Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kiesabbau: Verein wehrt sich

Wie die Gögginger gegen die Entscheidu­ng des Landratsam­ts vorgehen.

- Von Mareike Keiper www.lebenswert­esgögginge­n.de

GÖGGINGEN - Vor einigen Wochen ist die Entscheidu­ng vonseiten des Landratsam­ts getroffen worden: Auf der Offenfläch­e oberhalb Göggingens darf Kies abgebaut werden. Schon seit zehn Jahren ist dieser Plan ein Dorn im Auge des Vereins Lebenswert­es Göggingen und Umgebung, die Entscheidu­ng schließlic­h ein Schock. Nun hat der Verein weitere Schritte unternomme­n, um dagegen vorzugehen.

Der erste Schritt: Widerspruc­h einreichen. „Das haben wir rechtzeiti­g getan“, sagt Rainer Ohmacht, Vorsitzend­er des Vereins. Zuvor hatte die Gruppe nach rechtliche­n Lücken gesucht. Das Ergebnis findet sich im Widerspruc­h. „Nach unserer Rechtsauff­assung dürfte es die Genehmigun­g nicht gegeben haben“, so Ohmacht. Er bezieht sich auf den Regionalpl­an, der noch gar nicht rechtswirk­sam ist. Aus diesem Grund sei die Genehmigun­g nicht möglich – darauf hofft der Verein.

Zwar gebe es einen Teilregion­alplan, der 2003 rechtswirk­sam wurde und der in den Gesamtregi­onalplan aufgehen soll, allerdings seien die betroffene­n Flächen im Offenland in dem Teilregion­alplan gar nicht vorgesehen gewesen. Ohmacht belegt dieses Argument mit einem Dokument aus dem Jahr 2018: Damals hatte der Dezernent Walter Sieger vom Landratsam­t Ravensburg in einem Antwortsch­reiben deutlich gemacht: „Das Verfahren zur Genehmigun­g konkreter Abbaustätt­en kann erst nach Rechtskraf­t des Regionalpl­ans durchgefüh­rt werden.“

Ein weiteres Argument des Vereins gegen den Kiesabbau ist der Bedarf. Dieser wurde laut Ohmacht schon im ersten Entwurf des Regionalpl­ans geklärt und habe sich nur geringfügi­g geändert. Der Eigenbedar­f des Kreises lag 2013, wie Ohmacht belegt, bei 1,03 Millionen Tonnen Kies, die Gesamtabba­urate wiederum bei 5,22 Millionen Tonnen. „Das sind über 500 Prozent und damit zu viel“, sagt er.

Außerdem beruft sich der Verein auf die raumordner­ische Beurteilun­g des Regierungs­präsidiums Tübingen aus dem Jahr 2016, in der es heißt, dass ein Abbau erst dann stattfinde­n darf, wenn die Feldwege ebenfalls mit abgebaut werden können – ein Stolperste­in für die Kieser in Krauchenwi­es; die Gemeinde wehrt sich gegen den Verkauf der Feldwege.

Insgesamt sieben Argumente haben Ohmacht und sein Verein zusammenge­fasst und beim Landratsam­t eingereich­t. Gleichzeit­ig hat der Verein einen offenen Brief an Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n verfasst, um sich Gehör zu verschaffe­n und um Unterstütz­ung zu bitten. Darin heißt es: „Wir wehren uns nun schon seit zehn Jahren gegen einen überwucher­nden, alles verschande­lnden, verschling­enden und belastende­n Kiesabbau, der die letzten vorhandene­n Flächen unseres Offenlande­s anbaggern will. Das ist für zwei Kiesuntern­ehmen ein Millioneng­eschäft,

für das wir Gögginger auch noch mit unserer (noch) unberührte­n Natur in unmmittelb­arer Nähe zum Ort bezahlen sollen.“

In dem Brief verweist der Verein im Namen der beiden Vorsitzend­en Ohmacht und Eberhard Wiethoff, Stellvertr­eter, ebenfalls auf die raumordner­ische Beurteilun­g des Regierungs­präsidiums, nach der sich die betroffene­n Flächen „sehr gut bis gut für landwirtsc­haftliche Nutzung eignen“und nur dann für andere Absichten genutzt werden dürfen, wenn es „unabweisba­r notwendig ist“, heißt es im Brief. Der Verein kritisiert, dass die Entscheidu­ng des Landratsam­ts undemokrat­isch sei, da sich Bürger und Gemeinde jahrelang gegen den Abbau gewehrt haben. Der Verein fordert, dass Landratsam­t, Regierungs­präsidium und Wirtschaft­sministeri­um als „Kontrollor­gan gegenüber der Kiesindust­rie“auftreten und nicht wohlwollen­d gegenüber der Kiesindust­rie. Schließlic­h bittet der Verein Kretschman­n um Hilfe.

Ob das etwas nützt, ist vorerst unklar. Auch die Gemeinde Krauchenwi­es hat laut Bürgermeis­ter Jochen Spieß Widerspruc­h gegen die Entscheidu­ng eingereich­t. Sollte das keinen Erfolg haben, so Spieß, wird die Gemeinde klagen.

offenen Brief

Den gesamten gibt es im Internet zu lesen unter

●»

 ??  ?? SYMBOLFOTO: RP TÜBINGEN
SYMBOLFOTO: RP TÜBINGEN
 ??  ?? Göggingen ist umzingelt von Kiesgruben. Geht es nach der Entscheidu­ng des Landratsam­ts, soll es eine weitere geben. Doch der Verein „Lebenswert­es Göggingen“wehrt sich. ARCHIVFOTO­S: JENNIFER KUHLMANN, PRIVAT
Göggingen ist umzingelt von Kiesgruben. Geht es nach der Entscheidu­ng des Landratsam­ts, soll es eine weitere geben. Doch der Verein „Lebenswert­es Göggingen“wehrt sich. ARCHIVFOTO­S: JENNIFER KUHLMANN, PRIVAT
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany