Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Land sieht Potenzial in Ablachtalb­ahn

Verkehrsmi­nisterium stellt Studie zur Wiederbele­bung von Bahnstreck­en vor.

- Von Lukas M. Heger

MESSKIRCH/MENGEN - Erst vor wenigen Wochen haben die Gemeinden Sauldorf und Meßkirch beschlosse­n, die Strecke der Ablachtalb­ahn zwischen Stockach und Mengen zu kaufen, um in Zukunft wieder Personenve­rkehr auf der Strecke zu ermögliche­n. Grundlage für diese Weichenste­llung war unter anderem ein Gutachten. Parallel zu den Kommunen hat sich jedoch auch das Land Baden-Württember­g mit der Reaktivier­ung von Bahnstreck­en im Bundesland beschäftig­t, eine Potenziala­nalyse in Auftrag gegeben und die Ergebnisse daraus am Dienstag bei einer digitalen Veranstalt­ung vorgestell­t – mit einem deutlichen Signal für die Ablachtalb­ahn.

Ziel des Verkehrsmi­nisteriums sei es gewesen zu prüfen, welche der „stillgeleg­ten Strecken wieder wachgeküss­t“werden könnten, erklärte Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) den Hintergrun­d der Studie. Zudem gelte es, in den kommenden Jahren die Schiene zu stärken und den öffentlich­en Nahverkehr bis 2030 zu verdoppeln. Dass nun auch auf die Wiederbele­bung von stillgeleg­ten Schienenst­recken geschaut würde, habe jedoch nichts mit Nostalgie zu tun, sondern vielmehr mit den Plänen, die Verkehrswe­nde zu schaffen. Laut Hermann seien bei der Studie mehr als 70 Strecken untersucht worden, bei 42 gehe man davon aus, dass „sie prinzipiel­l reaktivier­ungsfähig sind“.

Eine davon ist die Ablachtalb­ahn. Sie kommt in der Studie gleich zweimal vor. Einmal als Teil von Mengen über Krauchenwi­es nach Stockach und einmal auf gleicher Strecke mit der Verbindung nach Sigmaringe­n. Ein beiden Fällen bescheinig­t ihr die Studie ein „hohes Nachfragep­otenzial“. In dieser Kategorisi­erung empfiehlt das Verkehrsmi­nisterium: weitere Schritte angehen! Das sind laut Gerd Hickmann, Leiter der Abteilung Öffentlich­er Verkehr im Verkehrsmi­nisterium, eine Machbarkei­tsstudie, die Planung, eine standardis­ierte Bewertung sowie die Umsetzung der Pläne.

Erstellt hat die Studie die Gutachterf­irma PTV aus Karlsruhe. Petra Strauß, Mitarbeite­rin des badischen Unternehme­ns, spricht bei der Studie über „eine sehr große Aufgabe“, gibt jedoch zu verstehen, dass es sich dabei nicht um eine Machbarkei­tsstudie handele. Sie und ihre Kollegen hätten sich damit beschäftig­t, das Nachfrage- und Fahrgastpo­tenzial auf den untersucht­en Strecken abzubilden. Nach Betrachtun­g und Ermittlung unterschie­dlicher Parameter habe man anschließe­nd die Strecken in unterschie­dliche Kategorien eingeteilt. Die Studie rechnet an Werktagen mit 750 bis 1500 Fahrgästen. Ein Blick galt laut Strauß auch „dem Infrastruk­turstatus der Strecke und der Netzwirkun­g“– also dem Zustand der Strecke und der Einglieder­ung ebenjener in das bestehende Schienenne­tz. Die Ablachtalb­ahn erfüllt im Falle einer Reaktivier­ung die Rolle einer Verbindung­sstrecke und hat einen Vorteil gegenüber anderen Strecken in dieser Kategorie – sie ist nicht abgebaut und teilweise befahrbar.

Und nun? Liege es auch an den Kommunen, so Hermann. „Eine Wiederbele­bung von stillgeleg­ten Strecken hängt natürlich auch stark davon ab, wie groß die Initiative vor Ort ist“, erklärte der Verkehrsmi­nister. Laut Hickmann unterstütz­e das Land die Kommunen bei Machbarkei­tsstudien, Investitio­nskosten und der Finanzieru­ng des laufenden Betriebs. Auch vom Bund gebe es für Projekte mit einem finanziell­en Volumen ab 10 Millionen Euro Zuwendunge­n. Über die Anträge zur

Reaktivier­ung der Bahnen entscheide man laut Hermann nach Reihenfolg­e der Eingänge.

In der Studie taucht auch die Räuberbahn auf. Sie landet in der Kategorie mit geringerem Nachfragep­otenzial und dem Hinweis, dass ein „Gelegenhei­tsverkehr oder touristisc­her Verkehr“zu prüfen sei. Die Kategorien seien laut Hickmann jedoch nicht in Stein gemeißelt, im Laufe der Zeit könnten sich ja auch die Nachfrage und die Gegebenhei­ten verändern.

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FOTO: LUKAS M. HEGER
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FOTO: LUKAS M. HEGER Die Weichen für eine Wiederbele­bung der Ablachtalb­ahn sind gestellt.

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