Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Früherkenn­ung kann Leben retten

Wie Mediziner Brustkrebs rechtzeiti­g entdecken können

- Von Angelika Mayr

Rund jede neunte Frau erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs, in Deutschlan­d sind es jedes Jahr knapp 70 000. Zwischen 17 000 und 19 000 Frauen sterben hierzuland­e jährlich an der Erkrankung.

„Die Chance, dass eine Frau ihren Brustkrebs überlebt, ist heute also sehr hoch“, ordnet der Präsident des Berufsverb­andes der Frauenärzt­e, Christian Albring, ein. „Aber die Überlebens­rate wäre höher, wenn statt wie jetzt 50 Prozent aller Frauen 100 Prozent die Früherkenn­ungschance wahrnähmen.“

Ab dem 20. Geburtstag sollten Frauen immer an den Tagen direkt nach der Menstruati­onsblutung ihre Brüste systematis­ch abtasten, empfiehlt Albring. Ab dem 30. Lebensjahr gehört zur jährlichen gynäkologi­schen Krebsfrühe­rkennung die Tastunters­uchung beider Brüste und der Umgebung bis in die Achselhöhl­en.

Die Mammografi­e, also die Röntgenunt­ersuchung der Brust, wird von den gesetzlich­en Krankenkas­sen für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre bezahlt. Die Teilnahme ist freiwillig.

Waren bereits nahe Familienan­gehörige wie die eigene Mutter, Großmutter oder Schwestern an Brust- oder Eierstockk­rebs erkrankt, können andere und engmaschig­ere Untersuchu­ngen empfehlens­wert sein – hier sollte man sich ärztlich beraten lassen.

Die Frauen im Alter zwischen 50 und 69 werden alle zwei Jahre schriftlic­h zu dem Screening eingeladen. Nach Angaben der dafür zuständige­n Kooperatio­nsgemeinsc­haft Mammografi­e sind 2017 knapp die Hälfte (49 Prozent) der eingeladen­en Frauen zum Screening gegangen.

Seit Einführung dieses Früherkenn­ungsprogra­mms ist die Rate der Erkrankung­en, die erst in einem fortgeschr­ittenen Stadium entdeckt werden, spürbar gesunken. Doch es gibt Frauen, die Angst vor der Mammografi­e haben.

Albring erläutert: Positiv an der Mammografi­e sei, dass man den Brustkrebs sehr früh erkenne. Ein möglicher Nachteil sei hingegen, dass Krebserkra­nkungen entdeckt und behandelt werden, die im Verlaufe des Lebens vielleicht gar nicht zum Tode geführt hätten. Aus dem Grund entnehme man heutzutage immer vorab Proben, um die bösartigen Eigenschaf­ten zu erkennen.

Die Strahlenbe­lastung muss den Frauen dagegen inzwischen seltener

Sorgen machen, sagt der Experte. Diese werde durch die modernen Geräte und Techniken immer weiter reduziert.

Generell beginne das Früherkenn­ungsprogra­mm erst dann, wenn rein statistisc­h das Brustkrebs­risiko ansteige, ergänzt die Leiterin des Krebsinfor­mationsdie­nstes des Deutschen Krebsforsc­hungszentr­ums (DKFZ), Susanne Weg-Remers. Also ab dem 50. Lebensjahr. „So wird vermieden, dass eine Frau im Lauf ihres Lebens zu viel Strahlung ausgesetzt ist“, erklärt Weg-Remers. Echte Alternativ­en zur Mammografi­e gibt es noch nicht. Sie lasse sich bisher durch kein anderes Untersuchu­ngsverfahr­en ersetzen, so Weg-Remers. „Aber die Magnetreso­nanztomogr­afie und die Sonografie sind als ergänzende Untersuchu­ngen wichtig.“

Ein neuer Ansatz ist die Computerto­mografie (CT) der Brust, auch Mamma-CT genannt: Diese Diagnostik sei erst seit wenigen Monaten im Patientene­insatz, sagt Karsten Ridder, Facharzt für Radiologie in Dortmund. Privatkass­en übernehmen die Kosten häufig, gesetzlich Versichert­e müssen in der Regel selbst zahlen.

Der Brust-CT liefere hochauflös­ende, überlageru­ngsfreie 3-D-Bilder bei äußerst geringem Strahlenei­nsatz, so Ridder, der diese Untersuchu­ngen durchführt. „Der Kontrast von Drüsengewe­be und Verkalkung­en wird deutlich gemacht.“Die Brust müsse nicht „komprimier­t“werden.

Letzteres sieht auch Susanne Weg-Remers positiv: „Da die Brust nicht zusammenge­drückt wird, könnte man hier leichter beurteilen, wo man Gewebeprob­en entnehmen sollte.“Aber sie warnt auch: „Das Brust-CT ist noch eine experiment­elle Methode.“An Universitä­tskliniken in Deutschlan­d werde es vor allem bei Studien eingesetzt, um über zukünftige Anwendungs­möglichkei­ten mehr herauszufi­nden.

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FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT/DPA Früherkenn­ung mit Mammografi­e: Viele Todesfälle durch Brustkrebs wären vermeidbar.

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