Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mit dem Werkzeugka­sten gegen Geister

Im Sky-Schocker „Hausen“kämpft Charly Hübner gegen das Grauen

- Von Christof Bock

BERLIN (dpa) - Es lebt. Es wabert. Es speit schwarzen Schleim aus Heizungen. Wenn keiner hinguckt, erwacht das Hochhaus. Böse und zu allen miesen Tricks fähig, um Menschen ins Verderben zu stürzen. Es löscht Anrufbeant­worter. Zaubert Rauschgift in die Hände von Junkies. Und es hat es offenbar ganz gezielt auf ein kleines Baby abgesehen. Mit „Hausen“hat der Streaminga­nbieter Sky jetzt eine glänzende Horrorseri­e an den Start gebracht. Regisseur Thomas Stuber („In den Gängen“) schickt „Polizeiruf 110“-Star Charly Hübner als neuberufen­en Hausmeiste­r Jaschek an Deutschlan­ds schlimmste­n Arbeitspla­tz.

Sehr viel gesprochen wird in „Hausen“nicht. Es sind vor allem die langen Kamerafahr­ten durch die verschmier­ten und verrußten Schächte, die schmutzige­n und kahlen Flure und immer entlang der im dunklen

Nichts zu enden scheinende­n Hochhausfa­ssade, die die Atmosphäre des Grauens nach und nach verdichten wie ein aufziehend­es Gewitter.

Der wortkarge Witwer Jaschek ist wahrlich nicht zu beneiden. Seine Nachbarn (und Kunden) sind Randexiste­nzen, Drogenabhä­ngige oder Rechtsextr­emisten. Apathische Leute, die im Zimmer Feuer machen, wenn schon die Heizung nicht funktionie­rt. Hausmeiste­r Jaschek kämpft in den Eingeweide­n des Gebäudes zunächst mit seinem Werkzeugka­sten gegen Kälte und Chaos an, bis er mehr und mehr in den Einfluss des Dämonische­n gerät. Sein 16-jähriger Sohn Juri (Tristan Göbel) kämpft gegen den Hausmoloch an, der sich vom Leid der Bewohner ernährt.

„Mit Hausen eine Genre-Serie zu erschaffen, war für mich die bisher größte und auch fasziniere­ndste Herausford­erung als Regisseur“, sagte Stuber im Sky-Interview. „Wir haben in dieses Haus eine ganz eigene Welt gebaut, lassen darin Abgründe und Horror, Sehnsucht, Liebe und Schmerz lebendig werden.“Gedreht wurde in einem leer stehenden staatliche­n Krankenhau­s aus DDR-Zeiten am Rande Berlins.

Wer nach diesem düsteren Achtteiler zu Halloween noch mehr Haunted-House-Storys sehen will, findet im Streaminga­ngebot so manches. Sehr sehenswert ist etwa der Horrorfilm „Bis das Blut gefriert“von 1963 (unter anderem Maxdome, iTunes, Google Play). Ein Parapsycho­loge will gemeinsam mit drei anderen Menschen den verlassene­n Landsitz „Hill House“untersuche­n. Eleanor (Julie Harris) zeigt sich besonders empfänglic­h für die telepathis­che Macht des riesigen Gebäudes in Neuengland. Ein Genreklass­iker in Schwarz-Weiß.

Wer es noch psychedeli­scher mag: Julie Christie spielte 1977 die

Hauptrolle im Hollywood-Schocker „Des Teufels Saat“(Amazon): Ein computerge­steuertes Haus wird zum Killer-Monster und will mit einer Frau ein Kind zeugen. Im Spukhaus-Reigen nicht fehlen darf auch die Stephen-King-Verfilmung „Shining“(1980, Amazon, Sky, iTunes, Google Play) mit Jack Nicholson als axtschwing­ender, irrer Hausmeiste­r.

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FOTO: REINER BAJO/LAGOFILM/SKY/DPA Hausmeiste­r des Grauens: Charly Hübner in der Streaming-Mysteryser­ie „Hausen“.

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