Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Der Sternenhimmel im November
Am frühen Morgen zeigt sich der Merkur – Jupiter gibt nur ein kurzes Gastspiel am Firmament
Erläutert, wie immer an dieser Stelle, von der Volkssternwarte Laupheim
Die Sonne
Die Auf- und Untergangszeiten der Sonne, angegeben – wie alle anderen Zeiten in diesem Artikel – in mitteleuropäischer Zeit (MEZ):
1. November 7.10 Uhr, 16.56 Uhr;
10. November 7.25 Uhr, 16.42 Uhr;
20. November 7.41 Uhr, 16.30 Uhr;
30. November 7.56 Uhr, 16.21 Uhr.
Der Mond
Zum Monatsbeginn, nur einen Tag nach Vollmond, steht unser Erdbegleiter im Sternbild „Widder“. Danach nimmt seine Leuchtkraft wieder stetig ab. Am 8. November zieht er als abnehmender Halbmond (Phase des letzten Viertels) durch den „Krebs“. Die nun immer schmaler werdende Mondsichel verschwindet schließlich in der Neumondnacht des 15. vom Firmament. Sie kehrt in den folgenden Tagen an den westlichen Abendhimmel zurück und nimmt am 22. im „Wassermann“die Gestalt des zunehmenden Halbmondes an (Phase des ersten Viertels). Bis zum 30. rundet sich unser Erdtrabant wieder zum Vollmond, der im „Stier“eingetroffen ist.
Die Planeten Merkur
Der sonnennächste Planet ist dafür bekannt, dass er schwierig mit bloßem Auge aufzuspüren ist, da er sich meist im Glanz der Sonne versteckt. Bei guten Sichtbedingungen ist er bereits am 4. November gegen sechs Uhr tief am Osthorizont über den horizontnahen Dunstschichten zu entdecken. Allerdings verschwindet er bereits nach 40 Minuten in der einsetzenden Morgendämmerung. Zwischen dem 6. und dem 18. November bietet sich die beste Gelegenheit des Jahres, diesen Planeten am frühen Morgen zu erspähen. Bis zum 23. verspätet sich sein Erscheinen über dem Horizont auf 6.21 Uhr. Danach ist er mit bloßem Auge im November nicht mehr zu sichten.
Die Venus, unser Nachbarplanet im Sonnensystem innerhalb der Erdbahn, erscheint früh morgens als „Morgenstern“über dem Osthorizont. Sie wandert zunächst durch die „Jungfrau“und wechselt am 27. November in die „Waage“. Die Venus ist in dieser Sternregion leicht zu erkennen, denn sie ist das hellste Nachtobjekt nach dem Mond. Sie taucht am Monatsersten um 3.56 Uhr über dem Horizont auf, am Monatsletzten erst um 5.20 Uhr. Zwei Stunden später verschwindet sie in der zunehmenden Morgenhelligkeit.
Mars, unser Nachbarplanet im Sonnensystem außerhalb der Erdbahn, streift durch die „Fische“. Er ist bereits am frühen Abendhimmel zu sehen, zieht sich aber langsam aus der zweiten Nachthälfte zurück. Seine auffällige Helligkeit nimmt im November ab, seine Leuchtkraft geht auf 40 Prozent zurück. Zum Monatsbeginn noch auf Platz drei in der Helligkeit nach der Venus und dem Mond, wird der Mars am Monatsende von Jupiter übertroffen und auf Platz vier verwiesen. Der Rote Planet versinkt am 1. November um 5.06 Uhr, am 30. bereits um 3.20 Uhr unter den Horizont. Jupiter, der größte Planet des Sonnensystems mit elffachem Erddurchmesser, ist bereits am frühen Abend im „Schützen“zu sehen und gibt nur ein kurzes Gastspiel am Firmament. Der riesige Gasplanet geht am Monatsersten um 21.13 Uhr unter, am Monatsletzten bereits um 19.45 Uhr. Die immer früher beginnende Abenddämmerung beschert immerhin eine Sichtbarkeit von drei Stunden. Am frühen Abend des 19. Novembers treffen sich Jupiter und Saturn am Südwesthorizont zu einem hübschen Planeten-Rendezvous, zu dem sich noch die zunehmende Mondsichel dazugesellt. Saturn, nach Jupiter der zweitgrößte Gasriese in unserem Sonnensystem und der am weitesten entfernte, mit bloßem Auge sichtbare Planet, zeigt sich am Abendhimmel im „Schützen“. Er steht nach Einbruch der Dunkelheit bereits tief im Südwesten. Dort versinkt er am 1. November um 21.41 Uhr, am 30. bereits um 19.58 Uhr.
Die Fixsterne
Fünf Hauptdarsteller eines antiken Familiendramas präsentiert der Novemberhimmel direkt im Zenit: „Kassiopeia“, die Gemahlin des äthiopischen Königs „Kepheus“, pries in einem unvorsichtigen Moment die Schönheit ihrer Tochter „Andromeda“über die der Meeresnymphen. Tief gekränkt schickte der Meeresgott Poseidon erbost ein Ungeheuer, den „Walfisch“, der die Küsten des Königreiches verwüstete. Nur die Opferung Andromedas an das Ungeheuer sollte Poseidons Zorn mildern können. Im letzten Moment jedoch traf Held „Perseus“ein, der das herannahende Untier mit einer geheimen Wunderwaffe tötete: dem abgeschlagenen Kopf der hässlichen Medusa, deren tödlicher Blick alles zu Stein werden lässt. Nun konnte der Held die aus brenzliger Lage gerettete Schöne heil zu König Kepheus und Mutter Kassiopeia heimführen. Von den Sagengestalten aus dieser Legende fällt besonders das Himmels-W der „Kassiopeia“auf. Die Verbindung vom dritten und vierten Stern, von Osten aus gezählt, weist zum Polarstern im „Kleinen Bären“, der die Nordrichtung angibt. Ebenso leicht zu entdecken ist ein ausgedehntes Sternenquadrat: Es wird Herbstviereck genannt und ist ein Teil des „Pegasus“, dem geflügelten Pferd der griechischen Mythen. Sternfreunde wissen es schon: Eine linsenförmige Markierung auf der Sternkarte zeigt im Sternbild „Andromeda“die Lage eines gigantischen Milchstraßensystems, der Andromedagalaxie M31. Sie ist 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt und die einzige Galaxie, die in unseren Breiten bei guten Sichtbedingungen mit bloßem Auge – auf jeden Fall aber im Fernglas oder Fernrohr – als mattes Fleckchen gesehen werden kann. Auch „Perseus“hält im nördlichen Ast im Fernglas Juwelen bereit: zwei wunderschöne offene Sternhaufen, h und Chi Persei. Eine weitere Besonderheit in diesem Sternbild: Geduldige Beobachter erkennen, dass der letzte Stern im westlichen Arm des Sternbilds in dreitägigem Rhythmus blinkt. Dieser Stern ist unter dem Namen Algol oder Teufelsauge schon seit dem Altertum bekannt. Ob dieses Blinken das zwinkernde Auge der schaurigen Medusa ist? In Wirklichkeit aber wird es von einem Sternsystem hervorgerufen, das aus zwei verschieden hellen Sternen besteht. Sie umkreisen einander und verdecken sich dabei alle 2,9 Tage. Ein solches Sternsystem wird im Fachjargon auch ein Bedeckungsveränderlicher genannt.