Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
E-Auto ersetzt bei der Stadt Mengen einen Dienstwagen
Bürger leihen es nur vereinzelt aus – Auslastung liegt bei wenigen Stunden
MENGEN - Der Renault Zoe, den die Stadt Mengen Interessierten seit Mitte April als E-Bürger-Auto anbietet, fristet ein eher ruhiges Dasein. Das Auto steht meistens an seinem Platz an der Ladesäule hinter dem Rathaus. Laut Kerstin Keppler, Pressesprecherin der Stadt Mengen, ersetzt das E-Auto ein Dienstfahrzeug der Stadtverwaltung. Trotzdem hat die Auslastung des Fahrzeugs in den vergangenen Monaten im Schnitt gerade einmal bei rund sechs Prozent gelegen.
Hinter dem Angebot der Stadt steckt die Idee des Car-Sharings: Wer nur selten überhaupt ein Auto braucht oder auf ein Zweitauto in der Familie verzichten möchte, soll durch das E-Auto der Stadt trotzdem mobil sein können. Nach einer Registrierung beim Kooperationspartner E-Wald ist eine Reservierung der gewünschten Ausleihzeit im Voraus online möglich, abgerechnet wird stunden- oder tageweise (siehe Kasten).
Wie viele Bürger das E-Auto im vergangenen halben Jahr tatsächlich ausgeliehen haben, kann die Stadt nicht exakt zurückverfolgen. Die EWald GmbH, die deutschlandweit gemeinsam mit Kommunen mehr als 6000 Fahrzeuge anbietet, wertet in der Monatsstatistik nur die stattgefundenen Buchungen und die insgesamt gefahrenen Kilometer aus, differenziert dabei aber nicht zwischen verwaltungsinterner und -externer Nutzung oder der Dauer der Ausleihe.
Derzeit darf aber wohl davon ausgegangen werden, dass der Großteil der Fahrten mit dem Renault Zoe von den Verwaltungsmitarbeitern gemacht werden. Wie Kerstin Keppler mitteilt, ersetzt das Fahrzeug einen Dienstwagen der Stadt. „Wir hätten ohnehin ein Fahrzeug gebraucht“, sagt sie. Nun sei es eben so, dass das Auto in den Zeiten, in denen es von der Verwaltung nicht genutzt werde, zur Ausleihe angeboten werde. Deshalb sei verkraftbar, dass noch nicht so viele Bürger angesprungen seien.
Die Verwaltungsfahrten lagen in den Monaten April bis August zwischen 16 und 27 im Monat. Testweise hatte die Verwaltung im Frühjahr versucht, an zwei Terminen pro Woche
Auslieferungen von Büchereibüchern an Kunden mit dem E-Auto zu unternehmen, dies aber mangels Nachfrage wieder eingestellt.
Ob den Mengenern die Ausleihbedingungen zu kompliziert sind, die Gebühr als zu hoch empfunden wird oder die Menschen aufgrund der Corona-Pandemie vorsichtig sind, was das Nutzen fremder Autos angeht, dazu kann die Pressesprecherin keine Angaben machen. Nach Möglichkeiten, das eigene Angebot besser zu bewerben, sei noch nicht gesucht worden.
Weil die Parkplätze an der Ladestation auf dem Hof des Rathauses für Dienstfahrzeuge der Stadt reserviert seien, könnten auch keine fremden Autos zum Laden dort parken. Die müssen weiterhin auf die Säule am Parkplatz „Auf dem Hof“oder private Angebote wie etwa auf dem Netto-Parkplatz an der Meßkircher Straße ausweichen. „Die Stadtwerke prüfen derzeit, ob sie sich in diesem Geschäftsfeld betätigen wollen“, sagt Keppler. Bei der Stadt werde ohnehin gerade an einem Mobiliätskonzept gearbeitet, zu dem auch der Bereich der E-Mobilität gehört.
Dafür würde nicht nur die vorhandene Infrastruktur erhoben werden, sondern auch überlegt, welche Nachfrage es in Zukunft geben wird und wie die Stadt darauf reagieren möchte.