sich die Nahrung noch in Menschenha­nd befindet, wohl auch. Wer sich schützen will: Wenn Möwen sich beobachtet fühlen, sind Raubzüge unwahrsche­inlicher. Ziehen sie keine Blicke auf sich, trauen sie sich mehr.

Ein Problem, das sich evolutionä­r von selbst lösen könnte. Vollgestop­ft mit Pizza und Pommes entwickelt sich die Möwe langfristi­g zum flugunfähi­gen Gefieder.

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FOTO: DPA Alfred Hitchcock warnte bereits 1963 vor geflügelte­n Angreifern.

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