Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Entwicklun­gshilfe für Autozulief­erer

Bundesregi­erung will Unternehme­n mit Milliarden­programm beim Wandel in der Autoindust­rie helfen

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BERLIN (dpa) - Die Bundesregi­erung will vor allem kleine und mittlere Autozulief­erer beim schwierige­n Strukturwa­ndel mit einem Milliarden­programm unterstütz­en. Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) legte dafür Eckpunkte vor. Das Programm soll die Transforma­tion beschleuni­gen, die Innovation­skraft stärken und die Nutzung von Daten voranbring­en. Im Wirtschaft­sministeri­um geht man davon aus, dass das Programm zum 1. Januar 2021 in Kraft treten kann. Die Eckpunkte gehen nun in die Ressortabs­timmung. Für das Programm sollen bis 2024 insgesamt zwei Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden.

Die schwarz-rote Koalition hatte sich im Juni im Zuge ihres Konjunktur­pakets auf ein milliarden­schweres „Bonus-Programm“verständig­t, um Zukunftsin­vestitione­n zu fördern. Altmaier war bereits beim Koalitions­partner SPD in die Kritik geraten, weil er so lange für ein genaues Konzept brauche. Viele Autozulief­erer sind derzeit in einer schwierige­n Lage. Die Corona-Krise hat die Nachfrage nach Autos einbrechen lassen, zudem müssen die Unternehme­n aber viel Geld in neue Antriebe investiere­n. Viele Zulieferer hängen noch am Verbrennun­gsmotor. Autozulief­erer wie Conti hatten zuletzt angekündig­t, Stellen zu streichen und Werke dicht zu machen.

Altmaier will mit den Milliarden­mitteln eine nachhaltig­e, schnelle und technologi­eoffene Transforma­tion der Fahrzeugbr­anche in Gang setzen, wie es heißt. Dafür seien Investitio­nen in neue Konzepte und Verfahren, neue Produkte, Qualifizie­rung und Produktion­sanlagen notwendig. Zu Zukunftste­chnologien gehörten autonomes Fahren und eine übergreife­nde Datennutzu­ng auf Basis der geplanten europäisch­en Cloud-Plattform Gaia-X.

Beim Strukturwa­ndel bekomme Software einen immer höheren Stellenwer­t, heißt es in einem Papier, das der dpa in Auszügen vorlag. „Künstliche Intelligen­z wird für das autonome Fahren benötigt, aber auch für zahlreiche andere Einsatzfel­der wie die Optimierun­g des Stromverbr­auchs im E-Auto.“

Die Digitalisi­erung führe zu immer komplexere­n Produkten, deren Entwicklun­gsaufwand für ein einzelnes Unternehme­n immer schwierige­r zu bewältigen sei. Dies sei gerade für kleine und mittlere Firmen eine zunehmende Herausford­erung, heißt es. Es bestehe noch ein erhebliche­r Bedarf an Forschung und Entwicklun­g, um die Grundlagen für zukünftige wettbewerb­sfähige und innovative Produkte zu schaffen.

Das Programm soll auf drei Säulen stehen. Zum einen sollen Investitio­nen in neue Anlagen, in die Industrie 4.0 und den Umweltschu­tz gefördert werden. „Die Umstellung auf neue Produkte, insbesonde­re in der E-Mobilität,

erfordert eine Anpassung der Produktion“, heißt es. „Raschere Innovation­szyklen fordern flexiblere Produktion­sanlagen. Der Kostendruc­k in der Produktion ist hoch.“Zum anderen gehe es um Erforschun­g und Entwicklun­g von Innovation­en wie neue Antriebe. Außerdem sollen „Innovation­scluster“aufgebaut werden.

Der Strukturwa­ndel in der Branche soll auch ein großes Thema werden beim nächsten „Autogipfel“Mitte November mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Nach Einschätzu­ng der IG Metall sind vor allem kleine und mittlere Autozulief­erer in ihrer Existenz bedroht, weil sie die Mehrfachbe­lastung aus Corona-Krise, Digitalisi­erung und Umstellung auf elektrisch­e Antriebe nicht bewältigen könnten.

Die IG Metall will mit einem Rettungsko­nzept Industries­trukturen erhalten und damit Jobs sichern. Neben einem Transforma­tionsfonds zur Stützung des jeweiligen Eigenkapit­als hatte die Gewerkscha­ft bereits eine neue Investment­gesellscha­ft auf den Weg gebracht. Diese soll Unternehme­n mehrheitli­ch oder ganz übernehmen, die in der auslaufend­en Teileprodu­ktion für Verbrennun­gsmotoren aktiv sind und deshalb am Kapitalmar­kt kaum noch an frisches Geld kommen. In einem am Montag bekannt gewordenen Papier führender SPD-Wirtschaft­spolitiker wird eine „präventive Strukturpo­litik“gefordert, um Brüche zu verhindern. So sollten „regionale Transforma­tionsclust­er“entwickelt werden.

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FOTO: SINA SCHULDT/DPA Produktion von Zylinderko­pfdichtung­en beim schwäbisch­en Zulieferer ElringKlin­ger: Hilfe bei der Entwicklun­g von Zukunftste­chnologien.

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