Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Erneute Diskussion­en um die „Landshut“

Standort Berlin laut Verteidigu­ngsministe­rin Kramp-Karrenbaue­r zweifelhaf­t

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BERLIN/FRIEDRICHS­HAFEN (sz/ dpa) - Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r zweifelt einem „Spiegel“-Bericht zufolge an einer Ausstellun­g der 1977 von palästinen­sischen Terroriste­n entführten Lufthansa-Maschine „Landshut“in einem Bundeswehr­museum in Berlin. Historiker und Überlebend­e des Geiseldram­as hätten Bedenken an die CDU-Politikeri­n herangetra­gen, berichtete das Nachrichte­nmagazin weiter. Diese gibt es auch, weil die Befreiung des Flugzeugs keinen Bezug zur Bundeswehr hatte. Die Online-Ausgabe des „Spiegel“hatte getitelt: „Posse um ein Relikt deutscher Zeitgeschi­chte – Wohin nur mit der Landshut?“

Aus dem Verteidigu­ngsministe­rium hieß es dazu am Montag, die Vorbehalte würden sehr ernst genommen. Die für die „Landshut“verantwort­liche Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters wollte sich auf Anfrage des „Spiegel“nicht zu Zweifeln Kramp-Karrenbaue­rs an dem Standort Berlin-Gatow – dort ist das Militärhis­torische Museum der Bundeswehr – äußern.

Der ursprüngli­ch geplante Standort Friedrichs­hafen, wo das Wrack seit drei Jahren lagert, kommt dem Bericht zufolge aus Grütters Sicht nicht mehr infrage. Die Ministerin habe alle weiteren in

Betracht kommenden Optionen abgewägt, teilte ein Sprecher demnach mit. Darunter den ehemaligen Flughafen Tempelhof oder den früheren Flughafen Fürstenfel­dbruck, wo 1972 die Befreiung der israelisch­en Olympiaspo­rtler scheiterte. Sie schätze eine Ausstellun­g an diesen Standorten nicht als zeitnah zu realisiere­nde Lösungen für die „Landshut“ein. Dazu, wo die „Landshut“letztendli­ch landen soll, wurden weder aus dem Verteidigu­ngsministe­rium noch von der Kulturstaa­tsminister­in Vorschläge gemacht.

Dabei hatte Ende Oktober Dornier-Enkel David seinen Hut in den Ring geworfen und kund getan, als Privatmann in Friedrichs­hafen ein Museum für die „Landshut“einrichten zu wollen. Finanziert werden solle das Projekt durch eine neue Stiftung, sagte David Dornier.

Die „Landshut“steht symbolisch für das, war unter der Bezeichnun­g „Deutscher Herbst“ein dunkles Kapitel Nachkriegs­geschichte markiert. Palästinen­sische Terroriste­n hatten am 13. Oktober 1977 die „Landshut“mit 82 Passagiere­n und fünf Besatzungs­mitglieder­n in ihre Gewalt gebracht. Auf dem Flughafen der somalische­n Stadt Mogadischu stürmte die Spezialein­heit GSG 9 die Maschine und befreite die Geiseln unversehrt.

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