Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ort der Ruhe und des Innehaltens
In der vergangenen Woche war auf den Friedhöfen viel los. Angehörige haben die Gräber ihrer Verstorbenen für den morgigen Allerheiligentag schön hergerichtet. Die Zeiten ändern sich jedoch und der Wandel macht auch vor dieser Tradition keinen Halt.
Verwandte wohnen oft weit vom früheren Heimatort entfernt, wodurch sich die Grabpflege schwierig gestaltet. Das hat Auswirkungen auf unsere Bestattungskultur. Beerdigungen in pflegeleichten, kleinen Urnengräbern oder direkt in der Natur in dafür ausgewiesenen Bereichen sind daher sehr beliebt.
Einige Städte und Gemeinden reagieren bereits darauf und passen die Gestaltungs- und Nutzungskonzepte ihrer Friedhöfe entsprechend an. Besonders gut gefällt es mir, wenn hierbei eine naturnahe Anlage gelingt, ohne dass dabei die Ästhetik des Friedhofs verloren geht. Im besten Fall reihen sich im lockeren Wechsel Gräber und Gedenkelemente mit üppigen Staudenbeeten, formschönen Heckenabschnitten und Bäumen aneinander.
Die Vorteile sind augenscheinlich: 1. Eingebettet als Teil einer Stadt kommt einem so gestalteten Gelände nicht nur bei den Angehörigen, sondern auch bei den Bewohnern der Stadt besondere Bedeutung zu. Es kann als Ort der Ruhe, des Innehaltens und der Besinnung auf unsere Vergänglichkeit wieder in den Fokus rücken.
2. Auf derartig langfristig genutzten Arealen können sich kleine Tiere, Insekten und Pflanzen ungestört entwickeln und nachhaltig etablieren. Hier lautet das Motto: Unser Friedhof lebt!
3. Für die Angehörigen wird die Pflicht der Einzelgrabpflege hinfällig, wenn die anfallenden Arbeiten durch beauftragte Gärtner durchgeführt werden. So reist es sich sicher mit leichterem Herzen an, wenn die Gräber bereits schön hergerichtet sind, und es bleibt mehr Raum für das Gedenken.