Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Trauer um einen Hausarzt mit Leib und Seele
Nach dem plötzlichen Tod von Dr. Norbert Langhammer könnte ein Nachfolger die Hausarzt-Not abwenden
BAD SAULGAU - Der Bad Saulgauer Allgemeinarzt Dr. Norbert Langhammer ist am Samstag im Alter von 67 Jahren plötzlich und völlig unerwartet verstorben. Mit ihm verliert Bad Saulgau einen engagierten, den Patienten zugewandten Hausarzt. Sein Tod reißt in die bereits schwierige Versorgung mit Hausärzten in der Region Bad Saulgau eine weitere Lücke. Die Lage bei der Versorgung mit Hausärzten spitzt sich dramatisch zu. Die Hinterbliebenen von Norbert Langhammer suchen auch deshalb nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für die HausarztPraxis.
Damit führen die Hinterbliebenen - Norbert Langhammer hinterlässt eine Frau und zwei Söhne - die Bemühungen von Norbert Langhammer fort. In einem Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“hatte er noch wenige Tage vor seinem Tod betont, wie wichtig es ihm ist, dass die Patienten seiner Praxis in der Poststraße in Bad Saulgau weiter gut versorgt bleiben. Bis zuletzt blieb auch ein Hauch von Hoffnung, dass es doch noch einen Arzt gibt, „der auf den fahrenden Zug aufspringen möchte“.
Zwei Jahre lang war Norbert Langhammer über viele Kanäle auf der Suche. Mit „Neue Ärzte braucht das Land“warb er mit dem Reiz der Arbeit des Landarztes, seiner eingeführten Praxis und dem Charme von Bad Saulgau auf einer Homepage um einen Nachfolger. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg war in die Suche eingebunden. Bislang hatten alle Bemühungen keinen Erfolg. Damit ging es ihm nicht anders als seinen bereits früher ausgeschiedenen Kollegen Dr. Lächelt und Dr. Krüger. Auch sie mussten ihre Hausarztpraxen aus Altersgründen ohne Nachfolger auflösen. Dennoch hoffen die Angehörigen auf einen Arzt, der in allerletzter Minute die Chance der Nachfolge ergreift.
Norbert Langhammer hatte den geordneten Rückzug aus der Praxis bereits vorbereitet. Noch bis Ende Januar, so sein letzter Plan, wollte er weitermachen. Mit 67 Jahren hatte er die Altersgrenze überschritten, nach einer schweren Krankheit war er gesundheitlich angeschlagen.
Norbert Langhammer war seine Praxis und seine Tätigkeit als Allgemeinarzt eine Herzensangelegenheit. Nach seinem Studium in Würzburg und Freiburg und weiteren Stationen als Arzt in Kliniken in den Abteilungen Innere Medizin, Chirurgie und Anästhesie kam er durch die Empfehlung eines Klinikpatienten in Kontakt mit einem Arzt für Allgemeinmedizin. Über den Vertretungsdienst kam er seinem Traum näher, Allgemeinarzt mit eigener Praxis zu werden. Den verwirklichte er sich 1986 im elterlichen Haus in der Poststraße. Ideenreich und für damalige Verhältnisse funktional stimmig, gestaltete er die frühere Wohnung im ersten Obergeschoss in eine Arztpraxis um. Mit vielen Diensten als Notarzt und an Wochenenden oder regelmäßigen Kontakten schuf er sich sein Netzwerk und baute sich einen ansehnlichen und treuen Patientenstamm auf. „Es war ein sehr erfülltes Leben als Hausarzt mit vielen schönen Begegnungen, bei denen Leib und Seele beteiligt waren.“So blickte er noch zuletzt positiv auf seine berufliche Tätigkeit zurück. Seine Patienten bedeuteten ihm viel. Ihn schmerzte es, dass er zuletzt vielen, auf die Frage, wie es weitergeht, antworten musste: „Ich kann es Ihnen nicht sagen.“Hausärzte führen inzwischen Wartelisten, wenn sich neue Patienten bei ihnen anmelden.
Für ein nicht ganz abruptes Ende will nun Dr. Iris Göttlich-Hinger sorgen. Die Ärztin arbeitet in der Praxis mit Norbert Langhammer zusammen. Auch sie will demnächst in den Ruhestand. Nach dem tragischen Tod will sie aber noch, „bis Ende des Jahres die Patienten der Praxis im Notbetrieb weiter versorgen“. Wie es dann weitergeht, hätte nur ein möglicher Nachfolger in der Hand.
Die Not der Versorgung mit Hausärzten sieht auch die kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg in der Region Bad Saulgau. Bislang liegt der Versorgungsgrad bei Hausärzten bei 87 Prozent. Bleibt die Praxis Langhammer ohne Nachfolger, verschlechtert sich die Versorgungslage in der Region abermals. „Das ist schon dramatisch“, sagt die Sprecherin der Vereinigung, Swantje Middeldorff.
Aber Bad Saulgau ist mit dieser schwierigen Situation nicht allein.
„Im ganzen Land fehlen Hausärzte, inzwischen sogar in städtischen Gebieten.“Mit ihrem Programm „Ziel und Zukunft“unterstützt die Kassenärztliche Vereinigung die Ansiedlung von Hausärzten. Bislang gibt es diese Förderung in der Region Bad Saulgau noch nicht, weil die Lage in anderen Regionen noch dramatischer sei. Ob in der nun noch schwierigeren Versorgungslage die Förderung einer Ansiedlung für die Region Bad Saulgau möglich ist, werde man prüfen, so Middeldorff.