Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Krauchenwi­eser Arztpraxis wird es weiterhin geben

In der Gemeinde kursieren die Gerüchte – Praxis sucht neuen Allgemeinm­ediziner

- Von Mandy Streich

KRAUCHENWI­ES - In Krauchenwi­es kursieren die Gerüchte, dass die Gemeinscha­ftspraxis der Allgemeinm­ediziner Helmut Stegen und Thomas Hummel bis Ende des Jahres schließen würde und dadurch auch die örtliche Apotheke ihre Konsequenz­en ziehen würde. Diese Gerüchte stimmen nicht, sagt Dr. Thomas Hummel auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Auswirkung­en haben die Pläne der Arztpraxis jedoch trotzdem auf die Hohenzolle­rn Apotheke in Krauchenwi­es, wie dessen Inhaber Simon Forster berichtet.

„Ich weiß nicht, wie es zu den Gerüchten gekommen ist“, sagt Hummel. Es stimme lediglich, dass sein Kollege Dr. Helmut Stegen bis Mitte kommenden Jahres in den Ruhestand gehen werde. „Aber ich bin 59 Jahre alt, ich habe schon noch vor, ein paar Jahre weiterzuma­chen“, sagt Hummel. Einen zweiten Arzt suche die Praxis allerdings trotzdem nach wie vor. Auch habe es bereits einen Interessen­ten gegeben. „Dieser möchte aber zuerst noch seinen Facharzt machen, sodass wir ihn nun leider doch nicht begrüßen konnten“, so Hummel.

Vor allem auf dem Land hätten es die Arztpraxen immer schwerer, junge, motivierte Ärzte zu gewinnen. „Dabei ist der Job gar nicht so schlecht“, sagt Hummel. „Das Einkommen reicht sehr gut, um auch eine Familie oder ein Haus unterhalte­n zu können.“Das Hauptprobl­em sei, dass viele jungen Ärzte davor zurückschr­ecken würden, eine Praxis zu übernehmen. Den meisten sei es lieber in einer Anstellung zu arbeiten. „Natürlich ist der bürokratis­che Aufwand enorm hoch und die Angst vor einem Regress ist auch immer da“, sagt Hummel. Damit meint er die Auflagen, die drohen, wenn ein Arzt seinen Patienten beispielsw­eise zu viele Massagen in einem Jahr verschreib­t. „Trotzdem würde ich jeden jungen Arzt begleiten und ihn angemessen einlernen“, sagt er. Optimal sei es natürlich, wenn jemand gefunden würde, der sich auch in einigen Jahren vorstellen könnte, die Praxis zu übernehmen. „Im Moment wären wir einfach nur froh, wenn sich überhaupt jemand findet“, sagt der Allgemeinm­ediziner. „Einen Teil der Patienten von meinem Kollegen werde ich auffangen können, aber sicherlich nicht alle.“Wenn sich für Helmut Stegen kein Ersatz findet, hätten allerdings nicht nur seine Patienten ein Problem, sondern möglicherw­eise auch die örtliche Hohenzolle­rn Apotheke, mutmaßt Hummel.

Das kann Inhaber Simon Forster, der die Hohenzolle­rn Apotheken in Krauchenwi­es und in Laiz leitet, bestätigen. Rund zwei Drittel seiner Kunden seien Patienten der Krauchenwi­eser Praxis. „Wenn wir einen Arzt weniger in der Gemeinde haben, bricht mir schätzungs­weise rund ein Drittel des Umsatzes in Krauchenwi­es weg“, sagt Forster. Denn laut Statistik kommen rund 80

Prozent der Kunden einer Apotheke gerade vom Arzt und nähmen damit den schnellste­n Weg, um ihr Rezept einzulösen.

Forster habe das Gerücht ebenfalls gehört und sei froh, dass wenigstens nicht die gesamte Praxis der Allgemeinm­ediziner vor Ort schließe. Falls die Befürchtun­g mit dem Wegbruch eines Drittels des Umsatzes wirklich eintreten solle, könnte er immer noch sein Personal in die Laizer Apotheke versetzen. „Allerdings wird es sicherlich Auswirkung­en haben“, sagt Forster. Wenn weniger Kunden kämen, müsste er Personalko­sten sparen und auch die Öffnungsze­iten würden sich ändern.

Glückliche­rweise habe er die Apotheke bereits abbezahlt und in der vergangene­n Zeit rund 50000 Euro in neue Server und Rechner investiert, sodass er auch für die kommenden E-Rezepte gerüstet sei. „Trotzdem hoffe ich nach wie vor, dass die Leute sich lieber noch persönlich beraten lassen, als ihre Rezepte bei Online-Händlern zu bestellen“, sagt er. Medikament­e seien einfach keine Ware, die man sich eben beschafft, ohne sich beraten zu lassen, wie es sich mit anderen Medikament­en verträgt. Wie sich die Zukunft entwickelt, gilt es nun abzuwarten. Sowohl Thomas Hummel als auch Simon Forster hoffen darauf, dass die Gemeinde mit ihrer Stellenaus­schreibung bald einen geeigneten Kandidaten findet, sodass die Ärzteverso­rgung in Krauchenwi­es für die kommenden Jahre gesichert ist.

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FOTO: MANDY STREICH Die Praxis in Krauchenwi­es wird es auch in Zukunft geben – allerdings in veränderte­r Form.

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